Eine Havel Motorradtour zwischen Berlin, Brandenburg/H. und dem Rhinluch beschert stressfreies, unterhaltsames Motorradfahren abseits der großen Straßen.
Entspanntes Touren im Havelland
Unsere Havel Motorradtour beschreibt eine weite Runde durch das Herz des Havellandes mit seinen landschaftlichen Schönheiten: Flüsse, Seen und Kanäle im Wechsel mit dichten Wäldern, weiten Auen und buschbestandenen Wiesen. Geographisch durchfahren wir dabei das Ländchen Glien, Bellin und Friesack, das Havelländische Luch, die Barnewitzer und die Ribbecker Heide.
Weit abseits der großen Straßen führt die Tour durch die Brut- und Sammlungsgebiete von Störchen, Kranichen und einer Vielzahl von Wasservögeln. Vom Wegesrand aus lassen sie sich im Frühjahr und Herbst besonders gut beobachten, ohne dabei die Umwelt zu stören. Zu entdecken gibt es unterwegs vielerlei: Natur und Denkmäler, Störche und Dampflok-Rekorde, Baumriesen, Nymphen und Hexen. Wer hätte all das im Havelland erwartet?
Streckenführung der Havel Motorradtour
Streckenverlauf:
Berlin – Konradshöhe – Havelfähre – Hennigsdorf – Schwante – Linum – Fehrbellin – Betzin – Vietznitz – Friesack – Bartschendorf – Gollenberg – Rhinow – Hohennauen –– Semlin – Ferchesar – Kotzen – Nennhausen – Mützlitz – Marzahne – Radewege – Gortz – Päwesin – Roskow – Ketzin – Uetz – Neu Fahrland – Spandau – Berlin Pichelswerder an der Havel. 224 km
Zum Nachfahren gibt’s die .gpx-Datei hier.
Zeitbedarf:
Gute 4 ½ Stunden plus Zeit für Pausen
Höhepunkte:
- Havelfähre Konradshöhe – Spandau
- Storchendorf Linum mit NABU-Informationsstelle
- Siegessäule Hakenberg zum Gedenken an die Schlacht bei Fehrbellin 1675
- Görne mit Fontane-Büste und Picknickmöglichkeit am Görner See
- Semlin mit Denkmal an die letzte Hexenverbrennung in Brandenburg und Bademöglichkeit im Hohennauener See
Auf zur Havel Motorradtour
Zunächst fahren wir über den Saatwinkler Damm und die A 111 bis zur Ausfahrt Waidmannsluster Damm. Dieser führt an der Akademie Auswärtiger Dienst am Tegeler See vorbei nach Konradshöhe. Dort setzen wir mit der einzigen privaten Fähre Berlins über die Havel nach Hennigsdorf über.
Dann geht es immer nordwärts über den Berliner Autobahnring weg. Am Ortsausgang von Vehlefanz lohnt sich ein kurzer Halt, um einen näheren Blick auf die liebevoll restaurierte Bockwindmühle zu werfen. Gleich nebenan offeriert die „Milchtankstelle“ frisches Getränk direkt von der Kuh und ein Pavillon mit Garten herrliches Eis.
Ein Tip für alle, die sich für die Weiterfahrt verproviantieren wollen: Im nächsten Ort Schwante ist die Bäckerei Plentz (an der Kreuzung L 17 / L 170) Treffpunkt aller kaffeesüchtigen Durchreisenden und weithin bekannt durch ihre leckeren Backwaren.
Das Reich der Störche
In Linum richten sich die Blicke nach oben: Störche allenthalben auf Dächern und Stangen. An zahlreichen Häusern wird über den jährlichen Nachwuchs Buch geführt. Stolze Zahlen kommen da zusammen. Nicht ohne Grund unterhält der NABU hier eine Storchenschmiede, die dazu eine Vielzahl von Informationen vermittelt. Nur wenige Kilometer weiter ragt bei Hakenberg die Siegessäule zum Gedenken an die Schlacht bei Fehrbellin 1675 aus dem Wald. Von der Aussichtsplattform aus eröffnet ein weiter Blick über das Land.
