Motorrad Reiseblog mit Touren, Tipps & Tricks

Motorradfahren im Alter

Motorradfahren im Alter – ja oder nein? Wie sollte ich diese schwierige, oft schmerzliche Frage entscheiden? 

Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten

No hour of life is wasted that is spent in the saddle.
—  Winston S. Churchill

Motorradfahren im Alter kann ein Problem werden.

Bisweilen irritiert mich meine Fähigkeit, scheinbar liebgewordenen Dingen (!) emotionslos Lebewohl zu sagen. Jüngstes Beispiel hierfür ist der Tausch meiner wohlbewährten Yamaha FJR 1300 gegen eine Tracer 9 GT aus dem gleichen Hause.

Vordergründig und rein technisch gesehen bedeutet er einen Innovationssprung in Sachen Antrieb, Fahrwerk und Sicherheit. Doch die Entscheidung selbst berührt mein Motorradfahrerleben noch viel tiefer: Denn sie zeigt, wie sehr man sich in der „dritten Lebensphase“ neu orientieren muß, wenn man noch für ein paar Jahre Spaß am Fahren haben möchte. Vorausgesetzt, das eigene Befinden spielt dabei mit.

Zur Frage des Motorradfahrens im Alter möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen. Nicht nur mit meiner eigenen Alterskohorte, sondern auch mit denjenigen unter euch, auf die diese Frage früher oder später zukommt.

Zwangswechsel zum neuen Motorrad

Seine Ursprünge hat dieser Motorradwechsel an dem Tag, als ein vertrottelter Autofahrer in einem sehr komplexen Kreisverkehr meine GS schrottete und mich nur ein beherzter Sprung aus dem Sattel vor größerem Unheil bewahrte. Die Schuld lag – wie oft in solchen Fällen – beim Autofahrer.

Eine zufällig anwesende Zivilstreife der Polizei besorgte elegant und geräuschlos die erforderlichen Maßnahmen bis hin zur Bergung der Maschine und deren Verbringung in eine BMW-Niederlassung. Immer getreu dem Motto meines kavalleristischen Großvaters: Erst kommt das Pferd, und dann der Reiter.

Angesichts des wirtschaftlichen Totalschadens hegte ich – mitten in der Saison – die naive Illusion, an Ort und Stelle ein Ersatzmotorrad ordern zu können. „Selten so gelacht“, hätte man eigentlich kommentieren müssen, als mir das nicht gerade überbeschäftigte Verkaufspersonal nach immerhin einer halben Stunde so etwas Ähnliches wie Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Das kam bei mir nicht gut an. So weiß-blau auch meine persönliche Historie sein mag – meine Motorrad-Zukunft ist es gewiß nicht. Zumal ein solches Erlebnis in meinen fünf BMW-Jahrzehnten leider keinen Einzelfall darstellt.

Die drastischen Kommentare des Taxifahrers, der mich anschließend im Feuerwehrtempo zu meinem Orthopäden chauffierte, möchte ich an dieser Stelle lieber nicht wiedergeben. Höchst erfreulich war hingegen das Untersuchungsergebnis, denn ich trug keinerlei körperliche Schäden davon. Mein Schutzengel muß wohl die Spannweite eines Jumbojets gehabt haben.

Neues Motorrad – neues Glück

Nach einem Sturz gibt es nur eines: So schnell wie möglich wieder rauf auf die Maschine. Deshalb steuerte zielstrebig die nächstgelegene Motorradhandlung an, eine Yamaha-Vertretung gleich um die Ecke. Hier wurden meine Wünsche nach einer Nachfolgerin freundlich entgegengenommen: Eine bequeme, langstreckentaugliche Maschine für zwei Personen samt Gepäck sollte es sein, stark motorisiert und technisch ausgereift, ohne Sonderausstattung.

Aus der Phalanx der ausgestellten Motorräder lachte mich erwartungsvoll eine FJR 1300 an, mit Erfolg. Erste Annäherung: Sitzprobe positiv, Ergonomie und Bedienung stimmig. Anderntags Probefahrt, zunächst solo, dann mit meiner Frau. Am Straßenrand kurzes Resüme der Fahreindrücke: Die Maschine paßt, die nehmen wir. 24 Stunden vom Röntgenschirm bis zum Kaufvertrag, das war schon leicht rekordverdächtig.

In den folgenden 6 Jahren hat uns die FJR über 70.000 km mächtig Spaß gemacht und uns von Sizilien bis Schweden unvergeßliche Reiseerlebnisse beschert. Frei von technischen Problemen zügig, bequem und sicher touren, das genau war es, was wir wollten – und auch genossen.

