Motorrad Reiseblog mit Touren, Tipps & Tricks

Architektur und Musik in Brandenburg

Eine Motorradtour in Brandenburg zu Architektur und Musik führt an Orte, die kaum jemand kennt. Überraschungen und Fahrspaß sind garantiert. Wohin also? 

Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Den Weg in den Süden Brandenburgs finden echte Berliner eigentlich nur im Sommer, wenn es an einem der reizvollen Badeseen geht. Oder zum Wandern und Pilzesammeln in den Wald. Viel zu schade, denn entlang der Strecke gibt es weit mehr zu entdecken als man der einsamen Landschaft  zutrauen würde. Denn Architektur und Musik in Brandenburg sind für viele leider ein weißer Fleck auf der individuellen Landkarte.

Deshalb wollen wir diesem Manko abhelfen mit einer Tour zu Architektur und Musik in Brandenburg: Auf kleinen Nebenstraßen, durch Wälder und Alleen. Dort sind Überraschungen und Fahrspaß garantiert. In einer langen Kehre fahren wir von Berlin aus nach Süden bis Jüterbog, von dort aus nach Osten bis Dahme (Mark) und durch die Seenlandschaft wieder zurück nach Berlin.

Auch wenn die Route keine ideale Motorradstrecke ist: Sie spricht fahrerisch vor allem diejenigen an, die gerne sehr zügig und mit wenig Straßenverkehr vorankommen wollen. Doch am Rande der Strecke gibt es mehr als genug zu sehen. Dazu sucht man sich am besten auf der ersten Tour ein paar Zwischenziele heraus. Später arbeitet man den Rest bei einer zweiten Tour ab. Andernfalls kann man schon sehr früh aus den Puschen kommen und die Strecke absolvieren. Dabei kommt vor allem der auf seine Kosten, der sich für Architektur, Musik und Literatur interessiert. Oder auch für Technik.

Streckenführung

Berlin Tempelhof – Trebbin – Luckenwalde – Kloster Zinna – Wiepersdorf – Lebusa – Wahrenbrück – Dahme (Mark) – Schönfeld – Kummersdorf – Mellensee – Zossen – Berlin Britz – Berlin Tempelhof. 275 km

Trebbin: Siedlung Freie Scholle

 "Siedlung Freie Scholle" des Architekten Bruno Taut in Trebbin mit bunten Häusern, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Bunte Häuser im Grünen: Die Siedlung „Freie Scholle“ in Trebbin

Von Berlin aus ist es auf der B 101 über Ludwigsfelde auf unserer Tour zu Architektur und Musik in Brandenburg nur ein Katzensprung bis zum Landstädtchen Trebbin. Dort verlassen wir die Ostumfahrung in Richtung Stadtzentrum. Nach einem halben Kilometer erreichen wir rechter Hand die Höpfnerstraße. Hier verbirgt sich hinter Büschen und Bäumen eine architektonische Besonderheit: die „Siedlung Freie Scholle„. Entworfen wurde sie von Bruno Taut, einem der Star-Architekten der Weimarer Zeit.

Tauts Entwürfe illustrieren visionäre Architekturauffassungen. Wichtigste schöpferische Zielsetzung war für ihn, mit der Architektur den Menschen ein menschenwürdiges Wohnen zu ermöglichen. Die Farbe war dabei nicht nur belebendes und gliederndes Element. Sie war für ihn auch das „billigste Gestaltungsmittel“ des Bauens.

Wir wollen keine farblosen Häuser mehr bauen … An Stelle des schmutzig-grauen Hauses trete endlich wieder das blaue, rote, gelbe, grüne … Haus in ungebrochen leuchtender Tönung.
— Bruno Taut, Aufruf zum farbigen Bauen (1919)

Der „soziale Gedanke“ war der eigentliche Antrieb für sein Schaffen. Für diverse Wohnungsbaugesellschaften schuf Taut an die zehntausend Wohnungen. Darunter auch, gleichsam im Labormaßstab, in Trebbin rund um einen Anger und mit Gärten hinter den Häusern. Das Konzept der „Gartenstadt“ aus dem späten 19. Jahrhundert war damit wieder aufgenommen.

