Diebstahlsicherung des Motorradgepäcks sollte zur Routinemaßnahme bei jeder Tour werden. Nichts ist zuviel, nichts überflüssig. Und die Kombination macht’s!
Geschätzte Lesedauer: 5 Minuten
1. Diebstahlsicherung des Motorradgepäcks als Routine
„Gucken, gucken, nix zu sehn, zappzarapp auf Wiedersehn!“ Wer hat so etwas nicht schon irgendwann mal mitbekommen: Kaffeepause gemacht, kurz die Maschine alleine gelassen – und bei Rückkehr ist vom Gepäck was geklaut. Leider geht es nicht überall so ehrlich zu wie in Skandinavien, wo wir das Motorrad mit allem Gerödel stundenlang auf einem einsamen Parkplatz stehen lassen konnten und bei Rückkehr alles noch so vorfanden, wie wir es verlassen hatten. Trotzdem gilt grundsätzlich: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Was muß ich also beachten – vor allem in weniger vertrauenswürdigem Ambiente und ohne Mitfahrer, der in der Zwischenzeit auf die Maschine aufpassen könnte – um mein Motorradgepäck bei kurzfristiger Abwesenheit vor Diebstahl zu sichern?
2. Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen
Zunächst gilt leider: Wenn jemand genug kriminelle Energie und Praxis in der ungesetzlichen Eigentumsübertragung hat, wird so oder so an deine Sachen kommen. Trotzdem und gerade deshalb darf man solchen Leuten die Sache nicht unnötig leicht machen. Deshalb gelten zwei Grundsätze:
Laß deinen gesunden Menschenverstand walten
Stelle dein Motorrad nie dort ab, wo Diebe sichtentzogen und unbehelligt ans Werk gehen können. Parke lieber dort, wo vielleicht schon andere Motorräder stehen oder wo du zumindest mit einer gewissen wohlwollenden Aufmerksamkeit des Publikums rechnen kannst.
Trage deine Wertsachen am Mann
Der „harte Kern“ deines Gepäcks darf nie alleine und/oder unbewacht bleiben: Dokumente, Geld, Kreditkarten, Mobiltelefon und dergleichen. Das alles trägst du „am Mann“. Wie, dazu Näheres weiter unten.
Andere Dinge z. B. Navi, Kamera oder GoPro kannst du ggf. in den Anbaukoffern verschließen, falls du solche montiert hast. Aber denke daran: Werden die Koffer aufgebrochen und ihr Inhalt gestohlen, deckt keine Kfz-Versicherung den Verlust ab. Dazu brauchst du eine entsprechende Deckungsklausel in deiner Hausratversicherung. Also bitte mal das Kleingedruckte gut daraufhin durchlesen.
3. Wie sichere ich die größeren Stücke?
So weit, so gut. Was aber machst du mit den größeren Ausrüstungsstücken, wenn du bei Sommerhitze unterwegs bist und dein Motorrad parkst, um ins Schwimmbad zu gehen oder eine Sehenswürdigkeit zu besichtigen?
Jacke, Stiefel, Handschuhe
Bei Sommerhitze ist es eine Wohltat, sich zwischendurch einmal seiner Jacke und seiner Stiefel zu entledigen und nur mit Hose, T-Shirt und Sommerschlappen herumzulaufen.
Was die Jacke anbetrifft, ist die Sache im Grunde ganz einfach: Anfangs haben wir uns unterwegs im Baumarkt ein Drahtseil besorgt und es an beiden Enden mit Ösen versehen. Das Ganze durch die Jackenärmel gezogen, um den Lenkkopf geschlungen und mit einem Zahlenschloß durch die Endösen gesichert. Fertig.
Mittlerweile sind wir bei einer eleganteren Lösung gelandet und verwenden fertig konfektionierte, ummantelte Kabelschlösser. Diese lassen sich bequem unter dem Sattel verstauen.
Wo aber bleiben die Stiefel von Fahrer und Sozia? Da haben wir uns bei Backpackern einiges abgeschaut, denen wir unterwegs begegnet sind. Die Findigen unter ihnen sichern ihr Gepäck mit einem abschließbaren Stahlnetz, das es in verschiedenen Größen gibt. Ein solches haben wir uns auch besorgt. Auf der abgestellten Maschine rollen wir Jacken und Stiefel zu einem handlichen Paket, ziehen das Stahlnetz darüber, führen das Kabel unten durch den Rahmen durch und schließen ab. Fertig und – so gut es geht – sicher.