Von der Autobahnausfahrt Fehrbellin führt eine kleine Teerstraße südwestwärts durch das Friesacker Ländchen über Betzin zur L 17. Hier biegen wir rechts Richtung Warsow ab. Dieser baumbestandene Streckenabschnitt führt an einem für das Havelländische Luch typischen Drainagekanal entlang: ein vielfältiger, geschützter Lebensraum für viele Tierarten. Im Herbst dient die umliegende, Wiesenaue genannte Region Tausenden von Kranichen als Sammel- und Startplatz für ihre Reise in den Süden. Durch ihr dichtes „Straßenbegleitgrün“ bietet unsere Strecke dazu ausgezeichnete Beobachtungsmöglichkeiten.
Dampflok-Rekordfahrt im Havelland
In Vietznitz lädt die rustikale Dorfkirche aus dem 17. Jhd. zum Entdecken ein. Ein Stück ab davon liegt das ehemals Bredow‘sche Schloß. Es ist nach dem englischen Vorbild der „gothic castles“ gebaut und hat einen Treppengiebel wie das Schloß Babelsberg (1834/35).
Obwohl der unscheinbare Bahnhof von Vietznitz ist inzwischen aufgegeben ist, hat er Eisenbahngeschichte geschrieben. Denn hier, an der Rennstrecke der (alten) Deutschen Reichsbahn, knackte am 11. Mai 1936 die stromlinienförmig verkleidete Dampflokomotive 05 002 mit drei D-Zug-Wagen und einem Messwagen die 200-Stundenkilometer-Grenze. Mit genau 200,4 km/h war sie seinerzeit die schnellste Dampflok der Welt. Ihre Schwesterlok 05 001 ist als letztes erhaltenes Exemplar dieser Baureihe im Deutschen Verkehrsmuseum in Nürnberg zu besichtigen.
Grünes Paradies Havelland
Jetzt wird es Zeit, der Zivilisation den Rücken zu kehren. Deshalb biege ich hinter Friesack links auf einen Betonplattenweg ab, der mich in das Herz des Rhinluchs führt. Früher habe ich diesen LPG-Wirtschaftswegen nie so recht getraut. Aber mittlerweile haben sie sich aber als zuverlässige Trassen in Gegenden erwiesen, in die sich kaum ein Fremder verirrt.
Pirschfahrt ist nun angesagt. Die lange Getriebeabstufung der FJR erleichtert es mir, das Landschaftsidyll ganz bewußt wahrzunehmen: quirlige Vögelchen in den Hecken am Wegrand. Sträucher, gesprenkelt mit knallroten Hagebutten. Braune Kastanien, die sich aus ihren stacheligen Kugelbehältern herausschälen. Fohlen und Kälber mit ihren Muttertieren auf der Weide. Behutsam staksende Störche auf Futtersuche. Ich spüre, wie die innere Freiheit meinen Kopf zurückerobert.
Da sich zusehends der Appetit in meinen Magen regt, halte ich nach einem geeigneten Picknickplatz am Rande des Plattenweges Ausschau. Der hohle Baumstumpf einer Linde dient mir als Cocktailtisch mit weitem Ausblick: auf die reich gegliederte Landschaft, den endlosen wolkenbestückten Himmel, auf Bauernhäuser und weidende Tiere. Hier ist gut sein. Der genußvolle Verzehr meines Mittagsmahls kann beginnen.
Nach dieser kleinen Stärkung fahre ich Richtung Bartschendorf. Am Japanischen Garten vorbei führen mich die restlichen Kilometer des Plattenweges zur L 17. Dann geht es auf der B 102 weiter an den Hohennauener See.
Die letzte Hexe von Brandenburg
Nächster Stop ist Semlin. Auf dem gegrünten Dorfplatz erinnert ein Denkmal an Anna Rahns, die 1672 als letzte „Hexe“ Brandenburgs in Rathenow verbrannt wurde. Aufgrund des ihr vorgeworfenen Schadenzaubers ging sie als ”Butterhexe“ in die Dorfgeschichte ein. Das hübsche Dorf bot in bedrängter Zeit dem Schriftsteller Erich Kästner und der Tochter des emigrierten Architekten Ludwig Mies van der Rohe Schutz und Aufenthalt. Die Dorfstraße führt auf die örtliche Badestelle am Hohennauener See zu. Im Sommer ein ideales Plätzchen zur Erfrischung auf der Tour.