Luckenwalde: ehemalige Hutfabrik 

Ehemalige Hutfabrik Luckenwalde Frontansicht mit einem lang gestreckten Gebäude mit hohem schwarzen Aufbau, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Nach dem Bummel durch die Taut-Siedlung schwingen wir uns wieder in den Sattel. Dann geht es auf der wenig befahrenen B 101 nach Luckenwalde. Die Stadt ist, bei Licht betrachtet, ein richtiges Aschenputtel. Wenn man ihren Reiz erkennen will, muß man nur Plattenbauten und Industrieruinen links liegen lassen.

Ehemalige Hutfabrik Luckenwalde Seitenansicht mit einem lang gestreckten Gebäude mit hohem schwarzen Aufbau uns einem mit Büschen bewachsenen Vorplatz im Vordergrund

Seitenansicht der Werkshallen

Hier gibt es in der Industriestraße 2 die ehemalige Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co. zu entdecken. Eigentlich ist dieser expressionistische Industriebau des Architekten Erich Mendelsohn in seiner kleinstädtischen Umgebung wesensfremd. Wenn es aber einen Referenzbau für moderne Industriearchitektur gibt, dann steht er hier.

Ehemalige Hutfabrik Luckenwalde Seitenansicht mit einem lang gestreckten Gebäude mit hohem schwarzen Aufbau uns einem mit Büschen bewachsenen Vorplatz im Vordergrund

Mendelsohn baute zahlreiche Fabrik- und Wirtschaftsgebäude, Wohnkomplexe und Kaufhäuser. Dabei ist sein persönlicher „organischer“ Stil typisch. Dieser zeigt vor allem gekurvte Fassaden mit horizontaler Betonung und langen Fensterbändern. Das alles ist noch gut zu sehen am Einstein-Turm in Potsdam und an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin.

Luckenwalde: Wiege des Papptellers

Pappteller aus Luckenwalde mit Currywurst und Pommes Schranke mit einem Plastikgäbelchen auf einem Holztisch

Luckenwalder Pappteller mit Currywurst und Pommes Schranke

Als ich so über das verlassene Industriegelände bummele, verspüre ich ein leichtes Gefühl von Appetit. Dabei stellt sich ein Domino-Effekt ein: Appetit – Essen – Imbiß – Pappteller. Pappteller, jawohl! Doch wer wußte, daß er gerade hier in Luckenwalde erfunden wurde?

Von dem Buchbinder Hermann Henschel, der nach einer eine appetitlicheren Unterlage für einem Imbiß suchte als die bis dahin gebräuchlichen Zeitungen. Dabei experimentierte er in seiner Buchbinderwerkstatt auch mit dem damals neuartigen Kartonmaterial. Mit seiner Werkstattpresse und einer Messingform prägte er Pappteller, die sich hervorragend als Unterlage für Lebensmittel eigneten.

1867 gründete der junge Mann eine Papierwarenfabrik und konstruierte eine Maschine, die die Massenproduktion von Papptellern ermöglichte. Das Nachfolgeunternehmen in Luckenwalde besteht heute noch und produziert zwischen 15 und 25 Millionen Stück pro Monat  – und als Saisonartikel Weihnachtsteller wie schon zu DDR-Zeiten.

Künstlerische Nachformung eines Papptellers von KPM aus Porzellan

Inzwischen dienen die Pappteller längst auch als Geschirrersatz. Bäcker und Konditoren verkaufen auf ihnen Kuchen und Torten. Ob bedruckt, beschichtet, tief oder flach – von der Würstchenbude bis zur Gartenparty sind sie nicht mehr wegzudenken. Der Pappteller ist inzwischen so etabliert, daß selbst die ehrwürdige Königliche Porzellan Manufaktur in Berlin eine Nobelversion des Papptellers aus edlem Porzellan herausgebracht hat. Für ihre klassische Serie „Kurland“.

Zinna: Klosterkirche

Kloster Zinna mit Museumsgebäude und Klosterbrennerei, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Kloster Zinna: Museum und Brennerei

Die nächsten 10 km bis Kloster Zinna sind Minutensache. Dieses Baudenkmal kann man unmöglich rechts liegen lassen. Zunächst sehen wir uns die Klosterkirche an, die gerade sehr aufwendig und mit großem Geschick restauriert wird. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz leistet wieder einmal Großartiges. Wir müssen unbedingt wiederkommen, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind.

