Eine kurvenreiche Motorradtour in die Drôme Provençale verlockt auf dem Weg ans Mittelmeer mit außergewöhnlichem Reisespaß abseits der großen Straßen.
Drôme Provençale: Eine fahrerische Delikatesse abseits der Autobahn
Eine Motorradtour in die Drôme Provençale offenbart dem Reisenden auf dem Weg nach Süden zweierlei: herrliche Motorradstrecken und eine wunderschöne mediterrane Landschaft. Deshalb ist es schade, daß die meisten ohne Pause auf der Autobahn Richtung stur ans Mittelmeer durchbrettern. Folgt uns deshalb auf einem Abstecher in diese blühende Landschaft.
Der Ratschlag unserer Freunde war ebenso nachdrücklich wie eindeutig: „Auf keinen Fall solltet Ihr die Zeit der Lavendelblüte in der Drôme Provençale versäumen. Am besten Ende Juni/Anfang Juli. Sonst ist es zu spät“. Die Lavandula angustifolia kennen wir eigentlich nur von Omas Duftwässerchen her, aber das Original?
Was also tun? Man nehme
1. eine Flasche Côte du Rhône als Planungshilfe
2. die Michelin-Départementkarte Nr. 332 als Planungsunterlage
3. ein Navigationsgerät und lade es mit den Streckendaten.
Motorradtour in die Drôme Provençale
Die zugehörige .gpx-Datei zum Nachfahren findest Du hier.
Lyon – Montélimar – Staint-Gervais-sur-Roubion – Salettes – Souspierre – Dieulefit – Montbrision-sur-Lez – Taulignan – Grignan – Aiguebelle – Montélimar – Lyon. 470 km
Von der Autobahn ins Hinterland
Doch vor dem Duft kommt aber erst einmal die Hitze. Dann der Urlaubsverkehr auf der Autobahn, den wir im Riesenslalom bewältigen. Schließlich reicht es uns aber doch und wir schlagen uns bei Tain l’Hermitage in die Büsche. Dort empfangen uns leere Landstraßen und eine bukolische Sommerlandschaft. Bei 35° lädt der kühlende Schatten alter Bäume zum Picknick mit anschließendem Nickerchen ein.
Motorradtour in die Drôme Provençale
Dadurch erfrischt, passieren wir malerische Dörfer. Dann weht die nachmittägliche Luft einen intensiven Lavendelduft durch das Visier – und das Auge sieht nur noch blau, blau, blau. Auf abgelegenen Kurvensträßchen erreichen wir ein lauschiges Flußtal, durchzogen von den ortsüblichen Lavendelfeldern. Dann ist es wegen der Hitze wieder Zeit für eine Trinkpause mit Marscherleichterung:
Anschließend genießen wir die sanften Schwünge, die uns auf dem Landsträßchen nach Taulignan bringen. Wegen der Hitze sparen wir uns auch hier einen Spaziergang in Motorradstiefeln und erkunden stattdessen das Städtchen lieber vom Sattel aus. Dabei lauert Christine achtern immer schußbereit mit der Kamera:
Doch in Grignan, der Lavendelhauptstadt, wird uns langsam das Kreuz lahm. Trotzdem machen wir Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné unsere Aufwartung, einer der gebildetsten Damen des 17. Jahrhunderts, die in diesem Städtchen ihren Stammsitz hatte.
Eine wunderbare Gegend. Wein mischt sich hier mit Lavendel. Ein erhebender Anblick:
Die Schätze der Region aus dem Kloster
Durch bergigen Mischwald erreichen wir, nach Anlick eines kapitalen Rehbocks, die ehrwürdige Zisterzienserabtei Aiguebelle. In der sehr nüchternen, aber durch ihre klare frühgotische Architektur beeindruckenden Klosterkirche finden wir Stille, Einkehr und wohltuende Kühle.
Schweigend und innerlich bereichert betreten wir den Klosterladen, der eher schon einem Klostersupermarkt gleicht: Die französischen Klöster benediktinischer Observanz haben sich zu einer Genossenschaft zusammengetan, über die sie ihre selbst hergestellten Produkte vermarkten: Kräuteressenzen, Liköre, Konserven, Seifen, Devotionalien und vieles mehr.
Dort erstehen wir für unsere Kinder zwei Bildchen des Heiligen Expedit. Der Schutzheilige aller Trödler und Weltvergessenen soll sie an die pünktliche Erledigung ihrer Aufgaben erinnern. Ein Besuch lohnt des Ladens sich auf jeden Fall.
Abschluß der Motorradtour in die Drôme Provençale
Allmählich spüren wir die vielen Kilometer und die vielen Kurven in den Knochen. Eigentlich möchten wir jetzt nur noch in irgendeinem nahegelegenen Romatikhotel die Knochen ausstrecken („Ohr an Masse“), anschließend durch die Dusche marschieren und uns dann eingehend der wohlbestückten Speisekarte des Restaurants widmen.
Aber nix da! Leider. Auf uns warten noch 120 km Autobahn. Wir bewältigen Sie mit Anstand und zwei Espresso aus dem Automaten an der Tankstelle. Zu Hause schließt sich der Kreis, so wie er begonnen hatte: mit einer Flasche Rotwein. Und dann endlich „Ohr an Masse“. Aber mit vielen schönen Erinnerungen in Morpheus‘ Armen.
Aktualisiert am 17/05/2022 von Christian