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Wie kann ich meine Motorradjacke umbauen?

Eine Motorradjacke umbauen erfordert einiges an Arbeit und Geschick. Aber das Ergebnis ist den Aufwand wert. Wie macht man das?

Geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Nachhaltigkeit beim Motorradfahren

Nachhaltigkeit ist das Megathema unserer Zeit: Ressourcen schonen, sorgsam mit den Dingen umgehen, sie pflegen, reparieren, dem geänderten Bedarf anpassen. Die Nutzungsdauer verlängern, ohne gleich Geld für etwas Neues ausgeben zu müssen. Den Schraubern unter uns braucht man dazu nicht viel zu erzählen, denn für sie ist Nachhaltigkeit gleichzeitig ein Hobby. Auch Motorradbekleidung kann nachhaltig sein, wenn man sie geänderten Körpermaßen oder Sicherheitserfordernissen anpaßt. Meine Lieblings-Motorradjacke umbauen – das ging mir schon einige Zeit im Kopf herum. Wie haben wir das gemacht?

Jedes Projekt fängt mit einem großen Fragezeichen an.
—  Piero Lissoni, italienischer Architekt und  Designer

1. Motorradjacke umbauen

Seit über 30 Jahren habe ich eine Pharao-Lederjacke von Polo, von der ich mich einfach nicht trennen will. Seinerzeit in der Schweiz (!) hergestellt, grundsolide, toll ausgestattet, super Qualität, unkaputtbar, prima Tragekomfort. Ihr Preis von seinerzeit 400 DM erscheint aus heutiger Sicht geradezu traumhaft. Sie hat nur einen Nachteil: Ihr fehlt der Rückenprotektor. Er war nicht vorgesehen.

Motorradjacke umbauen: Jacke innen offen

Diesen Nachteil nahm ich hin, weil ich sie vornehmlich im Städtischen Umfeld oder bei einer Abendrunde benutzte und auch, weil ich sie außerhalb der Saison (ohne Ellbogen- und Schulterprotektoren) als Winterjacke trug. Dual use, sozusagen. Aber mit der Zeit wurde mir ohne Rückenprotektor das Sicherheitsrisiko doch zu groß. Deshalb beschloß ich einen minimalinvasiven Umbau.

Meine Nachfrage bei Polo, ob man dort etwas machen könne verlief ergebnislos. Schon alleine deshalb, weil meine Jacke – schon seit Urzeiten nicht mehr im Programm – älter war als das Verkaufspersonal selbst. Glücklicherweise erbot sich meine liebe Frau/Sozia/Bordmechanikerin, den Umbau an einem verregneten Wochenende vorzunehmen. Genug handwerkliches Geschick und Erfahrung hat sie ja.

2. Welches Material brauche ich?

Da man das Rad nicht neu erfinden muß, studierten wir zunächst anhand unserer anderen Motorradjacken, wie dort die Rückenprotektoren untergebracht sind. Das Ergebnis war überall das selbe: Die Kunststoffteile stecken in eigenen Taschen, die mit dem Innenfutter vernäht und nackenseitig mit Klettverschlüssen versehen sind. Diese Konstruktion läßt sich einfach kopieren.

Nach eingehendem Studium des Angebots der bekannten Ausrüster fand ich den REV’IT Seesoft RV als passend und investierte meine vorhandenen Bonuspunkte in den Ankauf. Alles kein Problem.

rueckenprotektor mit futterstoff und klettverschluss

Rückenprotektor mit perforiertem Futterstoff und zweiteiligem Klettverschluß

Woher aber den perforierten Futterstoff und den Klettverschluß nehmen? Nach einigem Studium im Netz stieß Christine auf die Firma Extremtextil, die eine überraschend große Materialauswahl für die Reparatur von Outdoor-Ausrüstungen feilbietet. Statt online zu bestellen, begaben wir uns aus reiner Neugier in das Hinterhofgeschäft in Berlin-Kreuzberg (ein weiteres Geschäft gibt es in Dresden), das allein schon wegen seines Ambientes schon einen Besuch wert ist. Der Kauf (mit sehr freundlicher Bedienung) von 60 cm Stoff und 50 cm Klettverschluß dauerte keine 5 Minuten. Damit waren wir für unser Umbauprojekt gerüstet.

3. Vorbereitung

schnittvorlage fuer rueckenprotektor

Überständige Schnittvorlage für den Rückenprotektor

Um den speziellen Futterstoff passend zuschneiden zu können, kopierte Christine den Umriß des Protektors und schnitt sich einen „Pappkameraden“ zurecht. Mit entsprechendem Überstand diente dieser als Vorlage für den schneidergerechten Schnitt des Stoffs. Die Ränder mußten auf gedoppelte Stoffstärke umgenäht werden, damit sie beim Vernähen mit dem vorhandenen Jackenfutter nicht ausfransen und vor allem, damit die Naht gut haltbar wird.

Motorradjacke umbauen: naehen der protektortasche

4. Protektortasche aufnähen

einnaehen eines rueckenprotektors

Die Protektortasche wird eingenäht.

Anschließend wird das so entstandene „U“ mittig auf das Innenfutter aufgelegt und mit Stecknadeln fixiert. Dann folgt der schwierige Teil, das Aufnähen. Schwierig, weil es sauber mit Hand gemacht werden muß und vor allem, weil der mit Kevlar durchsetzte Futterstoff sehr schwer zu nähen ist. Christine benutzte dazu eine Ledernähnadel und einen besonders reißfesten Zwirn.

5. Klettverschluss annähen

Die Oberkante der Protektortasche wird nunmehr mit dem „wolligen“ Teil des Klettbandes versehen. Das „kratzige“ Gegenstück wird auf einen zweifingerbreiten Futterstoffstreifen aufgenäht. Dann wird der Klettverschluß geschlossen und der obere Stoffstreifen (mit gedoppeltem Rand) nackenseitig mit dem Innenfutter vernäht. Die Protektortasche ist damit zur Aufnahme des Rückenteils vorbereitet.

6. Protektortasche anpassen

Damit der Protektor nicht in seiner Tasche herumschlabbert, wird diese mit horizontalen und vertikalen Abnähern quasi auf Taille genäht. Diese von Christine ersonnene Konstuktion bietet zudem den Vorteil, daß sich der Protektor bei Bedarf spielend leicht entnehmen und wieder einsetzen läßt. Die übliche Pfriemelei entfällt also.

Motorradjacke umbauen: rueckenprotektor fertig eingebaut

7. Anprobe

Da die Jacke selbst eher salopp und nicht modisch auf Taille geschnitten ist, engt der eingesetzte Protektor nicht ein. Auch das Innenfutter läßt sich problemlos einzippen, ohne daß es einem die Luft abschnürt. Das Werk ist geschafft – paßt, sitzt, wackelt und hat Luft.

Christine hat das toll gemacht und ihre wertvolle Zeit geopfert. Dafür verdient sie ein erlesenes Abendessen in einem Restaurant, das man für gewöhnlich eher nicht in Lederjacke betritt.

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