Nach unserer Tour zu Architektur und Musik in Brandenburg werden wir wieder hierher kommen. Dann wollen wir in der Klosterbrennerei Nachschub holen, einen hervorragenden Kräuterlikör („Klosterbruder“). Dort im Klostermuseum sind auch die Brennereiutensilien sehr anschaulich  zu besichtigen.

Wen jetzt schon der Hunger plagt, der ist in der gegenüberliegenden Gaststätte „Zum Klosterhof“ bestens bedient. Deutsche Küche mit kalorienreichem Einschlag. Unvergessen bleibt mir der sehr kommunikative Wirt, ein märkisches Urgestein. Als ich früher schon einmal zum Essen da war und mich für Rinderroulade mit Klößen und Rotkohl entschieden hatte, blickte er lange auf mein Motorrad, neigte nachdenklich seinen Kopf, blinzelte schelmisch und schlug mir vor: „Soll ick dir gleich zwee Stück rufftun? Kommste weita mit!“

Jüterbog: Klaviervirtuose

Schild am Geburtshaus des Pianisten und Komponisten Wilhelm Kempff in Jüterbog, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg
Die nächsten 5 km nach Jüterbog sind problemlos auch nur mit einer (übrigens sehr guten) Roulade zu überstehen. Deshalb lohnt es sich fast sich kaum, Helm und Handschuhe wieder anzulegen. Ziel ist hier das Geburtshaus des Pianisten Wilhelm Kempff in einem Klosterkomplex am Mönchenkirchplatz

Doch nur wenige wissen, daß einer der ganz großen Klaviervirtuosen des 20. Jahrhunderts aus diesem eher bescheidenen Ort stammt. Heute noch gilt er vielen als Beethoven-Interpret par excellence. Er selbst wollte sich als „Poet am Klavier“ verstanden wissen. Deshalb bleiben seine überragenden Interpretationen der Beethoven-Sonaten in Erinnerung, aber auch der Kompositionen von Liszt, Chopin, César Franck, Brahms und Schumann.

Übrigens: Wenn man schon einmal den Klosterkomplex besucht, sollte man einen Blick in die zur Stadtbibliothek umgebaute Mönchenkirche werfen. Innenarchitektonisch sehr gelungen. Ein wunderbarer Ort, um sich mit Literatur zu versorgen. An der Grabbelkiste werde ich zwei Euro los und verstaue ein antiquarisches Buch in meinem Tankrucksack.

Schloss Wiepersdorf

Grüner 5-DM-Schein mit der Abbildung Bettinas von Arnim
Danach sind es auf verkehrsfreien, schnurgeraden Alleen nur 20 km bis zum Schloß Wiepersdorf. Als ehemaliger Wohnsitz des Dichterpaares Achim und Bettina von Arnim hat es seit dem Zeitalter der Romantik eine lange Tradition als Ort des geistigen Austausches. Jetzt ist es als Künstlerhaus wieder erstanden und bietet es jungen Malern, Schriftstellern und Musikern über einen gewissen Zeitraum Heimstatt für kreative Arbeit.

Auf einer Parkbank am Teich bietet mir ein österreichischer Schriftsteller einen Platz an und wir unterhalten uns über sein neues Buch, das gerade auf seinen Knieen entsteht. Um die Muse nicht zu stören, suchen Christine und ich uns ein Plätzchen weiter hinten im Park mit Blick auf das Schloß.

Schloss Wiepersdorf mit Park im Landkreis Teltow-Fläming, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Schloß und Park Wiepersdorf im Lkr. Teltow-Fläming (Brandenburg)

Ein ländliches Idyll. An der Orangerie wässert ein Gärtner mit Strohut auf dem Kopf die liebevoll angelegten Blumenrabatten. Kein störender Laut. Aus der geöffneten Tür des Gartensalons klingt Klaviermusik nach draußen. Jemand sitzt am Flügel und spielt Fanny Mendelsohn-Hensels „Lieder ohne Worte“. Das Werk der Hamburger Bankierstochter, die den Maler Wilhelm Hensel aus Trebbin geheiratet hat, an dessen Haus wir heute Morgen vorbeigefahren sind. Picknick mit einfühlsam gespielter Musik. Ein unvermutetes Gratis-Erlebnis.

