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Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis

Wie gelingt die Planung einer Motorradtour mit der Geodatenbasis und den spezifischen Informationen der staatlichen Vermessungsämter?

Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten

Planung einer Motorradtour mit Navi und Landkarte

Das Navi ist heute, mehr noch als die Landkarte, wichtigstes Hilfsmittel bei der Tourenplanung. Denn die Technik macht es dem Nutzer idiotisch leicht: GPS-Daten einspeichern oder Zielpunkte eintippen und los geht’s.

Für eine Feierabendrunde im Heimatrevier reicht das sicher aus. Bei längeren Touren bringt man sich aber ein wenig um den Reiz der Vorbereitung. Wenn das Navi „Spannende Route planen“ vorschlägt oder Touren, die tausend andere auch schon so gefahren sind, dann klingt das ungefähr wie die Antwort einer französischen Restaurantbesitzerin auf meine Frage, warum sie denn keine Speisekarte führe: „Lassen Sie sich überraschen, Monsieur! Bei mir wird es Ihnen gewiß schmecken.“ (In der Tat war das Essen zum Niederknien gut. Um das abgelegene Hotel mit Restaurant zu finden, mußte ich mich allerdings eine Stunde mit dem Navi herumquälen.)

Aber so richtig einleben in seine Strecke(n), das geht halt letztlich nur durch Planung mit Landkarte: sich optisch anregen lassen von diversen Routenoptionen, Alternativen finden, Ziele am Rande der Strecke entdecken. Wenn auf diese Weise die Route im Kopf entstanden ist, kann man das Ergebnis getrost in GPS-Daten umsetzen.

Doch hat auch dieses Verfahren eine Schwäche: die meisten Straßenkarten sind für Otto Normalbiker konzipiert und bieten ein Einheitsmenü für alle und jedermann. Aber wenn ich mit meinen Kumpels unterwegs bin, brauche ich keine fett eingezeichneten Kinder-Erlebniswelten und wenn ich klaustrophob hin, keinen Hinweis auf Tropfsteinhöhlen.

Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis

Ein „Plus“ an topographischen Informationen ist deshalb wichtig. Informationen, die nur großmaßstäbliche Spezialkarten bieten, aber wer schleppt die schon mit sich herum?

Da er alle für das staatliche Handeln erforderlichen Geodaten öffentlich verfügbar zu machen wollte, hat der Gesetzgeber mit dem 2012 geänderten Geodatenzugangsgesetz des Bundes (GeoZG, 2009) eine Geodateninfrastruktur geschaffen. Sie besteht aus Geodaten, Metadaten und Geodatendiensten, Netzdiensten und -technologien, Vereinbarungen über gemeinsame Nutzung, über Zugang und Verwendung sowie Koordinierungs- und Überwachungsmechanismen, -prozesse und -verfahren.

Das heißt auf gut Deutsch: Der Staat hat viel Kohle in die Hand genommen und mit unseren Steuergeldern tolles Informationsmaterial gesammelt, aufbereitet und elektronisch verfügbar gemacht. Dieses können wir (mit gewissen Ausnahmen) kostenfrei nutzen. Natürlich kann eigentlich nur ein Staat umsetzen derart komplexe Vorhaben umsetzen, denn sie gehen über das Geschäftsmodell der kommerziellen Anbieter weit hinaus. Soviel kann ich sagen: Da sind tolle Sachen dabei, die zu Entdeckungstouren reizen.

Welche Geodatenbasen gibt es?

Die operative Umsetzung des GeoZG ist im wesentlichen Ländersache. Deswegen gibt es auf Länderebene jeweils Geoportale, in denen die entsprechenden Geodaten – auch länderspezifisch – aufbereitet sind.

Weil ich mich am meisten mit dem Motorrad in Bayern, Brandenburg und Sachsen herumtreibe, selbst nutze ich die Portale dieser Bundesländer. Dabei ist wichtig für die Tour: Bayern und Sachsen stellen ihr Geodaten-Angebot für das Mobiltelefon bereit. Mit diesem Angebot ist man unterwegs voll einsatzfähig. Weitere Bundesländer betreiben eigene Portale, in die ich mich aber noch nicht eingearbeitet habe.

Welche Informationen bietet die Geodatenbasis?