Die Last der Freude

Mit der Zeit konnte es aber nicht ausbleiben, daß der seidenweiche Kraftprotz mit seinem gediegenen Fahrkomfort seinen Preis forderte: Allmählich wurde mir die FJR immer schwerer. Nicht in der Bewegung, da lief alles prima. Aber das händische Rangieren auf Kopfsteinpflaster oder steinigem Untergrund wurde mir zunehmend beschwerlich. Immerhin wollte fahrfertig ein Gewichtsäquivalent von 6 Waschmaschinen bugsiert werden. Und reisefertig gepackt mit Sozia kam eine gute halbe Tonne zusammen. Das ist nicht ganz ohne.

Motorrad Yamaha FJR 1300 auf dem Passo della Futa bei einer Motorradtour nach Süditalien

Ein schwerer Brocken auf der Paßhöhe

Damit stand ich vor der Alternative: Entweder fahre ich die FJR weiter, bis sie mir wirklich zu schwer wird. Dann wäre es mit dem Motorradfahren wohl vorbei. Oder ich erkaufe mir ein paar zusätzliche Motorradjahre, indem ich den schweren Brocken schon jetzt gegen eine leichtere, für mich besser handhabbare Maschine eintausche. Für uns war dabei klar, daß nur die zweite Option in Frage kam.

Die Qual der Wahl

Mit diesem Entschluß begannen die Vergleichsstudien – eine „schreckliche“ Aufgabe in der grauen, regnerischen Winterzeit: die Suche nach einem leichten, agilen und für uns als Doppelpack komfortablen Sporttourer. Vor unserem geistigen Auge standen damit folgende Motorräder Parade:

  • [BMW F 900 XR: aus den oben genannten Gründen aus dem Rennen. Zudem „nur“ Zweizylinder und für die Sozia eher unbequem auf Langstrecke]
  • Kawasaki 1000 SE Grand Tourer: ein attraktiver, durchzugsstarker Sporttourer mit guter Ausstattung, aber relativ teuer und im Gesamtpaket bei hohem Gewicht ohne überzeugenden Mehrwert gegenüber unserem bisherigen Motorrad;
  • Honda NT1100 DCT: sehr solide, aber auch nicht sehr viel leichter als unsere FJR. Außerdem fiele mir der Umstieg auf einen Zweizylinder-Motor recht schwer.
  • Yamaha Tracer 9 GT: Leichteste Maschine im Angebots-Quartett mit fulminantem Dreizylinder, guten Manieren, einem Quickshifter von ballerinenhafter Leichtfüßigkeit und insgesamt bestem Preis-/Leistungsverhältnis. Dazu offeriert sie große Bequemlichkeit, passende Ergonomie und im Konkurrenzvergleich das größte Stauvolumen.

Den Modellnamen „Tracer“ kenne ich eigentlich nur in der Bedeutung von „Leuchtspurgeschoß“. Sollte dies die semantische Absicht der Namensgeber gewesen sein, dann hat Yamaha damit wohl voll ins Schwarze getroffen.

Wie ein phosphoreszierender Stein, der im Dunkel glänzt, aber bei Tageshelle jeglichen Reiz als Juwel verliert, so gibt es ohne Schattenwirkung keine Schönheit.
—  Tanizaki Jun’chirō, Lob des Schattens

Der japanischen Ästhetik wohnt offensichtlich die Vorstellung inne, daß ein Gegenstand zu seiner Perfektion auch Schattenseiten haben muß, um brillieren zu können. Das gilt bei allen Vorzügen (in hinnehmbarem Maße) auch für die Tracer: frickelige Menüführung der Assistenzprogramme, überfrachtete Anzeigen auf einem zweigeteilten, blendungsanfälligen Display. Um all ihrer Vorzüge willen bin ich aber gerne bereit, das hinzunehmen. Wie stets gilt auch hier: There is no free lunch. Kompromisse muß man immer machen.

yamaha tracer 9 gt

Neben der Flughafen-Startbahn steht die Tracer in artgemäßer Umgebung.

Wenig Wunder, daß unsere motorradmäßige Neuorientierung mit einem Kaufvertrag für die Vorführer-Tracer als neues Fluchtfahrzeug endete. Die altgediente FJR blieb gleich beim Händler. Mit den Helmen auf den Knien fuhren wir, unter den ratlosen Blicken der übrigen Fahrgäste, per U-Bahn zurück nach Hause. Mit einer deutlichen Fibrillation im Herzen.

