Motorrad Reiseblog mit Touren, Tipps & Tricks

Mit dem Motorrad am Limes entlang

Eine faszinierende Motorradtour am Limes entlang: auf den Spuren der alten Römer durch die schönsten deutschen Mittelgebirge 

Backroads of Germany

Deutschland ist das Land der Mittelgebirge. Das Land tiefer Wälder, verschlungener Täler und heimlicher Top-Tourenstrecken. Warum in die Ferne schweifen, wenn im eigenen Land viele fahrerische Attraktionen direkt vor der Haustür liegen? Leicht erreichbare Ziele, zumal weite Reisen infolge der Pandemie  immer noch nicht einfach sind.

Die Amerikaner schwärmen von „Backroads“ und „Scenic Roads“, wenn sie von besonderen Tourenstrecken erzählen. Christine und mir geht es nicht anders. Nach 2.000 Kilometern sind wir sind begeistert von alledem, was wir an schöner Landschaft gesehen, an Interessantem entdeckt und an Straßen unter die Räder genommen haben. Auf unserer Tour vom Rhein über den Main zur Donau und auf den Grenzkämmen von Bayerischem Wald und Erzgebirge, die wir anschließend durchstreift haben.

Unsere Limes-Tourenstrecke

Von allem Themenstraßen in Deutschland haben wir uns dieses Jahr die vielleicht komplizierteste, mit Sicherheit aber fahrerisch anspruchsvollste herausgesucht: die Deutsche Limesstraße. Durch meist einsame Gegenden verläuft sie über Mittelgebirgshöhen und Täler hinweg vom Rheinland durch Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nach Bayern.

Das alles geht nicht ohne vertiefte Vorbereitung, denn die Tourenstrecke entlang dem Obergermanisch-Rätischen Limes läßt sich nicht einfach als „Spannende Tour“ in das Navi einspeisen. Das Mysterium von Klein- und Nebenstraßen muß über gut 900 Kilometer hinweg Abschnitt für Abschnitt mit Literatur und Landkarte erschlossen werden.

Grundlage meiner Vorbereitungen waren die Publikationen der 1892 gegründeten Reichs-Limeskommission und die einschlägigen topographischen Karten. Für die Tour selbst habe ich Kartenmaterial im Maßstab 1:150.000 verwendet (s. u.), weil es bei ausreichender Flächendeckung dennoch erfahrbare Detailgenauigkeit bietet. Um diese Puzzelei kam ich nicht herum, weil ich nicht auf zusammenhängende Streckenausarbeitungen zurückgreifen konnte, die eine durchgängig navigierbare Tour erlaubt hätten.

Damit stand die Strecke fest: Eine Motorradtour entlang dem Obergermanisch-Rätischen Limes, dem größten und eindrucksvollsten Bodendenkmal Europas und seit 2005 UNESCO-Welterbe. Auf einer Länge von 550 km markiert er, zwischen dem 1. und 3. Jahrhundert errichtet, die nördliche Außengrenze des Römischen Reiches. Auch wenn es kaum möglich ist, alle 900 Wachtürme und 50 Kastelle entlang dieser Demarkationslinie aufzuspüren, vermittelt ein gelegentlicher Halt an archäologisch erschlossener Stelle einen lebhaften Eindruck von der politisch-militärischen Situation des zu Ende gehenden Römischen Reiches. Und von der tollen Landschaft, die man auf kurvenreichen Straßen durchfahren kann.

Die noch erkennbaren Limesstrecken 1 : 1 abzufahren wäre theoretisch allenfalls eine Herausforderung für hard core-Enduristen. Realistisch ist hingegen eine aufregend schöne, kurvenreiche 900 km lange Strecke möglichst nahe am Limes im hintersten Winkel der deutschen Mittelgebirge. Motorrad-Deutschland vom Feinsten, wenn man so will. Ein Volltreffer der Tourenplanung.

Der Obergermanisch-Rätische Limes nahm folgenden Verlauf durch Westerwald, Taunus, Odenwald, Schwäbische und Frankenalb:

verlauf des obergermanisch raetischen limes

Wir folgen dem Limesverlauf von Bonn bis Regensburg.