Inzwischen haben mehrere Bundesländer einen eigenen Landesatlas geschaffen (z. B. „Bayernatlas“, Sachsenatlas“), der für jedermann kostenfrei zugänglich ist.

Herzstück dieser Atlanten sind topographische Karten, die sich bis zu einer Auflösung von 10 m hereinzoomen lassen. Ihr Vorteil besteht auch darin, daß man sie sich auch als Luftbild anzeigen lassen kann.

Darüber hinaus lassen sich bei der Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis auch thematische Karten für verschiedene Nutzungszwecke einblenden. Bayern z. B. bietet eine Darstellung aller Schlösser an, in die die Denkmalliste des Landesamts für Denkmalpflege integriert ist. Brandenburg mit seinen mehr als 3.000 Seen listet alle öffentlich zugänglichen Badestellen auf und Sachsen bereitet eine thematische Karte der historischen Stätten vor. Sich hier durchzufummeln, ist eine wahre Entdeckungsreise von zu Hause aus.

Welchen Nutzen bringt mir die Geodatenbasis?

Am liebsten würde ich mir vor Ärger ein Monogramm in den *** beißen, wenn ich auf einer Tour vor lauter Fahrsucht an einem lohnenden Ziel neben der Strecke vorbeigeschossen bin. Dagegen hilft eben nur vorherige Recherche mit Literatur und Internet.

Dann beginnt dann die Feinarbeit mit der Geodatenbasis. Sie kann zwar eine Routenplanung mit Landkarte und Navi nicht ersetzen. Aber sie hilft überall dort, wo ich mit den beiden anderen Hilfsmitteln nicht weiterkomme. Letztlich spart die Tourenvorbereitung mit der Geodatenbasis Zeit und Ärger. Wir kennen das doch:

  • Unausgebaute Wege
    erscheinen auf handelsüblichen Straßenkarten allenfalls als dünner grauer Strich. Das Navi zeigt allenfalls Pünktchen an und grüne Flächen beiderseits des Weges.
  • Kleine Verbindungswege
    über Land erscheinen bei der Streckenplanung mit der Karte attraktiv. Aber sind sie auch befahrbar? Bleibe mich mit meiner dicken Maschine im Sand stecken oder soll ich lieber die leichte Enduro aktivieren?
  • Sonderziele,
    also Denkmäler, Baumriesen o. ä. sind vielfach nicht in der Straßenkarte eingezeichnet. Dann steht man mit der Maschine rätselnd in der Pampa und fragt sich verzweifelt: „Wo soll denn hier das verdammte Hünengrab sein?“
  • Zwischenziele
    lassen sich vor Fahrtantritt mit der Geodatenbasis wunderbar auskundschaften. Wo finde ich auf meiner Hitzetour im Hochsommer eine geeignete Badestelle?
  • Lost Places
    Als Relikte einer meist unerfreulichen Vergangenheit finden sich in abgelegenen Gegenden zahllose Liegenschaften, die Neugier wecken oder fotografisch interessant sind. Nur wie kommt man da hin? Eine vorherige Ortserkundung mit der Geodatenbasis hilft hier weiter.

Nutzung der Geodatenbasis in der Tourenpraxis

Zur Planung einer Motorradtour mit der Geodatenbasis hier einige Beispiele aus meiner Tourenpraxis:

1. Zufahrtswege

Auf topographischen Karten lassen sich die Zufahrtswege zu Sonderzielen herausfinden. Luftbildaufnahmen helfen z. B. dabei, interessante Standpunkte für Fotoaufnahmen zu bestimmen.

Göltzschtalbrücke bei Reichenbach im Vogtland auf einer topographischen Karte zur Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis

Göltzschtalbrücke bei Reichenbach i. V. mit Zufahrtsstraßen – Quelle: GeoSN, dl-de/by-2.0

Luftbild der Göltzschtalbrücke bei Reichenbach im Vogtland für die Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis

Luftbild der Göltzschtalbrücke bei Reichenbach i. V. mit Parkplatz auf der rechten Seite. Quelle: GeoSN, dl-de/by-2.0

Göltzschtalbrücke bei Reichenbach im Vogtland nach Planung der Motorradtour mit Geobasis

Die Göltzschtalbrücke bei Reichenbach i. V., die größte Ziegelsteinbrücke der Welt, vom Parkplatz aus gesehen

2. Befahrbarkeit der Wege

Die kartographische Darstellung kleinster Straßen läßt meist nicht erkennen, ob sie mit dem Motorrad befahrbar sind. Reicht selbst eine großmaßstäbliche Darstellung (z. B. 1 : 10.000) nicht aus, kann ein Luftbild Klarheit schaffen. Bestehende Verkehrsregelungen/Beschränkungen sind selbstverständlich einzuhalten.