Helm
Wenn genug Platz ist, kann man auch noch den Helm unter dem Netz verstauen. Ansonsten, wenn nur der Helm an der Maschine bleiben soll und kein Helmschloß unter dem Sattel vorhanden ist: Für kurze Abwesenheit reicht auch ein Z-Lok Kabelbinder, mit dem der Helm am Rahmen befestigt wird. Er bietet zwar keinen absoluten Schutz gegen kräftige Kabelschneider, aber er ist immerhin stabil genug, um Gelegenheitsdiebe von ihrem Frevel abzuhalten.
Nicht vergessen: Vor dem Weggehen besser das Visier schließen, damit es ggf. nicht in den Helm hineinregnet oder Zigarettenkippen darin landen.
Tankrucksack
Bleibt die Frage: Wie sichere ich meinen Tankrucksack, sofern er keine Eigensicherung hat? Auch hier bewähren sich die oben erwähnten Kabelschlösser, die man durch den Griff des TR und Lenker/Lenkkopf ziehen kann. Sinnvollerweise nimmt man aber vorher alles heraus, was einem lieb, wert und teuer ist und verstaut es im Anbaukoffer oder nimmt es mit.
4. Wie verstaue ich kleinere Gegenstände?
Wo bringe ich nun all die Wertsachen und Kleinteile unter, die ich nicht am/im Motorrad lasse? Zunächst einmal ist eine Kombi mit möglichst vielen, aber auch geräumigen Taschen immer hilfreich. Für alles, was darüber hinaus mitzunehmen ist, bieten die Ausrüster viele praktische Gegenstände an, die unterwegs gute Dienste leisten können. Vor allem Hüfttaschen und ähnliches.
Bei passionierten Joggern habe ich mir einen breiten Gürtel mit Taschen abgeschaut, in die die wesentlichen Wertgegenstände hineinpassen.
Und jetzt geht es an die Wäsche: Für den leichteren Einsatz eignen sich auch Boxershorts mit Tasche für alle möglichen Utensilien. Passend dazu gibt es auch T-Shirts mit verdeckten Taschen.
Für unsere Amazonen sind spezielle Reise-BHs mit verdeckten Taschen im Angebot, die nicht nur auf einer Motorradtour praktisch sind, sondern auch dort, wo man sich im Gedränge besonders absichern will (Konzerte, Großveranstaltungen etc.). Eine eindeutige Empfehlung seitens meiner Sozia kann ich hier gleich mitliefern.
5. Was muß ich sonst noch beachten?
Was ich beschrieben habe, deckt natürlich nur einen Teil aller möglichen Vorsichts-/Sicherungsmaßnahmen ab, an die ich mich auf einer Motorradtour halten sollte. Je exotischer und unberechenbarer Tourenziel und –strecke sind, desto spezieller muß ich mich auf die jeweiligen Erfordernisse einrichten. Über die Sicherungsmaßnahmen am Motorrad hinaus ist es deshalb nie verkehrt, auch noch weitere Tricks parat zu haben:
Nimm einen Fake-Geldbeutel mit
Mit deiner Kombi fällst du unweigerlich sofort als Tourist auf. Leider auch denjenigen, die es auf dein Geld abgesehen haben. Deshalb ist es keine schlechte Idee, an gut zugänglicher Stelle einen alten Geldbeutel bei sich zu tragen, in dem ein überschaubarer Barbetrag, eine abgelaufene Kreditkarte oder ähnliches stecken. Fordert ein Straßenräuber die Herausgabe, ist im Zweifel nicht viel verloren und er verzieht sich wieder. Wird der Geldbeutel geklaut, ist das auch hinnehmbar: Alles Wichtige trägst du ja – siehe oben – verborgen und körpernah abgesichert bei dir.
Nimm ein billiges Mobiltelefon mit lokaler SIM-Karte
So schön die Bilder mit einem teuren Smartphone der letzten Generation auch werden – es ist sicher keine gute Idee, so etwas auf Tour mitzunehmen. Dafür liegt in meiner Schublade ein ausrangiertes Smartphone, das ich für unterwegs mit einer lokalen aufladbaren SIM-Karte bestücke. Wird es mir gestohlen oder kommt es mir abhanden, ist auch dieser Verlust verkraftbar und vor allem gehen mir keine wichtigen persönlichen Daten verloren.
Backup für wichtige Dokumente
Wer schon einmal Führerschein, Personalausweis oder ähnliche Dokumente verloren hat, weiß ein Klagelied zu singen von der Rennerei, die mit der Wiederbeschaffung verbunden ist. Gerade auf Auslandsreisen kann der Dokumentenverlust sehr problematisch werden. Darum habe ich mir alle wesentlichen Unterlagen eingescannt und auf einem USB-Stick gespeichert, den ich an einer Metallperlenkette um den Hals trage. Diese Kopien sind zwar kein Ersatz für das Original. Aber sie erleichtern die Auseinandersetzung mit der nächsten Polizeidienststelle oder einer deutschen Auslandsvertretung. Dort bekommt man dann sehr viel einfacher einen Reiseausweis als Passersatz zur Einreise in die Bundesrepublik Deutschland.
