Eine Motorradtour zur Dahmequelle ist gut für beides: Fahren und Schauen. Am Rande einsamer Straßen gibt es viel zu entdecken. Und Fahrspaß!
Streckenplanung der Motorradtour zur Dahmequelle
Eine Motorradtour zur Dahmequelle bestätigt wieder einmal die alte Erfahrung: Auch einfache Dinge können zum Erlebnis werden. Wenn sich zum Beispiel eine frühlingshafte Landstraße mit blühenden Büschen und Bäumen schmückt, wenn kleine Schilder auf unvermutete Sehenswürdigkeiten verweisen. Oder wenn wir bei einer Kaffeepause mit netten Einheimischen ins Gespräch kommen und dabei Geheimtipps für unsere weitere Tour erfahren.
Schon in der näheren Umgebung der eigenen Stadt gelingt dies. Deshalb folgen wir der 95 km langen Dahme von ihrer Mündung in die Spree neben dem Schloß Köpenick südwärts. Dabei durchfließt sie eine Kette von Seen, die alleine schon einen Besuch wert sind. Soweit möglich, wollen wir ihren Verlauf mit dem Motorrad abfahren.

Dahmemündung in Köpenick. Im Hintergrund der Fernsehturm am Alexanderplatz
In seinem Oberlauf versteckt sich allerdings das noch unscheinbare Flüßchen zwischen unzugänglichen Feldern und Wäldern, bis man ihm in dem nach ihm benannten Städtchens Dahme (Mark) an seiner Quelle wieder auf die Spur kommt. Aber wie gelangt man mit dem Motorrad am besten dorthin?
Streckenführung
Die zugehörige .gpx-Datei zum Nachfahren findest Du hier.
Großbeeren – Diedersdorf – Blankenfelde – Jühnsdorf – Glienick – Schünow – Nächst Neuendorf – Mellensee – Klausdorf – Wünsdorf – Sperenberg – Fernneuendorf – Kummersdorf Gut – Horstwalde – Paplitz – Kemlitz – Groß Ziescht – Damsdorf – Glienig – Görsdorf – Schlagsdorf – Kemlitz – Dahme – Schwebendorf – Kolpien – Dahmequelle.
Rückfahrt:
Dahme (Mark) – Falkenberg – Pitschen-Pickel – Wildau-Wentorf – Drahnsdorf – Falkenhain – Golßen – Klasdorf – Glashütte – Dornswalde – Radeland – Baruth – Neuhof – Wünsdorf – Zossen – Nächst Neuendorf – Glienick – Groß Schulzendorf – Wietstock – Löwenbruch – Großbeeren. 237 km
Pyramide in Grossbeeren
Unsere Motorradtour zur Dahmequelle startet an einem markanten Punkt, der vielen unbekannt ist: an der Bülow-Pyramide Großbeeren (Ruhlsdorfer Straße, 14979 Großbeeren). Die Pyramide ist ein Denkmal in Erinnerung an die Schlacht bei Großbeeren gegen die napoleonischen Truppen am 23. August 1813.
Was auf der Tafel geschrieben steht, sollte uns bei unserer Weiterfahrt am besten nicht beeindrucken:
Nach 4 km kommen wir an einem weiteren denkwürdigen Ort vorbei, den wir aber heute mal rechts liegen lassen: dem Biergarten von Schloß Diedersdorf.
Anschließend biegen wir am Ortseingang von Blankenfelde rechts auf eine kleine Landstraße ab, unterqueren den Berliner Autobahnring Süd und gelangen über Jühnsdorf und Groß Schulzendorf und Nächst Neuendorf nach Zossen. Hier war einst, seit Kaisers Zeiten und später bei den sowjetischen Truppen, der Sitz des Großen Hauptquartiers.
Hinter dem Ort Mellensee folgt die Straße dem gleichnamigen Gewässer. Von der Ortsdurchfahrt aus gibt es Zufahrten zum See. Wer hier eine Picknickpause einlegen will, findet eine wunderschöne Uferlandschaft vor, samt Badegelegenheit im Sommer.
Sperenberg: Brocken, Bunker und Runways
Weiter geht’s auf unserer Motorradtour zur Dahmequelle über Klausdorf nach Sperenberg. An der Gabelung in der Ortsmitte erinnert auch hier eine Gedenktafel auf einem massiven Findling an die Befreiungskriege 1813.

Gedenkstein in Sperenberg
Wer nach rechts in das Waldgelände eindringen wollte, fände dort den ehemaligen Großflugplatz der Sowjettruppen vor. Er war seinerzeit als Standortoption für den neuen Flughafen BER im Gespräch.
Entlang dem Gelände der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf fahren wir bis Kummersdorf Gut.
Binnendüne in Horstwalde
Hier biegen wir schräg links ab nach Horstwalde. Hinter dem Ort erstreckt sich links der K 7225 auf einen halben Kilometer eine geomorphologische Besonderheit: Die Parabeldüne von Horstwalde. Sie zählen zu den schönsten Dünenkomplexen Deutschlands und ist für Brandenburg von der Art und Größe sowie der flächenhaften Ausdehnung einmalig.

