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10 Tipps für Motorradneulinge

10 Tipps für Motorradneulinge: Dinge, die dir so keiner sagt, wenn du mit dem Motorradfahren anfängst. Worauf mußt du dich einstellen?

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

 Motorradfahren ist wunderschön, aber …

Wie schön ist doch das Leben auf zwei Rädern mit einem tüchtigen Motor zwischen den Knien. Immer mehr Leute entdecken das, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Umfeld. Für die meisten ist es eine neue Welt, mit der sie sich erst nach und nach vertraut machen müssen. Nicht einfach, aber machbar.

Um auszubrechen, mußt du dir dein eigenes Universum schaffen.
—  Philippe Starck, französischer Designer

Um dir den Einstieg zu erleichtern, habe ich für dich 10 Merkpunkte zusammengetragen – Dinge, die dir so keiner sagt, wenn du mit dem Motorradfahren anfängst. Hier sind meine Tipps für Motorradneulinge:

1. Motorradfahren ist etwas anderes als Autofahren

Wenn Du Auto fahren kannst, heißt das noch lange nicht, daß du auch Motorrad fahren kannst. Es reicht nicht, die Verkehrsregeln zu kennen und die Dynamik des Fahrens zu respektieren. Motorradfahren ist sicher keine Geheimwissenschaft. Für dich ist es aber eine neue Welt, die du dir im vertrauten Verkehrskosmos untertan machen mußt.

Angefangen damit, daß du dich auf dem Motorrad den Unbilden von Wind und Wetter aussetzt. Dicke, unförmige Klamotten und Helm über eine längere Zeit zu tragen ist vielleicht neu für dich. Dazu mußt du höllisch aufpassen, daß dir nichts passiert, denn du hast du ja keinen schützenden Metallkäfig um dich herum wie im Auto. Vor allem mußt du noch lernen, mit der Maschine nicht nur physisch umzugehen, sondern sie nach deinem Willen zu beherrschen. Das ist die größte Aufgabe, die vor dir steht.

Einer der wichtigsten Tipps für Motorradneulinge lautet deshalb: üben, üben und nochmals üben, jedes Mal aufs Neue. Doch ist das keine lästige Pflicht, sondern es macht mit jedem Lernfortschritt mehr Spaß.

2. Suche dir die passende Maschine aus

tipps fuer motorradneulinge: kuenstlerisches motorrad mit pappverkleidung

So sparsam braucht man aber auch nicht zu beginnen: Künstlerische Vorstellung eines Motorrads, gesehen im Musée d’art contemporain in Lyon

Richtig lernen kannst du das Motorradfahren aber nur, wenn du eine eigene Maschine hast, die zu dir paßt, mit der du vertraut bist und von der du genau weißt, wie sie „tickt“. Auch wenn du schon mit geliehenen Maschinen gefahren bist (und vielleicht durch sie Geschmack am Motorradfahren gefunden hast) – aber es ist nicht deine, die du für dich ausgesucht hast und die nur auf dich wartet, um von dir gefahren zu werden.

Zur Maschine selbst: Kaufe dir kein Motorrad, bloß, weil es cool aussieht. Damit wirst du nicht unbedingt glücklich. Kauf dir eine, die zu dir paßt, zu deiner Größe, zu deiner Wesensart und zu deinem Charakter. Nimm dir Muße dazu und probiere die Kandidatinnen ruhig aus. Nimm nicht die Erstbeste, die dir in die Augen sticht. Setze dich drauf, schließe die Augen und checke deinen Körper von oben bis unten durch. Bekommst du dann das Gefühl „Die paßt?“ Der Motorradmarkt gerade hierzulande ist so reich bestückt, daß du garantiert etwas Passendes finden wirst. Gerne auch eine gute Gebrauchte.

Und noch eines: Kauf dir für den Anfang nicht gleich eine dicke Klamotte, sondern etwas Agiles, Beherrschbares. Kein Wildpferd, das im Straßenrodeo mit dir macht, was es will. Keinen Koloß, den du verfluchen wirst, wenn du ihn mühselig am Hang oder auf Kies rangieren mußt. Sondern ein flottes, braves Pferdchen. Ein Upgrade ist später immer noch drin.

3. Kein Motorrad ohne passende Fahrerausstattung

tipps fuer motorradneulinge: motorradfahrer mit helm und motorrad

Zum Motorradkauf rechne gleich mal die Kosten für eine ordentliche Fahrerausstattung dazu.