Familiengräber der Familie von Arnim in Wiepersdorf, Landkreis Teltow-Fläming, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Gräber von Achim und Bettina von Arnim

Nur ungern lösen wir uns aus dieser Traumwelt mitten in der brandenburgischen Einsamkeit. Beim Hinausgehen besuchen wir noch die Gräber der Familie von Arnim. Wie konnte ich als Schüler ahnen, daß ich die Komponistin, deren Portrait meinen Taschengeld-Fünfmarkschein zierte, dereinst mit dem Motorrad aufsuchen würde?

Es ist ein Jammer, daß der Fortbestand dieser verdienstvollen Institution der Kulturförderung stark gefährdet ist.

Lebusa: Schloss und Silbermannorgel

Pöppelmann-Kirche Lebusa mit einer Orgel von Gottfried Silbermann in Lebusa, Landkreis Elbe-Elster, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Ein Werk von Daniel Matthäus Pöppelmann: die Kirche in Lebusa

Durch die menschenleere, aber waldreiche Rochauer Heide geht es auf unserer Architektur und Musik in Brandenburg die nächsten 28 km weiter nach Lebusa. Was uns dorthin zieht, ist die Dorfkirche. Ein Werk des Rokoko-Baumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann, der auch den Zwinger in Dresden und Schloß Pillnitz gebaut hat. Ein ausgewogener, in sich ruhender Bau. Leider ist die Kirche geschlossen und uns bleibt keine Zeit, die Orgel zu besichtigen oder anzuhören – ein Instrument des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann.

Ein guter Grund, hierher zurückzukehren ist eine großartige Entscheidung der UNESCO, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur: Sie hat im November 2017 „die Tradition von Orgelbau und Orgelmusik in Deutschland“ zum Weltkulturerbe erklärt. Mit 50.000 Orgeln hat Deutschland die höchste Orgeldichte der Welt. 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe gibt es bei uns noch. Wer immer auf der Welt eine ganz besondere Orgel haben will, kommt um eine dieser Adressen nicht herum. Jedes Instrument ist ein Unikat, abgestimmt auf Raum und Akustik. Heute wie vor 300 Jahren.

Schloss Lebusa und Park im Landkreis Elbe-Elster, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Einsam im sanierungsbedürftigen Park: Schloß Lebusa

Von der Kirche bummeln wir zum Schloß Lebusa hinüber, das ein Privatmann mühevoll vor dem Verfall gerettet hat. Leider hat auch der Park unter jahrzehntelanger Fehlnutzung gelitten. Hier befällt einen leichte Melancholie.

Wahrenbrück: Kapellmeister Friedrichs des Großen

Denkmal für Carl Heinrich Graun in Wahrenbrück, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Denkmal für Carl Heinrich Graun in Wahrenbrück

Wenn man schon einmal im abgelegenen Landkreis Elbe Elster ist, reißen es die locker flott gefahrenen 37 km nach Wahrenbrück auch nicht mehr heraus. In der Ortsmitte erinnert ein Denkmal an Carl Heinrich Graun, den Komponisten und Kapellmeister Friedrichs des Großen. Von hier aus begann er seine Musikerkarriere, die ihn zuerst nach Rheinsberg zum Kronprinzen, dann nach Italien und schließlich an den Hof des Preußenkönigs nach Berlin führte. Der Besuch ist für manchen vielleicht eine Anregung, einmal die eine oder andere Aufnahme seiner Musikstücke auszugraben.

Sächsische Postmeilensäule aus dem Jahre 1703 in Wahrenbrück, Landkreis Elbe Elster in Brandenburg, mit kurfürstlichem Wappen, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Sächsische Postmeilensäule in Wahrenbrück

Dann wird es Zeit für den Rückweg nach Berlin. Die kursächsische Postmeilensäule aus dem Jahre 1703 zeigt die Postlaufzeiten zu den einzelnen Zielorten an. In Achtelstunden genau.

Dahme: Blauer Dunst und Anilin

Zigarrenfabrik August Lix in Dahme (Mark), besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Blauer Dunst hinter rosa Mauern

10 km weiter sind wir auf unserer Tour zu Architektur und Musik in Brandenburg schon in Dahme (Mark) und drehen eine Runde durch das propere Städtchen. Wir passieren das wuchtige Neorenaissance-Rathaus und die kursächsische Postmeilensäule am Markt, aber auch die jammervolle Schloßruine.