Parabeldüne bei Horstwalde
Historische Kfz-Teststrecke Horstwalde
Ist jemand technisch interessiert? Dann empfiehlt sich ein Stop an der Versuchsstelle für Kraftfahrt. Unter Nutzung der Dünenhänge entstand sie in Horstwalde ab 1938. Ganz modern, mit Steigungsbahnen, Kletterhindernissen, Watbecken und Verwindungsbahnen. Hier wurde so ziemlich alles an besonderen Fahrzeugen getestet, was auf Rädern und Ketten rollte. Die Anlage in ihrer heutigen Form kann auf Anfrage besucht werden.
Die Quelle der Dahme
Der weitere Verlauf unserer Motorradtour zur Dahmequelle bietet wieder Gelegenheit zum ungehinderten Fahren durch ausgedehnte Wälder. Nach Überquerung der B 102 ostw. Dahme (Mark) über Schwebendorf nach Kolpien. Weithin zeigt eine Holländermühle die Lage des Zielortes an.

Holländermühle in Kolpien
Vom ostwärtigen Ortsausgang aus führt eine unbefestigte, aber gut zu fahrende Straße 1 km auf den Waldrand zu. Am besten läßt man die Maschine dort stehen und wandert links 500 m am Waldrand entlang, bis man auf ein Rasthüttchen trifft.

Feldweg bei Kolpien zur Dahmequelle

Rast an der Dahmequelle
Wenn man hier man wiederum links abbiegt, steht man nach 50 Metern vor einer kleinen Waldschlucht, in der sich trübes Wasser sammelt. Hier entspringt die Quelle der Dahme. Die häufigsten Besucher scheinen Wildschweine zu sein, die hier eine perfekte Suhle gefunden haben.

Dahmequelle bei Kolpien
Weiter oben ist ein Schild angebracht, das anscheinend von einem sehr heimatbewußten Zeitgenossen früherer Jahre angebracht wurde:
Schloss Golssen
Der Rückweg unserer Motorradtour zur Dahmequelle beginnt mit einem westlichen Bogen über Dahme (Mark). Hier zeigt sich die Dahme schon als bescheidenes Flüßchen.

Die Dahme wird zum Flüßchen in Dahme (Mark)
Die weitere Strecke durch die westliche Niederlausitz bis Golßen ist zwar unspektakulär, aber auch unproblematisch zu fahren. Ein guter Ausgleich nach dem Besichtigungsprogramm auf der Hinfahrt.
An der Einmündung unserer Strecke auf die B 96 bietet sich ein trauriger Anblick: das seit Jahren leer stehende klassizistische Herrenhaus Golßen mit seinem heruntergekommenen Landschaftspark. Wer eine kleine Pause einlegen will, findet in diesem grünen Idyll eine gute Gelegenheit dazu.

Schloß Golßen
Museumsdorf Glashütte
Dann geht es auf der B 96 nordwärts bis Klasdorf. Dort überqueren wir die Eisenbahnstrecke, durchqueren das Dorf und gelangen nach einem Kilometer in das im Wald gelegene Museumsdorf Glashütte.
Wer Zeit und Lust hat, sich über die Geschichte der Glashütte und die Glasmacherei zu informieren, sieht sich hier bestens bedient. Am Ofen kann man Glasmachern bei der Arbeit zuschauen.

Glasmachermuseum in Glashütte bei Baruth (Mark)
Was kaum jemand weiß: In Glashütte wurde Reinhold Burger geboren, der als späterer Fabrikant von Labor-Glasgeräten die Thermosflasche erfand. Sein Gefäß mit doppelten, einen luftleeren Hohlraum umschließenden Wandungen ließ er 1903 in das Patentregister eintragen.
Zu seinem Andenken drehe ich die Kappe meiner Thermosflasche ab und gönne uns einen guten Schluck heißen Kaffee, ohne den ich nie losfahre.
(Ehemaliges) Großsteingrab bei Löwenbruch
Auf der B 96 fahren wir weiter nordwärts bis Zossen, wo sich der Kreis unserer Strecke schließt: In Groß Schulzendorf geht es dann links ab über Wietstock nach Löwenbruch. Hinter dem Ortsausgang liegen an einer Rechtskurve die Reste eines Großsteingrabes aus der Jungsteinzeit. Allerdings muß man wohl schon Prähistoriker sein, um mit dieser Fundstelle etwas anfangen zu können.
Auf der weiteren Strecke lohnt ein kurzer Stop am Schloß Genshagen, in dem sich eine vom Bund getragene Stiftung dem internationalen Kulturaustausch widmet. Der weitläufige Park lädt zu einer Rast ein.

Schloß Genshagen bei Ludwigsfelde
Schinkel-Tabernakel von Grossbeeren
Ein paar Kilometer weiter endet unsere Motorradtour zur Dahmequelle an ihrem Ausgangsort in Großbeeren. Neben der Kirche steht das sog. Schinkel-Tabernakel, ein Denkmal für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in Form eines gotischen Tabernakels, 6 m hoch und 3,5 t schwer. Ein gleiches Denkmal steht in Niedergörsdorf, Lkr. Teltow-Fläming.

Schinkel-Tabernakel in Großbeeren
Aktualisiert am 23/05/2022 von Christian