Motorrad Reiseblog mit Touren, Tipps & Tricks

Mein ultimativer Motorradrucksack

Mein ultimativer Motorradrucksack ist ein praktischer, unverwüstlicher und komfortabler Begleiter für ein hoffentlich langes Motorradleben. Was muß er können? 

Geschätzte Lesedauer: 6 Minuten

Die Qual der Wahl

Rucksäcke für Motorradfahrer bietet der Zubehörmarkt wie Sand am Meer: findig konstruierte Tornister für großes und kleines Tourengepäck, mit außen zugänglichen und diskreten inneren Stautaschen, passend für männliche wie weibliche Rückenlinien und jede Art von Tour. Lange wollte ich mich mit so einem Gepäckstück nicht recht anfreunden. Wie ein Nikolaus mit einem Sack auf dem Buckel herumfahren? Nein, das geht doch nicht. Letztlich haben mich aber die vielen berucksackten Motorrad-Berufspendler umgestimmt, die mir bei der Ausfahrt zu meinen Touren begegnet sind.

Als Gepäckstück rangiert der Motorradrucksack gleichsam in der Mitte zwischen Tankrucksack vorne und Topcase achtern. Jedes dieser Teile erfüllt berechtigterweise seinen wohlbestimmten Zweck. Nur kommt es darauf an, für welche Art von Tour ich es einsetzen will.

Wenn ich mich angesichts dieser Optionen für einen Motorradrucksack entscheide – welche Anforderungen stelle ich an ihn, um einen Fehlkauf zu vermeiden? Welche Eigenschaften muß er haben? Wie muß er konstruiert sein? Und nicht zuletzt: Auf welches Modell fällt schließlich meine Wahl?

Welche Optionen bietet ein Motorradrucksack?

Zugegeben, ich bin ein großer Fan von Tankrucksäcken. Ich benutze sie seit Urzeiten und habe mir aus Anhänglichkeit schon manchen von Kunststoff- auf Metalltanks adaptiert. Warum? Sie bergen alles Wichtige und Nützliche direkt vor mir in Griff- und Sichtweite: Landkarte, Verpflegung, Fotoausrüstung, Kleinzeug. Durst stillen und Bildeindrücke festhalten kann ich damit bei jedem Kurzhalt vom Sattel aus, ohne erst abzusteigen und umständlich in einem Gepäckstück hinter mir zu kramen. Was mir aber weniger gefällt: ihn bei jedem Tankstopp runter- und wieder rauffummeln oder ihn bei einem touristischen Intermezzo mit mir rumschleppen.

Der Heckkoffer kommt regelmäßig zum Einsatz, wenn meine liebe Sozia mitfährt. Sie kann sich auf der Tour entspannt an das voluminöse Zubehörteil anlehnen. Vor allem bietet es willkommenen Stauraum z. B. für Reserve-Bekleidungsstücke (Pullover, Regenkombi) und ermöglicht die sichere Verwahrung von Navi, Handschuhen & Co. bei einem Zwischenhalt. Trotz dieser Vorteile ist mir der Heckkoffer bei Alleinfahrt etwas zu klobig. Geschmackssache.

Hier kann der Motorradrucksack seine Stärken ausspielen: Sein üppiges Volumen (21 – 40 Liter) reicht sogar für eine Wochenendtour, mein Hab und Gut bleibt immer „am Mann“. Besonders wichtig in Pandemie-Zeiten: Mein Huckepack bietet genug Platz für Thermosflasche und Lunchbox, wenn unterwegs Cafés und Lokale geschlossen sind. Blind navigieren muß ich dabei trotzdem nicht, denn das Navi steckt auf der Halterung und die Landkarte in meiner behelfsmäßigen Kartentasche auf dem Tank. Damit der Motorradrucksack bei längeren Etappen nicht beschwerlich wird, muß er allerdings gut konstruiert sein. Doch dazu mehr weiter unten.

Wie kam ich auf den Motorradrucksack?