Der „Nasse Limes“ am Rhein

Ausgangspunkt unserer Limestour ist Bonn, die römische Castra Bonnensia. Auf dem Tisch unseres Hotelrestaurants gruppieren sich – neben aufmerksam nachgefüllten Gläsern mit Ahr-Rotwein – Landkarten und Notizen für die ersten drei Etappen. Feinplanung der Tourenstrecke.

Nach einer eher kurzen Nacht rollen wir der goldenen Morgensonne entgegen auf das linke Rheinufer hinaus. Weinberge begleiten uns zur Rechten, Frachtschiffe zur Linken, der Blick auf die Flußlandschaft bei morgendlich verkehrsarmer Straße ist phänomenal. Bis uns eine Straßensperre schmerzlich daran erinnert, wie noch vor wenigen Tagen Regen und Hochwasser hier gewütet haben.

rheinfaehre bei rolandseck mit motorrad

Über den Rhein der Sonne entgegen zum Limes

Also ein beherzter U-turn mit sanft dosierter Kupplung und zurück zur nächsten Fähre. D’r Rhing erop d’r Rhing eraf, wie die Rheinländer sagen. Aber kein Grund zur Klage, denn die Fähre bei Rolandseck entschädigt uns mit einem Maß an Rheinromantik, wie sie allenfalls die Bildungsreisenden des 19. Jahrhunderts gesucht haben.

limesturm bad breisig mit motorrad

In der Rheinaue bei Bad Breisig beginnt der Limes.

Vom rechten Rheinufer aus genießen wir das gleiche Szenario noch einmal. Für die Römer war dies der „Nasse Limes“ der als unüberwindliche Flußbarriere keine gesonderte Befestigung benötigte. Dies änderte sich aber von Bad Breisig an, wo sich neben dem Fähranleger der erste Limeswachturm (WP 1/1) aus der Rheinaue erhebt. Wir würdigen seine Bedeutung mit einem leichten Picknick.

Westerwald

Bald verliert sich jedoch die Rheinromantik im Straßengewirr des dicht besiedelten Neuwieder Beckens. Dann aber schwingt sich die Landstraße die Höhen des Westerwaldes hinauf. Zunächst gleitet der Blick hinab über den weiten Mittelrhein. Dann, ab Höhr-Grenzhausen, zeigt der schöhöhöne Westerwald, was er an attraktiven Kurvenstrecken zu bieten hat. Wie eine Achterbahn windet sich unsere Landstraße durch sonnendurchflutete Wälder.

Bei Hillscheid biegen wir ab zum rekonstruierten WP 1/68 und lassen uns im daneben angelegten römischen Nutzgarten nieder. In diesem antiken Idyll hören wir nichts als das Summen der Bienen zwischen Kräutern, Blüten und Sträuchern.

roemischer nutzgarten mit wachturm in hillscheid

Kurze Pause im römischen Nutzgarten bei Hillscheid

Bevor sich unsere Strecke ins Lahntal hinab mäandert, machen wir bei Arzbach Halt an der Römerquelle. Aus ihr bezog nach benachbarte Kastell sein Wasser. Zum Trinken und natürlich auch für die obligatorische Therme, die jedem Militärlager angeschlossen war.

roemerquelle in arzbach im taunus

Kühles Naß aus hartem Fels: die Römerquelle in Arzbach

Wie seit 2000 Jahren sprudelt die Quelle auch heute noch eiskalt aus dem Basaltfelsen. Eine willkommene Erfrischung für kurvenmüde Fahrer. Zum Schluß der Etappe erwartet uns ein weiterer Höhepunkt in Gestalt einer wilden Kurvenstrecke, auf der wir Bad Ems erreichen, unser Etappenziel.

Da unser Tourentag noch Zeit für weitere Unternehmungen läßt, machen wir’s den alten Römern nach und stürzen uns zur Rekreation in die örtliche Therme:

Also wenn wir wissen, daß wir sterben müssen, warum sollen wir nicht leben? … Stürzen wir uns ins Bad … Ihr werdet’s nicht bereuen.
— Titus Petronius, Cena Trimalchionis 72, 2 – 3

Taunus

Aus dem Lahntal arbeitet sich unsere Strecke in Serpentinen immer am Limesverlauf entlang die Taunushöhen empor. Wenn der römische Grenzwall etwas zu bieten hat, dann ist es der – seinem strategischen Zweck entsprechende – weite Überblick über das Land. Und die Einsamkeit, die das Fahren auf kurvigen Nebenstrecken zu einem besonderen Erlebnis macht. Bei Dornholzhausen wurde ein Stück der Palisade nachgebaut, von der aus wir das Panorama genießen.

limespalisade bei dornholzhausen im taunus mit motorrad

Der Limes beherrscht die Taunushöhen bei Dornholzhausen.