Motorradfahren im Alter – ja oder nein?

Die Frage nach dem Motorradfahren im Alter hängt ein einer Vielzahl von Faktoren ab, die im Grunde jeder für sich ganz individuell beantworten muß. Vorrangig sind dabei folgende Fragen:

  1. Willst du im höheren Alter überhaupt noch Motorrad fahren? Daß man aus persönlichen Gründen irgendwann Abschied davon nimmt ist absolut legitim und nicht ungewöhnlich.
  2. Fühlst du dich noch körperlich fit genug, um den Anstrengungen einer Tour gewachsen zu sein und in kritischen Situationen das Motorrad souverän beherrschen zu können?
  3. Besitzt du noch das nötige Reaktionsvermögen und die unverzichtbaren Reflexe, um verantwortungsbewußt und sicher fahren zu können?
  4. Stimmt deine persönliche Umgebung (Familie, enge Freunde) zu, daß du weiterhin Motorrad fährst oder müßtest du mit permanenten Einwänden leben, die dir dein Hobby madig machen?
  5. Paßt dein bisheriges Motorrad noch zu deinem Alter oder ist es dir zu schwer / zu hoch / zu unhandlich geworden?

Gehe diesen Fragenkatalog im stillen Kämmerlein selbstkritisch mit dir durch. Mehrfach und in zeitlichen Abständen, damit du deine Entscheidung nicht von einer etwaigen „Tagesform“ abhängig machst. Das ist eine prozeßhafte Entscheidung, für die du dir Zeit lassen mußt.

Drum prüfe, wer sich zeitlich bindet

Wenn du glaubst, alle Fragen positiv beantworten zu können, dann arbeite den folgenden Katalog mit allen Konsequenzen ab. Also:

1. Will ich noch fahren?

Jede Betätigung, jedes Hobby, findet irgendwann einmal ein natürliches Ende, auch das Motorradfahren. Das ist normal. Hoffentlich nicht durch einen Unfall; aber irgendwann hat man das Gefühl, damit „durch“ zu sein. Wenn du zu diesem Ergebnis kommst, verkaufe dein Motorrad und schmeiße vom Verkaufserlös mit deinen Kumpels zusammen eine Wheels-off-party, an die sich die gesamte Nachbarschaft noch bis an ihr Lebensende erinnern wird.

Willst du aber weiterhin Motorrad fahren, dann rücke vor zu Punkt 2.

2. Kann ich noch fahren?

Klar, mit den Jahren lassen die körperlichen Kräfte nach. Auch das ist normal. Wenn dir das Motorradfahren über die Maßen beschwerlich wird, dann macht das nicht nur keinen nachhaltigen Spaß mehr; es geht auch auf Kosten der Sicherheit. Deiner eigenen und der von Anderen. Das ist fatal. Dann höre lieber auf und gehe zurück zu Punkt 1.

Bist du aber körperlich noch gut beieinander oder in der Lage, die erforderliche Fitness zu erreichen, dann mache Sport/Gymnastik. Zielgerichtet und vor allem regelmäßig, jeden Tag. Du brauchst dafür keine Maximalkraft mehr, aber Ausdauer und Beweglichkeit. Wieviel, das merkst du spätestens, wenn die Lunge pfeift und die morschen Knochen krachen. Das ist kein Spaß, aber stetige Übung ist unverzichtbar. Denke an das Motto der US Navy Seals: The only easy day was yesterday.

Willst oder kannst du das nicht, dann gehe zurück zu Punkt 1.

Bist du (gerne) bereit, für deinen Körper was zu tun, dann rücke vor zu Punkt 3.

3. Geht es noch mit dem Fahren?

Motorradfahren ist zu 50% Kopfsache: Erfahrung, Gefühl, Intuition, Konzentration, Reaktion, Reflexe. Vertraue bitte nicht darauf, daß du das Motorradfahren noch gut beherrschst, weil du Jahrzehnte auf zwei Rädern unterwegs warst. Sei dir bewußt, daß dein neuronales System strukturiert ist wie ein Computer: Auf der Festplatte hast du zwar unheimlich viel Erfahrung gespeichert, mit der du dich anderen (vielleicht sogar zu Recht) überlegen fühlst. Aber dein Arbeitsspeicher, den du für jede Fahraktion unmittelbar brauchst, wird mit der Zeit immer weniger leistungsfähig.