Irgendwann wechselt wohl jeder mal ein seine Meinung. In Sachen Gepäck gaben mir die vielen Kollegen Anstoß dazu, die mir unterwegs mit einem Motorradrucksack begegneten: Berufspendler mit ihren Arbeitsklamotten im voluminösen Outdoor-Rucksack, Supersportler mit kleinem Gepäck und die schwer Bepackten auf großer Tour mit dem vollen Programm aus Rucksack, Tankrucksack und Anbaukoffern. Warum sollte ich es nach vielen „rückenfreien“ Jahren nicht auch mal mit einem Motorradrucksack versuchen?

Im Laufe einer Testsaison probierte ich auf verschiedenen Tagestouren alles aus, was in der Großfamilie an (Motorrad-)Rucksäcken vorhanden war. Manche paßten mir gut, andere weniger. Vielleicht würde ich damit nicht gerade vier Wochen bei 35° durch Sizilien kreuzen wollen, aber unter klimatischen Normalbedingungen könnte ich mich gut dran gewöhnen. Schlußeindruck: everything goes. Im Prinzip.

Dann kam der Härtetest: mein Schweizer Armeerucksack aus massivem Segeltuch in „Salz und Pfeffer“ Musterung, einsatzbewährt seit den späten 40er Jahren im Hochgebirge unter widrigsten Bedingungen. Ein Teil, mit dem man auch den Berg runterrodeln könnte, unverwüstlich, unkaputtbar.

nicht der ultimative motorradrucksack: schweizer armeerucksack

Unverwüstlich und voluminös, aber sehr schwer: der klassische Schweiter Armeerucksack

Sentimental, wie ich nun mal bin, probierte ich ihn auf verschiedenen Wochenendtouren aus. Er schluckte alles, was ich unterwegs brauchte, und sogar noch mehr. Und er paßte auf meinen Buckel. Wahrscheinlich hätte er sogar einen Highsider besser überstanden als ich. Aber mit seinen 2,8 kg ist er halt unvertretbar schwer, gerade auf längeren Touren. Da gibt es heute unvergleichlich besseres Material. Also weiter auf der Suche.

Pflichtenheft für meinen ultimativen Motorradrucksack

Leider brachte mich die verwirrend große Rucksackauswahl in Ausrüsterkatalogen und Testberichten nicht viel weiter, auch nicht das Stöbern in Verkaufsregalen. Im Grunde könnte man wohl alles nehmen, wenn auch jeweils mit kleineren oder größeren Abschlägen. Was halt am besten paßt zu Figur und Einsatzzweck. Also stellte ich ein Pflichtenheft auf mit allen Merkmalen, die mein ultimativer Motorradrucksack erfüllen sollte:

1. Wasserdichtigkeit

Aus Erfahrung wissen wir: Regenwolken kommen oft schneller als eine Brücke zum Unterstellen. Meine Sachen müssen aber trocken bleiben. Deshalb ist beim Motorradrucksack-Kauf wasserdichtes Material unabdingbar.

2. Unverwüstliche Verarbeitung

Mein ultimativer Motorradrucksack muß in seinem Leben viel aushalten können, auf dem Motorrad, auf Reisen und im Gelände. Deshalb ist eine Top-Verarbeitung für mich wichtig. Kein Billigmaterial, kein schlampiges Finish.

3. Universelle Einsetzbarkeit

Wenn ich schon gutes Geld für einen Motorradrucksack ausgebe, dann muß ich ihn auch für andere Zwecke gut einsetzen können: zum Wandern, in der Bahn oder im Flugzeug. Deshalb achte ich strikt auf Kompaktheit, durchdachte Inneneinteilung und variable Staumöglichkeiten.

4. Befestigungsgurte

Wer will schon mit dem Motorrad immer geradeaus fahren? Also Kurven! Aber da wirken Seitenkräfte auf den Rucksack ein, die im Zaum gehalten werden müssen. Also muß mein Motorradrucksack einen Taillengurt haben, der ein Verrutschen während der Fahrt verhindert. Zudem darf die Bewegungsfreiheit der Arme durch den festen Sitz nicht eingeschränkt werden.

5. Rückenbelüftung

Mit dem Motorradrucksack will ich insbesondere im Sommer nicht auf dem Rücken schwitzen. Deshalb sollte – durch welche Konstruktion auch immer – die Luftventilation gewährleistet sein.