Hier auf den zugigen Taunushöhen fröstelten im winterlichen Wachdienst die Soldaten der Legio XXII Primigenia Pia Fidelis, die in Mainz ihr Stammquartier bezogen hatte.

ziegelstein mit dem signet der legio XXII primigenia pia fidelis

Die Legionsbezeichnung wurde auf den Ziegelsteinen verewigt.

Auf den Rheingau zu verläuft unsere Strecke wie der Limes: immer geradeaus in Richtung auf die nächste Höhe, strategische Positionen und Überblicksmöglichkeiten nutzend. Auf dieser Verbindungslinie liegt das nachgebaute Kleinkastell Pohl, an dem wir einen kurzen Halt einlegen.

Kurz darauf, hinter Bad Schwalbach, macht die Limesstraße eine Biegung nach Nordosten auf dem Großen Feldberg zu. Wie Kenner der Region wohl wissen, bietet der Hochtaunus kurvenreiche Motorradstrecken vom Feinsten. Kein Wunder, daß wir nach so viel Archäologie das Kastell Kleiner Feldberg links liegen lassen und uns stattdessen mit voller Ladung auf 880 m zum Gipfel emporschwingen. Zu früher Stunde noch fast alleine, der Asphalt gehört uns, die Rennleitung liegt noch im Körbchen.

rothaarige motorradfahrerin auf dem grossen feldberg

Morgenandacht auf dem Großen Feldberg

Dann gondeln wir im Walzertakt wieder bergab, fast so wie der Lastwagenfahrer Mario im Film Lohn der Angst – nur daß wir unbeschadet an der Saalburg bei Bad Homburg ankommen, unserem nächsten Ziel.

Bei all meinen Ressentiments gegenüber Nachbauten, die sich ausnehmen wie ein historisches Disneyland, ist ein Besuch dieses von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Bauwerks ein absolutes Muß jeder Limestour. Das mit teutonischer Präzision rekonstruierte Römerkastell vermittelt einen nachhaltigen Eindruck davon, mit wieviel ausgeklügelter Organisation die Römer die Nordgrenze ihres Imperiums zu sichern wußten.

Wetterau

Die Saalburg markiert den Beginn eines großen Bogens, den der Limes – und mit ihm unsere Strecke – vom Taunus aus nach Norden durch die Wetterau führt. Der Name weckt bei uns allenfalls versunkene Erinnerungen an lange zurückliegenden Erdkundeunterricht. Auch wenn die Gegend fahrerisch nur mäßig interessant ist, überrascht sie doch mit einer anheimelnden Landschaft und einem weiten Überblick über die Trassenführung des Limes.

limesturm idstein mit motorrad und fahrerin

Eine windige Motorradtour am Limes

Eine spurtreue Nachverfolgung des folgenden Limesabschnitts schenken wir uns allerdings und umrunden stattdessen den Osten des dichtbesiedelten Rhein-Main-Gebiets auf Autobahn und Schnellstraße bis Wörth am Main.

Odenwald

Der Main markierte – ebenso wie der Rhein – als natürliche Grenze den „nassen Limes“. Eine hübsche Gegend, die wir gut kennen. Aber was ist sie im Vergleich zu den fahrerischen Verlockungen des Odenwaldes? Also schlängeln wir uns von Wörth aus die Höhen empor und lassen uns vom Kurvengewirr dieses Mittelgebirges verführen.

motorrad im odenwald

Kurven im Odenwald: hinter jeder Biegung ein schöner neuer Ausblick

Vom Kastell Wörth aus verlief in Nord-Süd-Richtung ein früherer Odenwaldlimes, der im 2. Jahrhundert aufgegeben und an den Main vorverlegt wurde. Er machte sich geschickt die topographischen Gegebenheiten des Mittelgebirges zunutze, was uns zu Recht einen fahrerischen Leckerbissen erahnen läßt.

