Eine Motorradtour zur Havelquelle über einsame Landstraßen im Müritz-Nationalpark gehört zu den schönsten Strecken in Norddeutschland. Wo geht es lang?
Geschätzte Lesedauer: 4 Minuten
Mit dem Motorrad zur Havelquelle
Wer Motorradfahren auf englischen country lanes erlebt und genossen hat, kann auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern fündig werden. Eine Motorradtour zur Havelquelle im Müritz-Nationalpark verlockt mit verschlungener Sträßchen, Alleen, Buschreihen und überraschenden Ausblicken nach jedem Waldstück und jedem Hügel.
Seen ohne Ende, idyllische Flüßchen und versteckte Kanäle begleiten den Weg in ein Landschaftsparadies. Die Strecke ist gesäumt von malerischen Dörfern, einladenden Restaurants am Wasser und Rastplätzen, von denen aus man die Natur in vollen Zügen genießen kann.
Streckenführung
Oranienburg – Gransee – Groß Woltersdorf – Zernikow – Altglobsow – Tiefenbrunn – Fürstenberg – – Steinförde – Strasen – Priepert – Ahrensberg – Wesenberg – Useriner Mühle – Neustrelitz – Adamsdorf – Kratzeburg – Pieversdorf – Havelquelle – Kratzeburg – Granzin – Babke – Wesenberg – Köpernitz – Lindow (Mark) – Vielitz – Grieben – Herzberg (Mark) – Sommerfeld – Oranienburg. 223 km
Die .gpx-Datei zum Nachfahren findest Du hier.
Zeitbedarf für eine Motorradtour zur Havelquelle
6 Stunden + extra Zeit für Pausen, zum Schauen und zum Fotografieren. Auf den zahlreichen Pflasterstraßen, Wirtschafts- oder Sandwegen kommt man jedoch nur im Innenstadttempo voran. Deswegen richtet man sich am besten nach der alten Faustregel: 1 Minute pro Kilometer. Das macht rechnerisch einen Schnitt von 60 km/h. Damit kommt man gut hin.
Die Strecke läßt sich meistenteils zügig fahren. Allerdings muß man sich zwischen Neustrelitz und der Havelquelle auf feldsteingepflasterte Holperstrecken, Plattenwege und sandige Pisten einstellen. Diese stellen jedoch mit der nötigen Vorsicht und angepaßter Geschwindigkeit keine überwältigende fahrerische Herausforderung dar.
Ortskundige werden sich wundern, warum ein gutes Stück der Anfahrt der Motorradtour zur Havelquelle auf der Bundesstraße 96 von Oranienburg nach Gransee verläuft. Der Grund ist ganz einfach:
- Es läßt sich im Rahmen einer Tagestour auf dieser Expreßstrecke Zeit sparen, die man später im viel schöneren Müritz-Nationalpark übrig hat.
- Es gibt in Nordrichtung kaum zielführende Parallelstraßen, auf die man ausweichen könnte.
- Man kann zwar ganz schön im Hinterland links und rechts der B 96 herumkurven. Aber das kostet viel Zeit. Deshalb sollte man diese Varianten lieber mit einer Tour Richtung Uckermark kombinieren.
Die so gesparte Zeit läßt sich vielleicht in eine Kaffeepause am See investieren, z. B. im „Seeblick“ an der Useriner Mühle.
Die „Havelquelle“ im Müritz-Nationalpark
Die „Havelquelle“ im Müritz-Nationalpark sollte man trotz ihres vielversprechenden Namens nicht überschätzen. Sie ist nett anzusehen und auch schön touristisch angelegt. Aber letztlich ist es ein Gully, aus dem Wasser quillt, umrahmt von großen Feldsteinen mit den Wappen der Havelstädte.
Sei’s drum: Es ist ein wunderschönes Plätzchen, es macht einfach Spaß, dort zu sein, und seine untergegangenen schulischen Geographiekenntnisse kann man auch noch gleich auffrischen. Inklusive der Wasserscheide Nord-/Ostsee, die sich gleich daneben befindet.
Naturenthusiasten und Wasserratten begeben sich am besten ein paar Meter weiter zur Badestelle am Mühlensee, die der Seele alles offeriert, was sie zum Baumeln braucht.
Auf der Motorradtour zur Havelquelle fährt man ein Stück die Alte Salzstraße entlang, die hier früher von der Ostsee bis nach Griechenland verlief. Einen kurzen Stop legen wir bei der Schafstall-Ruine „Neue Mühle“ ein. Es ist dies Teil des früheren Dorfes Liepen, einer Wüstung aus dem Dreißigjährigen Krieg. Der zerstörte Ort wurde aufgegeben und nicht wieder aufgebaut.
Rückfahrt nach Berlin
Die schönen Erlebnisse fordern ihren Tribut in Form längerer Holperstrecken. Aber wer da entlang fährt, wird sofort sehen, wie er damit klarkommt. Rheinsberg ist immer einen Zwischenstop wert. Wer nicht widerstehen kann, sollte sich in die EiZmanufaktur locken lassen:
Stadt und Schloßpark überlasse ich heute lieber den Touristenscharen, die aus den zahlreichen Reisebussen quellen.
Südlich von Lindow machen wir, dem ländlichen Charakter unserer Tour entsprechend, einen Schlenker über Vielitz. Am Südufer des Sees kann man sich in der Abendsonne auf die letzte Etappe der Heimfahrt vorbereiten.
Bei einer Motorradtour zur Havelquelle nicht zu vergessen
Die Zielregion ist landschaftlich außerordentlich reizvoll und deshalb auch touristisch erschlossen. Deshalb sollte man an folgendes denken:
- Im Sommer Badezeug mitnehmen. Hinter jeder Ecke lauert ein toller See, der beschwommen sein will.
- Die Gegend ist ideal für romantische Picknicks. Wer nichts von zuhause mitgenommen hat, kann sich zweckmäßigerweise in Neustrelitz bei den üblichen Verdächtigen verproviantieren. Der Zeitaufwand dafür ist minimal und es lohnt sich auf jeden Fall.
- Möglicherweise möchte man im Quellgebiet der Havel noch weitere Sand- und Waldsträßchen erkunden (lohnt sich!). Diese sind aber auf den meisten Karten nicht verzeichnet. Und das Navi spuckt nur Fragezeichen aus. Wer sich ernsthaft mit dem Gedanken trägt, dort zu vagabundieren, sollte sich eine Radwanderkarte besorgen und diese bei der Tourvorbereitung mit Google Maps o. ä. abgleichen.
Aktualisiert am 10/05/2022 von Christian