Deshalb prüfe dich kritisch, ob Reaktionen, Reflexe und Konzentration noch in ausreichendem Maße vorhanden sind. Übungen dafür gibt es zuhauf, vom Flipper bis zu einem langen, anspruchsvollen Vortrag, den du dir auf YouTube konzentriert reinziehst. Ein Freund meines Vaters, ehemaliger Jagdflieger, erzählte immer, sie hätten zwischen den Einsätzen (dienstlich angeordnet!) Mikado gespielt, zur Förderung von Ruhe und Konzentration. Eure Enkel würden sich bestimmt freuen, wenn ihr aktiv was mit ihnen spielt.

Hast du in diesem Punkt unrettbare Defizite, dann gehe zurück zu Punkt 1.

Geht alles noch prima, dann rücke vor zu Punkt 4.

4. Gibt es häusliche Einwände?

Das schönste Hobby kann einem sauer werden, wenn es zu Hause unüberwindliche Einwände dagegen gibt. Die Sorge um dein Wohlbefinden und deine Sicherheit ist gewiß aller Ehren wert, besonders, wenn du im Inneren zugeben mußt, daß deine bessere Hälfte im Grunde schon Recht hat. Geht es aber an die Substanz, ist gar der Familienfriede nachhaltig gefährdet, dann mußt du sorgfältig abwägen, was dir wichtiger ist und was du nicht aufs Spiel setzen willst.

Gehen bei dir sämtliche Warnlichter an, dann gehe zurück zu Punkt 1.

Herrscht häusliches Einvernehmen, dann rücke vor zu Punkt 5.

5. Paßt mir mein Motorrad noch?

Wie ihr seht, hat meine eingangs erzählte Geschichte vom Motorradwechsel durchaus einen ernsten Hintergrund. Denn mit der Zeit stellt sich unweigerlich das eine oder andere „Problemchen“ ein: wenn das Bein Beschwerden macht beim Schwung über den Sattel oder der Rücken beim Fahren, wenn das Gewicht zum Problem wird – das der Maschine oder dein eigenes. Solltest du das feststellen, dann gestehe dir ruhig ein, daß die Zeit für einen Wechsel gekommen ist und schaue dich nach etwas Neuem um. Auf einem potenten Motorradmarkt wie Deutschland/Österreich/Schweiz gibt es so gut wie alles und für jeden etwas, das passen sollte. Ob neu, gebraucht, als Vorführer oder Leasingfahrzeug, ganz egal. Die ratio Spaß/finanzieller Aufwand/Restlaufzeit muß allerdings jeder für sich ganz individuell austarieren und beim (letzten?) Neukauf konsequent handeln.

Und wenn es irgendwann doch einmal nicht mehr geht: Gehe zurück zu Punkt 1. und behalte viele schöne zusätzliche Erinnerungen in deinem Motorradherzen.

Fazit

Motorradfahren im Alter – ja oder nein? – diese Frage ist unausweichlich und oft unbequem oder sogar schmerzlich. Die Antwort darauf kann nur höchst individuell ausfallen, denn sie hängt vom eigenen Befinden ebenso ab wie vom persönlichen Lebensentwurf. Dennoch gewährt sie gewisse Spielräume, wenn es darum geht, die Motorradkarriere doch noch ein wenig zu verlängern. Das allerdings erfordert einen festen Entschluß und konsequente Arbeit an sich selbst. Im Zweifel ist es aber immer eine Überlegung wert, die Motorradkarriere im inneren Einvernehmen mit sich zu beenden als mit einem Crash, an dem man vielleicht nicht einmal selbst die Schuld trägt.

Titelbild: Sonnenuntergang in S. Maria di Leuca an der Südspitze Italiens

Aktualisiert am 07/04/2023 von Christian

Comments (9):

  1. TheQ

    4. April 2023 at 15:09

    Von welcher Altersgruppe schreibst Du eigentlich? Die meisten Motorräder sind auch für jüngere Männer viel zu schwer und beim Rangieren merkt man das besonders. Vor allem dann, wenn die Bauform ungünstig ist und man nicht mit dem ganzen Körper arbeiten kann. Hauptständer sind auch so ein Thema – oft ungünstig angebracht haben auch hier junge, starke Männer so ihre Liebe Not beim Aufbocken. Ich werde jedenfalls so lange fahren, wie ich keine Gefahr für andere darstelle und sei es nur mit dem Roller um den Häuserblock 🙂