Warum wir in diesem Top-Motorradrevier mutterseelenallein sind, wird uns nicht recht klar. Aber wir genießen es, auch dann, als die Strecke zunehmend geradeaus verläuft. Vom WP 10/15 aus läßt sich erkennen, wie die Römer den Limes gebaut haben: Landvermesser vor, eine kerzengerade 50 m breite Schneise in die germanischen Wälder schlagen, aus dem Holz eine Palisade und Wachtürme bauen. Noch ein Wall mit Graben davor, fertig. Und das über viele Hunderte Kilometer lang.

ausblick vom limesturm haspel

Ausblick auf die Limeslinie (Straßenverlauf) vom WP 10/15: links Germanien, rechts Imperium Romanum

Höchste Zeit, sich noch einen Satz Kurven zu gönnen: Vom Limes aus erobern wir auf versteckten Trassen das Gabelbachtal und landen im hintersten Winkel des Odenwaldes am Schloß Waldleiningen. Ein neugotischer Bau, das „deutsche Windsor“, heute psychosomatische Klinik.

Leider beschert uns der Himmel aus dunklen Wolken ausgiebigen Regen – wohl der Preis, den wir für einen bislang herrlichen Tourentag zahlen müssen. Völlig durchnäßt machen wir in Miltenberg am Main Quartier im Hotel Zum Riesen, dem ältesten noch existierenden Gasthof Deutschlands.

Hohenloher Land

Beim Blick auf die Karte haben wir allen Grund, den kommenden Etappen frohgemut entgegenzusehen. In der Schwäbischen und der Frankenalb erwartet uns nicht nur eine wohltuende Gastronomie samt Weinbau, sondern auch lecker zu fahrende Nebenstraßen. Von Miltenberg bis Lorch zieht sich der Limes 70 km kerzengerade nach Süden. Um diese Linie herum winden sich unsere Sträßchen mit meist vierstelliger Ordnungsnummer wie eine Weinrebe um ihren Stock.

Doch wir hatten wohl nicht genau genug auf die Wetterkarte geschaut. Bis Walldürn, wo wir hinter einem Maisfeld ein römisches Bad ausfindig gemacht hatten, verlief noch alles dunkel-normal.

Doch im verträumten Hohenloher Land sucht uns ein infernalischer Starkregen heim. Blick auf die Uhr: gleich Mittag. Lagefeststellung: Wetterbesserung vorerst kaum abzusehen. Entschluß: ab in die nächstbeste Kneipe, Wetterentwicklung abwarten und weiter planen.

gasthof zur post in schoental mit motorrad

Ein willkommener Unterschlupf im Starkregen

Die Gunst des Schicksals führt uns nach einer qualvollen Viertelstunde in den Gasthof zur Post im Kloster Schöntal. Schwäbische Landgastronomie vom Feinsten, gemütliche Atmosphäre, trocken, warm, mundwässernde Speisekarte. Eine gute Grundlage, um das Dreckswetter für die nächsten anderthalb Stunden einfach wegzulachen.

Und siehe da: Am frühen Nachmittag reißt der Himmel auf wie im Deckenfresko der Klosterkirche Mariae Himmelfahrt nebenan. Eine gute Gelegenheit, einer höchstwichtigen Persönlichkeit unsere Reverenz zu erweisen. Im Kreuzgang des Klosters besuchen wir das Grab Götz‘ von Berlichingen, des Ritters mit der eisernen Hand. Wie oft hat sein berühmter Spruch schon eine wohltuende Distanz zu den Unerfreulichkeiten des Lebens geschaffen!.

Der verbleibende Tourentag versöhnt uns mit einer sonnigen Kurvenfahrt durch die romantischen Täler von Jagst und Kocher. Verwinkelte backroads nötigen uns immer wieder zu einem Orientierungsstopp, um sicher zu gehen, daß wir tatsächlich noch auf der richtigen Limesroute sind.