Zum Kaufpreis mußt du noch den Wert der passenden Fahrerausstattung hinzurechnen. Laß dich nicht gleich zu Exklusivklammotten hinreißen, mache aber auch keine Kompromisse in puncto Sicherheit. Kein Land der Welt bietet dabei eine qualitativ und quantitativ so gute Auswahl wie Deutschland. Bei den bekannten Motorradausrüstern wirst du deshalb nicht nur fündig, sondern auch gut beraten werden.

Helm und Handschuhe, Stiefel und Kombi solltest du unbedingt anprobieren. Preislich brauchst du nicht unbedingt nach den Sternen zu greifen, denn auch in gemäßigter Preislage gibt es bereits sehr ordentliche, sicherheitsgeprüfte Ausstattung. Besonders beim Helm lasse dich eingehend beraten und fahre ihn, wenn möglich, auch zur Probe.

4. Fahre nie ohne Fahrerausstattung

tipps fuer motorradneulinge: grimassierender Motorradfahrer mit Helm vor dem Little Ale Inn Rachel,NV

Hitze darf keine Ausrede sein, ohne Schutzbekleidung zu fahren. Auch nicht an der Area 51 in der Wüste von Nevada.

So simpel und selbstverständlich es klingen mag: Als Motorradfahrer bist du Gefangener deiner Schutzbekleidung. Im hochsommerlichen Stau wirst du unter jeglicher Kombi schwitzen wie ein Ochse. Beim Aufstieg zu einem Aussichtsturm während der Tour wird dir der Saft in die Stiefel laufen. Am Tresen dann die Frage: Wohin mit dem Helm? Und immer schleppt man zu viel Zeug mit sich rum. Daran wirst du dich gewöhnen (müssen).

Bedenke aber: Es ist deine Lebensversicherung. Und stelle dir vor, wie es sich ohne gute Schutzbekleidung anfühlen mag, wenn du den Abgang machst und eine Maschine auf deinen Knochen liegt, die soviel wiegt wie drei Waschmaschinen. Noch Fragen?

5. Du mußt immer sichtbar bleiben

tipps fuer motorradneulinge: abstand halten hinter dem truck

Viiieeel zu nah aufgefahren. Der Trucker sieht dich nicht im Rückspiegel. Was passiert, wenn er plötzlich abbiegt?

Eine hundertprozentige Überlebensgarantie gibt es auf dem Motorrad nicht. Aber du kannst – und mußt – selbst soviel dazu beitragen wie möglich. Als Motorradfahrer gehörst du zu einer gefährdeten Spezies, die von Autofahrern oft schlichtweg „übersehen“ wird. Aus Unaufmerksamkeit und/oder Dummheit, beides mit fatalen Folgen für dich. Unterstelle grundsätzlich jedem Verkehrsteilnehmer das Schlimmste und sei deshalb darauf bedacht, immer und überall so sichtbar wie möglich zu bleiben: durch taktisch klug gewählte Fahrposition im Verkehr, durch auffällige Bekleidung, durch Kommunikation mit potentiellen „Gefährdern“. So können dir schlimme Erfahrungen erspart bleiben.

6. Vergiss die Schönheit

Wer im Alltagsleben an gepflegtes Auftreten gewöhnt ist, darf sich nicht wundern, wenn er auf Tour mit Stubbelkopf aus dem Sattel steigt. Das macht nichts, denn irgendwie gehört es dazu. Wer meint da noch, die Schönheit liege im Auge des Betrachters? Klar, beim Blick in den Rückspiegel.

Man braucht ja nicht gleich mit einer tête zero („Nullkopf“) herumlaufen wie bei der Fremdenlegion. Eine kleine Bürste tut’s da schon für den Haarschopf. Besonders für unsere verehrten Damen auf zwei Rädern, von denen sich so manche für die Saison zu einer praktischen Kurzhaarfrisur entschließt.

7. Du musst „Nein“ sagen können

Sich manche Dinge und Verhaltensweisen kategorisch aus dem Kopf zu schlagen, mag manchem nicht leicht fallen: Alkohol auf der Tour. Sozia ohne gleichen Sicherheitsstandard, zumal, solange du noch keine ausreichende (Mit-)Fahrerfahrung hast. Gruppendynamik bei gefährlichen Unternehmungen. Und nicht zuletzt: Fahren bei unsicherem Straßenzustand. Aber wie stets im Leben: Wenn die anderen wissen, woran sie mit dir sind, geht vieles leichter. Und es erspart Unbill.