    Antworten
    • Christian

      4. April 2023 at 21:36

      Auch wenn ich in diesem Beitrag Motorradfahrer in den 70ern vor Augen habe ist unbestritten, daß selbst viele Jüngere Schwierigkeiten im Umgang mit Motorrädern haben – je nach Statur von Fahrer und Maschine. Erfahrungsgemäß wird halt das Handling der Maschine mit zunehmendem Alter des Fahrers tendenziell beschwerlicher. Nicht jeder ist halt ein Hulk Hogan.
      Volle Zustimmung zum letzten Satz: Solange ich keine Gefahr für andere (und auch für mich selbst) darstelle, fahre ich weiter, solange es irgend geht. Ein Bekannter von mir in meinem Alter hat sich einen Dreirad-Roller zugelegt, mit dem er völlig beglückt durch die Gegend kurvt. Das macht er richtig.

      Antworten
      • THEQ

        5. April 2023 at 09:12

        Lieber Christian, mit 70+ ist einem bald etwas zu schwer / zu beschwerlich, weil die moderne Medizin es zwar geschafft hat unsere Lebenserwartung zu verlängern, nicht jedoch in gleichem Maße unsere Energie und Funktionalität. Selbst Menschen, die zeitlebens Sport betrieben haben können diesen Kraftverlust im Alter kaum ausgleichen. Wenn wir diese Realität akzeptieren bedarf es nur mehr geeigneter technischer Lösungen diesen Kraftverlust auszugleichen. Dein Bekannter hat die richtige Wahl getroffen, weil es keinen Sinn macht auf ein leichteres Bike umzusteigen, wenn einem de facto ein Fahrrad zu schwer ist. Ein Dreirad hingegen (Roller oder Motorrad) sind da mMn. echte Alternativen. Die sind zwar schwerer wie ihre zweirädrigen Pendants und können auch umfallen, aber ich denke, dass die Entwickler clevere Elektronik einbauen um das Rangieren mit Elektrounterstützung (vgl. Honda Goldwing), das sichere Abstellen (elektrische Hauptständer) oder das Umfallen (aktuelle Entwicklung Yamaha AMSAS) auch noch in den Griff zu kriegen. Schlimmstenfalls steigen wir in ein paar Jahren einfach in unsere Schutzkleidung mit integriertem Exoskelett und düsen dann wie in jungen Jahren mit unseren alten, schweren Verbrennerbikes rum 🙂

        Antworten
  2. Lukas Kiermeyr

    4. April 2023 at 16:39

    Servus Christian. Danke für Deinen neuen Artikel, den ich mit Aufmerksamkeit gelesen habe. So Gott will werde ich im Oktober jetzt 79 Jahre jung. Alles was Du geschrieben hast trifft zu. Ich will es diesen Sommer nochmals packen. Sobald aber eine größere Unsicherheit auftritt, höre ich tatsächlich auf.
    Euch wünsche ich noch einige schöne Motorradjahre. Deine Artikel möchte ich weiterhin lesen. Etwas Sehnsucht kommt immer auf.
    Frohe Ostern und immer wieder so in die Garage zurückstellen, wie Du sie herausgenommen hast. Die Maschine.

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    • Christian

      4. April 2023 at 21:39

      Lieber Lukas, Deine Sommerpläne spornen mich an! Viel Spaß dabei und gute Fahrt. Ich freue mich immer, von Dir zu lesen.
      Frohe Ostern und viele Grüße,
      Christian

      Antworten
  3. Henry Gerwien

    8. April 2023 at 05:42

    Hallo, ich bin Henry und werde in diesem Sommer 69J.