Schwäbisch-Fränkische Alb

Kurz vor Lorch scheren wir aus der Serpentine aus, um im Hauskloster der Hohenstaufen Irene von Byzanz einen Besuch abzustatten. Die Ehefrau des Königs Philipp von Schwaben gilt als eine der gebildetsten Frauen des deutschen Mittelalters. Aber auch sonst ist das architektonisch sehr schön gestaltete Kloster einen Zwischenstopp wert.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir bei Schwäbisch Gmünd den – neben seinem Anfang und Ende – wichtigsten Punkt des Limes: die Grenze zwischen den römischen Provinzen Obergermanien und Rätien.

limessaeule schwaebisch gmuend

1920 römische Meilen nach Jerusalem: Die Limessäule bei Schwäbisch Gmünd verzeichnet die Entfernungen bis an die entferntesten Ecken des Römischen Reiches.

limes bei schwaebisch gmuend

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Aus Holz in Obergermanien, aus Stein in Rätien: der Limes an der Provinzgrenze bei Schwäbisch Gmünd

Von hier schlägt der Grenzwall einen weiten Bogen nach Nordosten, der über die Frankenalb Richtung Altmühl und Donau führt. Bis zu diesem Punkt bestand der Limes aus einer Holzpalisade. Im weiteren Verlauf war er aus Steinen gemauert, wie auch die zugehörigen Wachtürme.

Genug gesehen und erlebt an diesem Tag. Zeit für einen genüßlichen Ausklang in einem traditionellen Lokal in Schwäbisch Gmünd. Dabei nehmen wir neben Super 95 E 5 und 10W-40 auch Trollinger und Lemberger in die Liste unserer Betriebsstoffe auf.

Zwischen Aalen und Ellwangen schneidet unsere Strecke bei Rainau den Limes, der dort mit einer Besonderheit aufwartet: einem rekonstruierten Limestor, das unter einer bemerkenswerten architektonischen Glaskonstruktion geschützt ist.

limestor dalklingen

Moderne Architektur in freier Landschaft I: Limestor bei Rainau/Dalklingen

Ganz wie wir dies aus der Neuzeit kennen, regelten und kontrollierten die Römer an diesem Durchgang den „Kleinen Grenzverkehr“ mit dem freien Germanien. Der Spaziergang vom Parkplatz aus auf die Anhöhe lohnt auf jeden Fall!

Ein weiterer empfehlenswerter Stopp ist eine gute Dreiviertelstunde später das Limeseum in Ruffenhofen. Zwar sind in diesem Abschnitt weder Fahrtstrecke noch Landschaft spektakulär. Aber die erhöhte Position des extravaganten Museumsbaus vermittelt einen einzigartigen Überblick über den Verlauf des Limes quer durch Mittelfranken.

limesmuseum ruffenhofen

Moderne Architektur in freier Landschaft II: Limesmuseum Ruffenhofen

Altmühl- und Donautal

Interessanter wird es allerdings, sobald wir bei Weißenburg das Altmühltal erreichen. Unsere Route entfernt sich weit von den viel befahrenen Durchgangsstraßen, quert des Öfteren den Limes oder verläuft auf seiner ursprünglichen Trasse.

limesturm erkertshofen mit motorrad

Auf der Limestrasse in Erkertshofen am WP 14/63

Bei Eichstätt erreichen wir endlich das „richtige“ Altmühltal mit all seinen landschaftlichen und fahrerischen Reizen. Ohne Stress, dafür aber mit viel Genuß schwingen wir uns von Flußbiegung zu Flußbiegung bis Kipfenberg. Dort ackern wir uns die steilen Serpentinen zur Burg hoch und machen Halt an einem Felsbrocken, der den geographischen Mittelpunkt Bayerns kennzeichnet.

mittelpunkt bayerns kipfenberg

Centrum Bavariae: der geographische Mittelpunkt Bayerns bei Kipfenberg

Nach einer reizvollen Suchfahrt über Kleinststraßen kreuzen wir die A 9, überwinden den Höhenzug des Naturparks Altmühltal und landen dann im traulichen Schambachtal. Unter uns: ähnlich schön wie das Altmühltal, fahrerisch aber noch eine Nummer besser. Zeit für eine genüßliche Pause, ehe wir die letzten Limeskilometer unter die Räder nehmen.

rast im schambachtal

Die dunklen Wolken ziehen vorbei und die Sonne behält die Oberhand.