8. Du sollst nicht brettern

Motorradfahrer im Geschwindigkeitsrausch

Der Besitz eines Motorrades gibt dir keinen Freibrief, gleich in einen Geschwindigkeitsrausch zu verfallen. Zügig vorankommen ist viel mehr und etwas ganz anderes als rasen. Es ist eine Sache des Kopfes und weniger der Gashand. Deine Grenzen sind entscheidend, nicht die des Motorrades. Und die sind sehr viel enger gezogen als die der Technik. Sicheres Schnellfahren erfordert lange, selbstkritische Übung, am besten durch Streckentrainings unter sachkundiger Anleitung.

9. Du musst mit dem Wetter leben

Zu den beherzten Tipps für Motorradneulinge gehört auch, daß du dich jeder Wetterlage anpassen und die Fahrt eisern durchstehen mußt. Sei darauf gefaßt, daß du bei schönem Wetter losfährst und deine Tour bei Regen und Kälte endet. Da hilft kein Mosern. Du mußt die Dinge nehmen, wie sie kommen und dich dementsprechend wind- und wasserdicht anziehen. Das Geheimnis des Durchstehens liegt darin, in Bewegung zu bleiben.

10. Mache dir ruhig die Hände dreckig

tipps fuer motorradneulinge: werkzeugrolle

Ein Motorrad hat so manches mit einem Pferd gemeinsam. Vor allem seinen Anspruch darauf, daß der Reiter sich gut um es kümmert. Klar, die moderne Technik hat unsere Gefährte sehr viel havariesicherer gemacht und die Gefahr, mit einem Schaden zu stranden ist heutzutage wesentlich geringer als früher. Aber einige wichtige Dinge sollte man schon selbst am Motorrad machen können. Auch, um es besser kennenzulernen und seinen technischen Zustand einzuschätzen: Ein Ölwechsel gehört dabei zu den einfacheren Arbeiten. Mit der Zeit kann man dann selber diverse Einstellungen vornehmen oder die Elektrik durchchecken. Schrauberhandbücher dazu gibt es ja. Vor allem wirst du nach einiger Zeit so vertraut mit deiner Maschine sein, daß du im Fall der Fälle nicht ratlos einem fremdartigen Räderwerk gegenüberstehst.

Fazit

Motorradfahren ist mehr als ein Motorrad kaufen und damit losbrausen. Damit dein Start ins Motorradleben nicht mir einer Enttäuschung endet, mußt du dich mit dieser sehr speziellen Leidernschaft vertraut machen und dich auf die Beschwernisse einstellen, die sie mit sich bringt. Dann aber steht dir eine wunderbare Welt toller Erlebnisse offen.

 

Aktualisiert am 19/04/2021 von Christian

Comments (4):

  1. Lukas Kiermeyr

    12. März 2021 at 12:57

    Servus Christian. Den jungen oder alten Fahranfängern ist dieser Artikel wärmstens zu empfehlen. Obwohl ich schon ein „alter Hase“ bin, war es auch für mich sehr interessant. Bitte mach weiter so. Ich danke Ihnen.

    Antworten
    • Christian

      12. März 2021 at 14:33

      Lieber Lukas, vielen Dank! Ich glaube, es ist nützlich, sich immer mal wieder über selbstverständlich erscheinende Dinge klar zu werden. Schöner noch, wenn man dabei etwas Nützliches weitergeben kann.
      Viele Grüße
      Christian

      Antworten
  2. Volker Englert

    9. Mai 2021 at 17:55

    Gut beschrieben. Noch ein Hinweis für das Fahren in der Gruppe..immer versetzt zum vorausfahrenden fahren und sich nicht „drängeln“ lassen. Ruhig und souverän deinen Stil fahren bei welchem Du dich sicher fühlst.

    Antworten
    • Christian

      9. Mai 2021 at 18:01

      Danke für die Ergänzung! Gruppenfahren ist wirklich ein eigenes Kapitel, bei dem es noch eine ganze Reihe weiterer Dinge zu beachten gilt.
      Gute Fahrt und viele Grüße,
      Christian

      Antworten

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