Bussgeld bei Blitzern läßt sich durch einfache Verhaltensregeln vermeiden. Ein bewährter Maßnahmenkatalog, nicht nur für Motorradfahrer
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Ich hatte eine unglückliche Jugend. Nein, nicht zu Hause und auch nicht in der Schule. Da war alles in bester Ordnung. Das größte Drama meiner Jugend war die Fahrschule. In mehreren Etappen.
Im zarten Alter von 17 Jahren, nach Bestehen der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, überstellte mich mein Vater dem Fahrlehrer Otto L., dem der Ruf vorauseilte, besonders „gründlich“ zu sein. Was ich nicht wissen konnte: L., der nach dem Krieg eine eigene Fahrschule eröffnet hatte, war einstmals Fahrlehrer bei der Deutschen Wehrmacht gewesen. Irgendwie mußte seither der Lauf der Weltgeschichte an ihm vorbeigegangen sein. Daß inzwischen neue Zeiten angebrochen waren, hatte er beim Umgang mit seinen Fahrschülern keinesfalls verinnerlicht.
Dem entsprachen auch – vom sehr „direkten“ Umgangston einmal abgesehen – seine Ausbildungsmethoden: Einmal den Opel Rekord beim Anfahren am Berg abgewürgt – Aussteigen, drei Runden im Laufschritt um das Auto. Wenn dazu draußen die holde Weiblichkeit vorbeidefiliert, machst du das kein zweites Mal. Die Motorrad-Fahrausbildung war der Tragödie zweiter Teil, der eine eigene Würdigung verdient hätte.
Väterliche Privatfahrschule
Dank L.s „fürsorglicher“ Ausbildung stellten die Fahrprüfungen trotz eines gefürchteten Prüfers mit unaussprechlichem polnischen Namen für mich kein größeres Problem dar. Wohl aber das, was dann folgte. Als ich meinem Vater stolz den grauen Lappen präsentierte, gab er mir die lakonische Antwort: „Den Führerschein hast du jetzt. Aber glaube ja nicht, daß du jetzt wirklich fahren kannst. Das muß ich dir erst noch beibringen“.
Dann wurde es richtig schlimm. Das lag vor allem daran, daß mein Vater als ehemaliger Fluglehrer und Sturzkampfflieger (der auf mirakulöse Weise den Krieg unversehrt überlebt hatte) seine Art zu pilotieren in Friedenszeiten bruchlos fortsetzte. Weinkrämpfe meiner Mutter bei Hochgeschwindigkeits-Überholmanövern, bei denen er gleichzeitig mit der Straßenkarte herumknitterte, pflegte er mit dem Hinweis abzutun, so solle sich nicht so haben. Schließlich sitze ihm ja keine Spitfire im Nacken, die ihn abschließen wolle.
In der Privatfahrschule meines Vaters (auf Opel Commodore GS mit Reihen-Sechszylinder und Weber-Doppelvergaser) gab es dann Anweisungen wie: „Nach 12 Sekunden rechts weg“ oder beim Überholen: „Das Herz des Reiters muß als erstes über dem Hindernis sein“. Hard stuff.
Trotz seiner vorwärtsbetonten Fahrweise hat mein Vater nie Bussgeld bei Blitzern abgedrückt oder Punkte in Flensburg kassiert. Mir unbegreiflich. Aber heute weiß ich, daß er beim Autofahren instinktiv einige wichtige Regeln befolgte. Eine seiner Strategien, in die er mir in harten Lehrstunden auf der Autobahn eintrichterte, lautete:
Wie kann ich schnell und sicher fahren und trotzdem Bussgeld bei Blitzern vermeiden? Wie bleibe ich unter dem Radar der Ordnungshüter? Was er mir dazu mit auf den Lebensweg gab, waren seine
11 Regeln zur Vermeidung von Bussgeld
1. Halte dich an die Verkehrsregeln
Klingt naiv, aber: Wenn man ohne Bussgeld bei Blitzern davonkommen will, ist es am sichersten, sich an Geschwindigkeitsbeschränkungen zu halten. Blöd ist hingegen: Manchmal bist du eben doch zu schnell, sei es aus Unachtsamkeit, wegen nachlassender Konzentration oder weil du abgelenkt warst.
2. Kenne das Bussgeld
Kommst du dennoch in Versuchung, zu schnell zu fahren, sei dir im Klaren über Bussgeld und Punkte. Wenn sich so etwas im Laufe einer schönen, langen Motorradsaison summiert, kann es traurig für dich werden.
3. Finde einen Schrittmacher
Wenn du flott vorankommen und Bussgeld vermeiden willst: Lasse dich so lange von anderen Autos überholen, bis eines so schnell oder sogar noch einen kleinen Tick schneller fährt, als du gerne fahren möchtest. Das ist dein Mann. An den hängst du dich dran, genau wie an ein Safety Car bei der Formel 1. Halte dich an seiner linken Hinterseite, so daß er die Sichtlinie nach schräg rechts vorne zu einer möglichen Radarfalle verdeckt. Wenn es blitzt, ist er dran und nicht du.