Die Nymphe von Nennhausen
Nächstes Ziel ist Schloß Nennhausen. In der Zeit des Biedermeier entwickelte sich der Ort unter seinem Besitzer, dem Dichter Friedrich de la Motte-Fouqué, zu einem märkischen Musenhof. Auch E. T. A. Hoffmann, Joseph Eichendorff, und August Wilhelm Schlegel waren hier regelmäßig zu Gast.
Am ausladenden Ast eines alten Baumes hängt das in Ton geformte Portrait des Wassergeistes Undine. Über sie hat der Schloßherr ein gleichnamiges Kunstmärchen gedichtet hat. Später nahm es E. T. A. Hoffmann als Vorlage zu seiner romantischen Zauberoper. Da der Schloßpark öffentlich zugänglich ist, haben wir hier schon öfter eine nette Pause eingelegt.
An der Havel zurück nach Berlin
So langsam werden die Pferde unruhig und wollen nach Hause. Deshalb steuere ich zunächst an den beiden Beetzseen entlang auf Ketzin zu. Leider reicht heute meine Zeit nicht für eine Fährpartie über die Havel oder einen Besuch des sehr empfehlenswerten Restaurants an der Fähre. Stattdessen geht es weiter am Schloß Paretz vorbei Richtung Uetz, dann über den Berliner Autobahnring weg zur Bundesstraße 2. Die satte Alleenstraße bringt mich geradewegs nach Spandau . Ein letztes Mal quere ich die Havel bei der Rückfahrt nach Berlin. Dann wartet in einem Gartenrestaurant in Pichelswerder ein Tisch auf mich – direkt an der Havel.
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Aktualisiert am 09/05/2022 von Christian
Max
9. November 2020 at 07:20
Hallo,
ich bin die Tour am vergangenen Samstag mal abgefahren und wollte auf diesem Wege herzlichen Dank für das Einstellen sagen. Hat mir wirklich sehr großen Spaß bereitet.
Schöne Grüße
Max
Christian
9. November 2020 at 12:45
Lieber Max,
ich freue mich, daß Dir meine vorgeschlagene Tour Spaß gemacht hat. Das Wetter war ja auch prima. Demnächst kommen noch weitere Touren dieser Art, die man gut bei Herbst- und Winterwetter fahren kann.
Gute Fahrt und viele Grüße
Christian
Sofia
13. Juli 2022 at 18:26
Danke für die Tour! Es hat Spaß gemacht. Die anderen Touren werden folgen:)
Christoph
10. Juni 2023 at 10:36
Ich bin diese exakte Strecke noch nicht gefahren, kenne aber als Spandauer die Gegend und die meisten ihrer Abschnitte. Würd ich jederzeit empfehlen und mache mich gleich mal auf den Weg die Strecke (mit einigen kleinen Anpassungen, z.B. Start in Hennigsdorf) nachzukullern.
Christian
10. Juni 2023 at 10:59
Dazu wünsche ich Dir viel Spaß und gute Fahrt! Ich schreibe gerade an einer interessanten Tagestour, die Dir bestimmt auch gefallen würde. Bitte noch ein wenig Geduld.
Viele Grüße
Christian
Christoph
11. Juni 2023 at 00:23
Sehr interessante Strecke. An einer Stelle dachte ich mein Navi erlaubt sich wieder mal einen Scherz, aber nö. Genau DA sollte ich tatsächlich links abbiegen um dann Michaelisbruch zu entdecken. Cool. Und es waren auch wirklich neue Abschnitte dabei. Lässt sich echt gut fahren. Irgendwann kurz hinter Rhinow dachte ich, der nächste Laden ist Deiner. Visir sauber machen, kaltes Energiegetränk trinken. Bis Ketzin musste ich warten bis der nächste Laden vor meinem Vorderrad vorbeigeturnt kam. Das ist keine Kritik, eher ein Lob. Ich mag es gerne ruhig.
Losgefahren bin ich um 11.40 Uhr in der Müllerstraße und zurück in Spandau war ich um 16.30 Uhr. Da war ein Unfall auf der Autobahn und es gab deswegen zähflüssigen Verkehr auf der Umfahrung. 4 1/2 Stunden passt also gut..
Vielen Dank.