Zunächst irrlichtern wir aber auf einsamen Waldsträßchen herum, bis wir bei Hienheim die Hadrianssäule erreichen, die Kaiser Wilhelm am Ende des Limes errichten ließ. Von dort aus tapern den Hügel wir zum letzten Limesturm hinauf. Damit haben wir unser Ziel fast erreicht.

hadrianssaeule hienheim mit motorrad

Hier markierte Kaiser Wilhelm den Endpunkt des Limes

limesturm hienheim

Der letzte römische Wachturm am Obergermanisch-Rätischen Limes bei Hienheim. Der Feldweg verläuft auf der ehemaligen Limeslinie.

Nur fast. Den letzten Kilometer rollen wir hinunter zum Fähranleger in Hienheim, verbringen mit einigen Dorfbewohnern feixend die Mittagspause des Fährmanns und setzen dann mit seiner Mini-Fähre über die Donau nach Eining.

donaufaehre eining mit motorrad

Warten auf die Mini-Donaufähre bei Eining

Am südlichen Donauufer, am Ortsrand von Eining, sind wir dann tatsächlich am Ende des Obergermanisch-Rätischen Limes angelangt. Hier schloß das Kohortenkastell Abusina die Demarkationslinie ab, belegt mit der Cohors III Britannorum – eine Hilfstruppe aus Britannien, die an der germanischen Grenze eingesetzt war.

Auf dem Weg in unser Quartier in Regensburg (der römischen Castra Regina) legen wir noch einen Halt in Bad Abbach ein und stürzen uns nach Art der Römer in die dortige Kaiser-Therme. Aus 680 m Tiefe wärmt uns das kristallklare Heilwasser. Wir lassen uns von kräftigen Strudeln massieren und blinzeln aus dem Außenbecken in den blitzblanken bayerisch-blauen Himmel.

Nach 7 Tagen und 1.089 km haben wir den Limes mit dem Motorrad bewältigt, viel gesehen, gelernt und erlebt. Eine Tour, die man nicht so einfach von Anfang bis Ende abspult, sondern die tief im Inneren bereichert.

Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick
Mit Träne in d’r Auge loor ich manchmol zurück.
Stefan und Peter Brings

Ausblick

Während wir uns wohlig im Thermalbad räkeln, freuen wir uns auf das, was nach dem Limes jetzt noch vor uns liegt: meine Lieblingsstrecke durch den Bayerischen Wald und eine Erkundungstour durch das Erzgebirge. Davon mehr an anderer Stelle.

Fazit

Eine Motorradtour entlang dem Obergermanisch-Rätischen Limes fasziniert nicht nur jeden passionierten Motorradfahrer. Sie ist ein Gewinn für jeden, der die Schönheit deutscher Mittelgebirge oder die Geschichte unseres Landes verinnerlichen möchte. Mit welcher Art Fahrzeug auch immer.

Informationen

Landkarten

ADAC-Regionalkarte Nr. 11, 1:150.000 – Mosel, Hunsrück, Eifel & Pfälzerwald
ADAC-Regionalkarte Nr. 12, 1:150.000 – Nürnberg, Würzburg, Fulda, Heilbronn
ADAC-Regionalkarte Nr. 13, 1:150.000 – Bayreuth, Regensburg, Bayerischer Wald
ADAC-Regionalkarte Nr. 15, 1:150.000 – Allgäu, Bodensee, Schwäbische Alb

Historische Informationen über den Limes

Deutsche Limeskommission
Limeskastelle

Track der Motoradtour am Limes 

Roadbook der Motorradtour am Limes

 

Aktualisiert am 23/08/2021 von Christian

Comments (2):

  1. Gisela schmelzer

    21. August 2021 at 16:53

    Der Blog war sehr interessamt. Vielen Dank. Einige Orte sind mir bekannt durch die Heimat meones Vaters wie z.B. Schwäbisch Gmünd oder Schönthal. So eine Tour hätte ich gerne auch gemacht, aber nicht auf dem Motorrad. Das war eine große Leistung von euch. Gratuliere.lg. Gisela

    Antworten
    • Christian

      22. August 2021 at 12:52

      Liebe Gisela,
      ich freue mich, daß Dir mein Blogbeitrag gefallen und schöne Erinnerungen geweckt hat. Bestimmt werden wir diese Gegend noch einmal bereisen, aber auf anderen Strecken und mit anderen Zielen.
      Viel Spaß beim Lesen und liebe Grüße
      Christian

      Antworten

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