4. Halte dich mitten im Rudel
Fährt eine Gruppe von Fahrzeugen ungefähr dein Tempo, finde eine Lücke mitten im Rudel. Übernehme aber keinesfalls die Führung, sonst bist du das Opfer der Radarkontrolle und nicht die anderen. Fährst du als letzter, hat dich möglicherweise eine von hinten kommende Zivilstreife am Wickel. Also bleib immer schön mittendrin, geschützt durch die Fahrzeuge vor und hinter dir.
5. Achte auf Bremslichter
Fährt einer vor dir und tritt unvermittelt auf die Bremse – Achtung! Möglicherweise hat dein Vordermann eine Radarfalle erspäht und deshalb sein Tempo reduziert, um Bussgeld zu vermeiden. Deshalb intuitiv eigene Geschwindigkeit checken und ggf. vorsichtig (wg. Hintermann) abbremsen. Wichtig dabei: mindestens „halber Tachoabstand“ zum Vordermann.
6. Achte auf die Ortsansässigen
Bist du in einer fremden Gegend und die Ortsansässigen fahren einen heißen Reifen, dann kannst du davon ausgehen, daß sie Strecken und Tücken ihres Heimatreviers kennen. Bremsen sie aber aus unerfindlichen Gründen plötzlich ab (und hängen dabei nicht am Telefon), kannst du davon ausgehen, daß weiter vorne vielleicht einer dieser schicken Blitzermasten steht.
7. Fahre sicher und mit Verstand
Wenn du schon mal (im Rahmen der STVO) flotter unterwegs sein mußt als gewöhnlich, fahre niemals – niemals – aggressiv. Schon gar keine Späßchen mit Drängeln oder rechts überholen. Das ist hochgefährlich und aus guten Gründen verboten. Durch solche Manöver fällst du nur der Verkehrskontrolle auf und bist unweigerlich dran. Wenn du Pech hast, macht jemand aus seinem Auto ein aussagekräftiges Erinnerungsfoto von dir. Das hilft bei der Anzeige. Also: Aggressives Fahren, vor allem mit dem Motorrad, ist ein absolutes No Go.
8. Halte dich rechts
Wann immer möglich, nötig oder vorgegeben halte dich rechts, so wie es dem Rechtsfahrgebot (§ 2, mit Einschränkungen in § 7 STVO) auf unseren Straßen entspricht. Für dich bringt das den zusätzlichen Vorteil, daß du als Rechtsfahrer auf größere Entfernung instinktiv als langsameres Fahrzeug wahrgenommen wirst. Die Zielerfassung der Radarpistole gilt deshalb vorrangig den als schneller eingeschätzten Fahrzeugen auf der mittleren oder linken Spur.
9. Vorsicht Kontrollfahrzeuge!
Verliere nie aus dem Blick, wo Verkehrskontrollen lauern könnten: auf und hinter Brücken z. B., an Behelfsausfahrten, oder sichtentzogen hinter einem Hindernis. Entdeckst du Blau/Silber oder ein Serienfahrzeug in Massenfarbe – Vorsicht!
10. Vorsicht in Ortschaften
Wenn du die Autobahn verläßt und auf einer Landstraße weiterfährst, bist du mental noch auf die höhere Geschwindigkeit eingestellt und neigst dazu, das Tempolimit zu überschreiten. An den Landstraßen finden sich oft Blitzer, gerade in einsameren Gegenden, aber auch häufig Ortschaften, die ihr kommunales Budget durch Geschwindigkeitsmessung aufbessern. Also aufpassen und – siehe oben – Regeln 5 und 6 beachten.
11. Vorsicht am Wochenende
Gerade an schönen Wochenenden ist für Motorradfahrer die Kontrolldichte am größten. Geschwindigkeit und laute Töpfe sind hier die wichtigsten Zugriffspunkte. Je später der Abend – Stichwort Grillpartys und Alkohol – steigt bei den Ordnungshütern (vollkommen zu Recht) noch der Generalverdacht auf Fahren unter Alkohol. Wenn du schon am Wochenende fahren willst (oder nicht anders kannst) und Bussgeld vermeiden willst, nimmt dir lieber Zeit für eine genüßliche Ausfahrt.

Zu spät! Der Blitzer hat schon zugeschlagen.
Fazit
So erregend das Geschwindigkeitserlebnis auf dem Motorrad auch ist: Schnellfahren um jeden Preis und „gut Strecke machen“ sind zweierlei. Es kostet Anstrengung, belastet die Konzentrationsfähigkeit und birgt Sicherheitsrisiken. Wie der Kontrollblick auf die Ankunftszeit auf dem Navi zeigt, schlägt sich eine verstärkte Dampfansage auf der gesamten Tagesstrecke nur in einem überschaubaren Zeitgewinn nieder. Die Kunst besteht eben darin, das Schnellfahren-Können in ein kontinuierlich flottes und dabei verkehrsgerechtes Fahren umzusetzen. Das eingesparte Bussgeld spendiere ich lieber der Kasse an der Tankstelle.
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Aktualisiert am 24/06/2021 von Christian