6. Verschlüsse

Ein weiteres KO-Kriterium sind für mich minderwertige Verschlüsse. Wasserdicht müssen sie sein, leichtgängig, zuverlässig und erstklassig verarbeitet. Hakelige Reißverschlüsse haben an meinem Motorradrucksack nichts zu suchen.

7. Tragekomfort

Wenn ich schon den ganzen Tag im Sattel sitze, sollte ich bitte nicht so tun, als könnte ich einen gewissen Druck des Motorradrucksacks nicht aushalten. Trotzdem muß er bequem tragbar (Gurte, Auflagefläche) und meiner Figur angepaßt sein. Insbesondere, wenn ich auf der Tour die Maschine mal abstelle und einen Erkundungsgang durch die Umgebung starte.

8. Gewicht

Ich gehöre zwar nicht zu jener Sorte von Outdoor-Freaks, die zur Gewichtsersparnis beim Trekking auch noch den Stiel der Zahnbürste absägen. Trotzdem gilt: je leichter der Motorradrucksack, desto besser. Aber keinesfalls auf Kosten von Qualität und Robustheit. Zudem ist Smart Packing für mich ohnehin ein Muß.

9. Rückenprotektor

Ein Rückenprotektor ist bei etlichen Motorradrucksäcken zwar ein lobenswertes Konstruktionsmerkmal. Für mich ist er aber verzichtbar, weil in meiner Jacke/Kombi ohnehin ein Rückenschutz steckt.

10. Reflektoren

sind insbesondere auf der Autobahn und in der Dämmerung ein gutes Sicherheitsfeature. Kaufentscheidend sind sie für mich aber nicht, denn meine liebe Frau und Sozia kann hervorragend mit der Nähmaschine umgehen und fertigt mir zu meinem Motorradrucksack einen exakt passenden neongelben Schutzüberzug.

Mein ultimativer Motorradrucksack

Das Ende vom Lied: Nicht ich fand meinen ultimativen Motorradrucksack, sondern er fand mich, denn einer meiner Söhne diente mir leichtsinnigerweise  seinen GoRuck 1 zu einer Testfahrt an.

mein ultimativer tankrucksack: goruck 1 rueckansicht

Unauffällig, aber sehr gediegen: der GR 1

mein ultimativer tankrucksack: goruck 1 seitenansicht

Flach von der Seite, aber die 26 Liter schlucken viel, wenn man sorgfältig und platzsparend packt.

Dieser Universal-Outdoorrucksack ist in Deutschland weniger bekannt. Aber so minimalistisch er auch daherkommt, ist er für von seiner Machart und Gebrauchstauglichkeit her eine gelungene Melange aus Unimog und Maybach: exklusiv verarbeitet und zugleich von unverwüstlicher Robustheit:

  • Er besteht  aus Spezialmaterial nach MilSpec,
  • alle potentiellen Schwachstellen zusätzlich verstärkt, dazu noch
  • satt gepolsterte Schulterriemen + Hüftriemen,
  • speziell abgeschirmtes, bombensicheres Laptop-Fach,
  • zweckmäßige Innenaufteilung,
  • mit vielerlei Zubehör aufrüstbar,
  • paßt im Flugzeug unter den vorderen Sitz.

Der GR 1 hat sich bei mir im Toureneinsatz uneingeschränkt bewährt: Es paßt alles hinein, was ich standardmäßig mitnehme plus das, was ich von unterwegs nach Hause mitbringe. Wenn ich nicht gerade Schwerlast transportiere, spüre ich ihn kaum auf dem Rücken. Robust ist er vor allem, so robust, daß man ihn wahrscheinlich getrost aus dem Hubschrauber schmeißen könnte. Für derlei Einsätze ist er schließlich konzipiert. All diese Qualitäten machen den GR 1 zu meinem ultimativen Motorradrucksack.

Fazit

Mein GR 1 ist mir ein lieb gewordener, praktischer und unverwüstlicher Begleiter für ein hoffentlich langes Motorradleben. Einziger Nachteil: Er ist nicht ganz billig. Deshalb eignet er sich wohl eher als großzügiges Geschenk zu einem runden Geburtstag, zum letzten Arbeitstag … oder zur Goldenen Hochzeit. Wer ihn einmal getragen hat, wird ihn nie mehr hergeben wollen.

 

 

 

Aktualisiert am 27/05/2021 von Christian

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