Regelmäßiger Sicherheitscheck
Zu guter Letzt: Ich habe mir angewöhnt, nach jedem Milieuwechsel (Restaurant, Supermarkt, Einkaufsbummel etc.) einen Tastcheck zu machen, ob ich alle wesentlichen Dinge noch bei mir habe. Dann kann ich ggf. viel einfacher nachvollziehen, wo genau mir etwas abhanden gekommen ist. Ein Engländer hat mir dazu einmal als Merkregel das große Kreuz empfohlen, das die Orthodoxen beim Betreten der Kirche schlagen: Spectacles – Testicles – Watch – Wallet. Alles drin, alles dran – gut so. Weiter geht’s.
6. Fazit
Wenn ich mein Gepäck am Motorrad sichern will und auch all das andere, was mir lieb, wert und teuer ist, dann ist keine Maßnahme überflüssig oder vergebens. Die Aufmerksamkeit für die mitgeführten Sachen sollte eine unverzichtbare Routinemaßnahme sein genau wie die sonstige Aufmerksamkeit, die man auf Maschine und Fahrtechnik verwendet. Und damit gute Fahrt in der neuen Saison!
Aktualisiert am 05/03/2023 von Christian
Lukas Kiermeyr
6. März 2023 at 09:55
Christian, DANKE. Immer wieder sehr gut. Einiges habe ich nicht beachtet, jetzt weiß ich mehr.
Christian
9. März 2023 at 18:53
Hallo Lukas,
wie immer freue ich mich, wenn ich praktische Anregungen geben konnte, auf die mann ggf. zurückgreifen kann.
Alles Gute und einen guten Saisonbeginn
Christian
TheQ
8. März 2023 at 19:17
Deine Tipps finde ich super, denke aber es kommt immer darauf an, in welcher Gegend man unterwegs ist und wie konkret man reist. Ist man jeden Tag woanders sind Gepäcknetz und Co sicher sinnvoll. Wenn man aber ein Hotel mehrtägig als Basis bucht um von dort Ausflüge zu unternehmen, kann das Reisegepäck im Hotel bleiben. Die restliche Ausrüstung passt dann bequem in die Koffer am Fahrzeug (in dem sich auch Umziehkleidung befindet). Selbstverständlich sollte man nicht im Sommeroutfit im Ausland rumdüsen (habe ich aber auch schon gemacht bei kürzeren, verkehrsarmen Strecken).
Christian
9. März 2023 at 18:52
Ganz sicher kommt es immer darauf an, wie die Tour jeweils strukturiert ist. Bei meiner Beschreibung habe ich eine lineare Tour im Hinterkopf, bei der man nach jeder Etappe woanders nächtigt. Für solche Fälle muß man halt die meisten Vorkehrungen treffen. Am bequemsten ist jedoch – und da gebe ich Dir völlig recht – eine „Kleeblattour“, bei der man jeden Tag von der gleichen Unterkunft aus startet. BTW: Wenn es irgend machbar ist, plane ich auf diese Weise.
Viele Grüße und gute Fahrt,
Christian
Thom
8. Mai 2023 at 13:43
Auch meinen Helm und Tankrucksack sichere ich mit einem Kabelschloss. Der Helm kommt über den spiegel, das Schloss durch das Kinnteil, dann kann auch das Visier fast vollständig geschlossen werden und dann durch die Trageschaufe des TR und durch den Lenker zurüch zum Gegenstück in der Nähe des Helmes. Somit ist alle zusammen gesichert.
Christian
8. Mai 2023 at 21:22
Guter Trick, vielen Dank für den Hinweis. Werde ich gleich probieren.
Viele Grüße
Christian
Carsten
2. Juni 2023 at 19:38
Super geschrieben. Ein Tipp noch von mir. Wenn ich auf Tour bin, trage eich so eine Anglerweste unter der Motorradjacke. Da hat man unzählige verschließbare Taschen direkt am Körper für alles wichtige.
Christian
4. Juni 2023 at 15:19
Lieber Carsten,
Ter Tipp mit der Anglerweste gefällt mir sehr gut, zumal, wenn man viel Kleinzeug mit sich rumschleppt. Was aber mit den größeren Teilen?
Viele Grüße und gute Fahrt,
Christian