Topographische Darstellung eines Kanals im Rhinluch, Lkr. Havelland

Die topographische Darstellung eines Kanals im Rhinluch, Lkr. Havelland zeigt keine befahrbaren Wege an. – Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

Luftbild eines LPG-Plattenweges im Lkr. Havelland

Das Luftbild des gleichen Geländeausschnitts zeigt einen befahrbaren LPG-Plattenweg mit einer Landmaschine – Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

Picknick im Rhinluch aufgrund der Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis

Picknick mit Motorrad im Rhinluch: Der zweispurige Betonplattenweg erweist sich als mit dem Motorrad gut befahrbar.

3. Einzelziele

Durch Planung der Motorradtour mit der Geodatenbasis lassen sich herrliche Plätzchen auskundschaften und gezielt anfahren:

Ufer des Großen Stechlinsees bei Neuglobsow, Lkr. Oberhavel

Die topographische Darstellung eines Uferstreifens am Großen Stechlinsee bei Neuglobsow, Lkr. Oberhavel zeigt eine Badestelle. – Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

Uferstreifen am Großen Stechlinsee, Lkr. Oberhavel

Die Auswertung des Luftbildes zeigt einen kleinen Badestrand und Tische/Bänke – Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

Picknick am Großen Stechlinsee in Brandenburg aufgrund der Planung einer Motorradtour mit der Geodatenbasis

Mit der Geodatenbasis ausgekundschaftet: ein idyllisches Picknickplätzchen mit Bänken am Großen Stechlinsee an einem sonnigen Herbsttag

4. Lost Places

Das in dichten Wäldern versteckte Erbe der Vergangenheit wird zunächst nur durch großmaßstäbliche topographische Darstellungen und Luftbilder deutlich. Vielfach ist hier – unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen – eine geführte Besichtigung möglich.

Sicherheitshinweis:
Die Zufahrt zu solchen Objekten kann z. B. wegen der Munitionsbelastung des Geländes verboten sein. Betretungsregelungen sind deshalb unbedingt einzuhalten.

Topographische Darstellung des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Sperenberg, Lkr. Teltow-Fläming

Die topographische Darstellung des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Sperenberg, Lkr. Teltow-Fläming gibt nur eine annähernde Vorstellung von den realen Geländeverhältnissen. – Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

Luftbild des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Sperenberg, Landkr. Teltow-Fläming

Das Luftbild des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Sperenberg, Landkr. Teltow-Fläming zeigt den Kontrast zwischen Geländebedeckung und Fahrwegen. – Geobasisdaten: Geobasisdaten: © GeoBasis-DE/LGB 2019. GB-W 25/19

TomTom 550 mit Anzeige Straße ohne Namen

Ohne Geodatenbasis hilft auch das Navi nicht weiter.

5. Bearbeitung der Kartenausschnitte

Für die weitere Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis zu Hause lassen sich die gewählten Kartenausschnitte weiterverarbeiten: Man kann sie beschriften, mit (Meß-)Linien versehen und ausdrucken. Sehr praktisch.

6. Verlinken und Einbetten und Teilen

Wer seine geographischen Entdeckungen mit anderen teilen oder sie in seinen Internet-Auftritt einbetten möchte, kann dies gleichfalls tun. Auf entsprechende Auswahl hin erscheint eine URL zur Verlinkung bzw. ein Code für die Einbettung in die Website.

Fazit

Ich finde, die Planung einer Motorradtour mit Geodatenbasis ist eine innovative, leicht handhabbare Ergänzung zur Tourenvorbereitung mit Landkarte und Navi. Sie reizt ein bißchen den Spieltrieb. Das schönste Ergebnis ist aber, daß man sich am Ende schon ein wenig in die kommende Tour eingelebt hat und anschließend das Fahren noch intensiver genießen kann.

Aktualisiert am 12/10/2021 von Christian

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