Der Apotheker und Kaufmann Otto Unverdorben erfand 1826 hier mitten in der Mark den für die Farben- und Kunststoffindustrie überaus wichtigen chemischen Grundstoff Anilin, den die Badische Anilin- und Sodafabrik BASF in ihrem Namen trägt. Außerdem etablierte er in Dahme die Zigarrenindustrie, die über 100 Jahre einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellte. Otto Unverdorben selbst war allerdings Nichtraucher.

Schönfeld: 68er im Wald

Bahnhof Schönfeld Rudi-Dutschke-Platz Landkreis Teltow-Fläming, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in BrandenburgDurch die Ausläufer des Niederen Flämings fahren wir nordwärts, bis wir am gottverlassenen Bahnhof des Dorfes Schönfeld auf ein Straßenschild stoßen: Rudi-Dutschke-Platz. Ich stutze. Was soll der 68er Revoluzzer denn hier? Um eventuelle Bildungslücken zu schließen: Dutschke wurde 1940 in Schönfeld geboren. Als Pennäler wartete er wohl hier auf den Lokalzug, der ihn nach Luckenwalde zur Schule brachte. Man lernt nie aus.

Kummersdorf: Schiessplatz 

Die L 70 nach Norden ist für viele eine Hochgeschwindigkeitsstrecke. Selbst bei sehr zügigem Tempo wird man noch viel zügiger überholt. Die kerzengerade Piste verdankt ihre Trassenführung einer links im Wald verborgen liegenden Einrichtung: der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf.

Ihre 13 km langen Schießbahnen verlaufen der ganzen Länge nach parallel zur Straße. Seit Kaisers Zeiten wurde hier alles erprobt, was kracht und alles untersucht, was während zweier Weltkriege an technischer Beute gemacht worden war. T-34 wurden hier ebenso Tests unterzogen wie die Triebwerke der V2 oder die Dicke Bertha.

Mellensee: erfrischendes Bad

Rothaarige Motorradfahrerin im blauen Hemd bei einem Picknick am Mellensee bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg

Verdiente Badepause am Mellensee, Lkr. Teltow-Fläming

Friedlicher wird es auf unserem Weg zum Mellensee. Wir suchen uns ein lauschiges Plätzchen am Ufer, blinzeln aus der Horizontalen faul in die Nachmittagssonne und gönnen uns ein erfrischendes Bad im klaren Wasser. Der Gedanke an Karpfen, Aale und Zander, die hier umherschwimmen, weckt kulinarische Gedanken. Auch das gehört zu einer Tour mit Architektur und Musik in Brandenburg

Berlin: Hufeisensiedlung 

Hufeisensiedlung in Berlin im Luftbild, besucht bei einer Motorradtour zu Architektur und Musik in Brandenburg
Da unser Zosse für heute fast schon seine Pflicht und Schuldigkeit getan hat, wählen wir für den Rückweg die B 96 über Zossen nach Britz im Süden Berlins. Wie unsere Tour mit Bruno Taut in Trebbin begonnen hatte, endet sie auch mit Bruno Taut an der von ihm entworfenen Hufeisensiedlung.

Zwischen 1925 und 1933 in mehreren Bauabschnitten errichtet, ist sie eine Siedlung des sozialen Wohnungsbaus und seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Die Hufeisensiedlung, am besten aus dem Flugzeug bei Start oder Landung in Berlin zu sehen, gilt als eine Ikone des modernen Städtebaus und des Neuen Bauens.

Da wir schon einmal im Süden Berlins sind, lassen wir unsere Tour zu Architektur und Musik in Brandenburg ausklingen in den Britzer Seeterrassen im Britzer Garten. In einem der schönsten Parks in Berlin kann man wunderbar am Wasser sitzen. Das Café ist architektonisch interessant:

Es entstand Rahmen der Bundesgartenschau 1985. Der damals innovative Erdhügelbau vermittelt den Eindruck des Einsseins mit der Natur. Das Bauwerk wurde vom Architekten Engelbert Kremser in Erdbautechnik entworfen und wächst regelrecht aus dem angrenzenden Hügel. Das Restaurant gleicht so selbst einem Erdhügel. Pauli der Maulwurf (wer sich noch erinnert).

Was gibt es an dieser Strecke noch zu entdecken?

Erstmals veröffentlicht am 17.12.2017
Aktualisiert am 16.07.2018, 26.01.2019

 

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Aktualisiert am 05/03/2021 von Christian

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