    Wie Christian schreibt, ist vieles Kopfsache, mMn sogar mehr als 50%. Aber manchmal muss man auch andere Faktoren realisieren:
    1. Die Tagesform: Wie habe ich geschlafen, sitzt mir der Vortag noch in den Knochen, gibt es Beeinträchtigungen (über Nacht, Hals schief gelegen, Rücken, Knie etc.). An sowas habe ich früher nicht mal gedacht, heute ist es morgendliche Realität.
    2. Die Routenplanung: Was ist geplant? Gibt es ausreichend Pausen? Gibt es Zeitdruck (Fähren, Grenzschließungszeiten (zB Zentr.asien), vorgegebene Buchungszeiten etc.
    3. Sich richtig einschätzen vs. Selbstüberschätzung: Sind 450km noch okay, oder gehen auch 600 oder bei schlechter Witterung einfach nur 300 (Dolomiten und plötzlicher Schneefall)?
    4. Wirklich gute Ausrüstung: Tropft es bei Regen vom Helm in die Jacke, sammelt sich der Regen im Sitzbereich, ist der Helm regen- und winddicht, werden die Füße eiskalt oder ist man total überhitzt (Spanien, Marokko, ZA)?
    5. Wird genug getrunken? Gerade bei uns „Älteren“ ist jede fehlende Flasche Wasser fatal. Fehlt es im Wasserhaushalt, ist das die höchste Alarmstufe für Konzentration und Reaktionsfähigkeit… mMn ist das mit ein zentraler Punkt für die Tages-Fitness!!! Hände weg vom Kaffee – Wasser oder Tee ist angesagt, am besten im Camelbag im kleinen Rucksack, wo man immer „süffeln“ kann.
    6. „Heldentum“: Ich begegne immer wieder älteren M-Fahrern, die von ihrer Leistung prahlen… „1.500km Tagesetappe bis zum Nordkapp, geht ja eh nur gradeaus… Hannover-Mailand, klar, sind wir durchgefahren… München-Costa Brava“… usw. Ich bleibe da ganz still und denke mir: „Ob der nä.Jahr auch noch so einen Mist erzählt“? Okay, muss jeder für sich selbst entscheiden, wer an der Trauerfeier teilnimmt.

    Und ganz ehrlich: Bei so manchem beginnt der „Altersstarrsinn“ nicht erst mit 82, da gibt es auch jüngere Exemplare in puncto „Einsichtsfähigkeit in die eigene Begrenztheit“. Und wenn ich mein Ruhebedürfnis nach der Tour mit früher (sagen wir mal vor 10 Jahren) vergleiche, gibt es da doch ganz schöne Unterschiede! Die berücksichtige ich heute und halte mich daher von „Maulhelden“ fern, die KM-Schrubben immer noch für Heldentaten halten. Ich komme lieber heil an!
    Grüße von
    Henry
    —————-

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    • Christian

      17. April 2023 at 20:13

      Lieber Henry,
      nach Rückkehr aus dem Urlaub kommt mein Dank für Deine Rückmeldung zwar verspätet, aber nicht minder herzlich. Man muß, wie Du sagst, auf sich aufpassen und tief in sich hineinfühlen in bezug auf das, was man sich (noch)zumuten kann und was man altersgemäß tun muß, um im buchstäblichen Sinne gut über die Runden zu kommen. In der Ruhe liegt die Kraft. Wenn ich aus einem ruhigen Winkel heraus den Body Mass Index so manches Kilometerprotzers taxiere, kann ich mir ein sanftes Lächeln nicht verkneifen. Einige Herrschaften scheinen nicht zu erkennen, daß andere nicht erst seit gestern unterwegs sind.
      Viele Grüße und noch eine erlebnisreiche Saison
      Christian

      Antworten
  4. Angelo Ciotto

    17. Mai 2023 at 11:13

    Lieber Christian
    Danke, dass du dieses Thema angestossen hast. Als bald 71-jähriger befasse ich mich immer wieder anfangs Saison mit dieser Frage. Bis jetzt konnte ich sie immer mit einem klaren JA beantworten. Meine ganz persönlichen Gründe dafür sind: meine körperliche Fitness die ich mit einem wöchentlichem Besuch eines Fitness- und Bewegungscenters (Schwerpunkt Kraft, Ausdauer, Koordination der Bewegungsabläufe) aufrecht erhalte. Des weiteren besuchen ich jedes Jahr nach der Winterpause einen Motorrad Auffrischungskurs. Drittens trainiere ich regelmässig meine geistige Fitness und Konzentrationsfähigkeit.
    Das sind die drei Punkte an die ich mich eisern halte und wenn ich so weiter mache bin ich noch einige Jahre auf der Strasse anzutreffen.
    Wünsche allen allzeit gute Fahrt.

    Antworten
    • Christian

      21. Mai 2023 at 11:01

      Lieber Angelo,
      volle Zustimmung in allen Punkten! Die meisten Außenstehenden erahnen nicht, wieviel das Motorradfahren zum physischen und seelischen Wohlbefinden beitragen kann. Eines der Geheimnisse besteht wohl darin, das Fahren dem Fortschreiten der Lebensjahre anzupassen und im Rahmen des Verantwortbaren stets neue Herausforderungen zu suchen. Das Ganze nennt man dann Lebensfreude.
      Viele Grüße und gute Fahrt
      Christian

      Antworten

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