Motorrad Reiseblog mit Touren, Tipps & Tricks

7 Buchempfehlungen für Motorradfahrer

Sieben Buchempfehlungen für Motorradfahrer aus allen Ecken der Motorradwelt – Lektüre für jede Gelegenheit und jede Jahreszeit

Lesen, Schrauben und Verreisen

Tote Zeiten, wenn die Maschine abgedeckt in der Garage harrt, nähren die Passion des Motorradfahrens. Was mache ich dann? Schrauben und Fachsimpeln sind die Klassiker. Zur Überbrückung gehört aber auch der Griff ins Bücherregal. Aber nicht nur dazu, sondern auch für die Urlaubslektüre unter dem Sonnenschirm oder als Geschenkidee.

Buchempfehlungen für Motorradfahrer

An interessanten Themen zur Lektüre fehlt es nicht: Motorradtechnik, Motorradreisen, der Kosmos von Mensch und Motorrad und vieles mehr. Wie finde ich ein Buch, das ich noch nicht kenne, aber gerne einmal lesen würde? Empfehlungen können hilfreich sein. Meine Wortmeldung hierzu soll es nicht bei dem banalen Internet-Hinweis belassen: „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch.“ Deshalb habe ich einige Titel aus der Motorrad-Literatur herausgesucht, die ich jedem interessierten Motorradfahrer guten Gewissens empfehlen kann. Viel Spaß beim Stöbern, Lesen – und natürlich beim Fahren.

Für die gesamte Motorradkarriere

buchempfehlungen fuer motorradfahrer: bernt spiegel die obere haelfte des motorrads

Der Grandseigneur der deutschen Motorradszene bedarf mit seinem Grundlagenwerk über die Einheit von Fahrer und Maschine eigentlich keiner besonderen Vorstellung. Bernt Spiegel, Psychologe, Marktforscher, Hochschullehrer und zugleich (bis ins hohe Alter) engagierter Motorradfahrer, hat mit seinem Grundlagenwerk Maßstäbe für die Beherrschung des Motorrades gesetzt. Für Fahranfänger wie für Altgediente bleibt das Buch mit seinen Tipps, Anleitungen und Erläuterungen ein unentbehrlicher Begleiter in der Fahrpraxis. Besonders dann, wenn diese durch längere Pausen (gleich welcher Art) unterbrochen war. Für mich ist Spiegels Buch über viele kilometerreiche Jahre hinweg zum Großen Katechismus des Motorradfahrens geworden.

Spiegel, Bernt: Die obere Hälfte des Motorrads : Über die Einheit von Fahrer und Maschine. : Motorbuch, 2015. –ISBN 978-3-613-03775-5. S. 1-308

Für den Fahrstil

motorcycle roadcraft the police rider's handbook

Das Ausbildungshandbuch für die britische Motorradpolizei füllt eine Lücke, die dem deutschen Leser und Motorradfahrer nach Durcharbeitung der 12 klar gegliederten, eindringlich geschriebenen Kapitel erst so recht bewußt wird. Ein Autorenteam aus Psychologen (die auch auf der Insel zu den besten Motorrad-Autoren gehören), Motorradprofis und Polizeipraktikern trimmt in unaufgeregter Weise den Polizeibeamten von der Fahrschule bis zum harten Einsatz mit dem Motorrad. Wie ein Roter Faden zieht sich die Vorgabe durch das gesamte Buch, mit geschmeidigem operativem Fahren ein Höchstmaß an Sicherheit zu verbinden, um den geforderten Einsatzauftrag erfüllen zu können.

Wohltuend ist die klare, unterkühlte Sprache, die das Wort „Geschwindigkeit“ auf der Strecke meidet zu Gunsten von Weisungen wie „make good progress“ oder „consider overtaking briskly“. Dies prägt einen dezidierten, souveränen und zugleich sicherheitsbewußten Fahrstil, um den selbst versierte Motorradfahrer diejenigen beneiden können, die ihn in ihrer täglichen Einsatzroutine verinnerlicht haben.

Hinweis: Die Vorgaben des Handbuchs müssen bei der Lektüre von Links- auf Rechtsverkehr umgedacht werden.

Coyne, Philip ; Foundation, Police: Motorcycle Roadcraft : The Police Rider’s Handbook. Norwich: TSO, 2013. -ISBN 978-0-117-08188-8. S. 1-296

Für die Rennstrecke

keith code a twist of the wrist

Keith Code ist wohl eine der schillerndsten Figuren der Motorradszene. Rennfahrer, Gründer der California Superbike School, Fahrsicherheitstrainer für das US Marine Corps, Alkohol, Scientology und noch mehr. Seine Erfahrungen hat er in mehreren Büchern zusammengefaßt, die nicht nur für die Rennstrecke einen erheblichen Wert besitzen. Handhabung und Nutzung der Streckencharakteristik, Selbstbeobachtung beim Fahren, simultane Analyse des eigenen Handelns, Fahren als integrales Zusammenwirken koordinierter Handlungen, Fokus auf die einfachen Dinge, die viele falsch machen. Codes einfache Sprache und die eingängige methodische Darstellung erweisen sich als hilfreich für den, der diese Erfahrungen in den eigenen Fahrstil und die eigene Fahrpraxis einbringen möchte.

Code, Keith: Der richtige Dreh. Ulm: Motorbuch-Verlag, 2009. –ISBN 978-3-613-03056-5. S. 1-159

Für das Fahrwerk

Buchempfehlungen für Motorradfahrer: benny wilbers werner koch neue fahrwerkstechnik im detail

In keinem anderen Bereich der Motorradtechnik kann man so schnell so viele Fehler machen wie beim Fahrwerk. Mit direkt spürbaren Folgen für Komfort und Sicherheit. Daß sich viele nicht recht an diesen hochsensiblen Bereich herantrauen, schon gar nicht ohne sachkundigen Beistand, ist deshalb allzu verständlich. Damit bleibt es das große Verdienst der beiden Altmeister Benny Wilbers und Werner „Mini“ Koch, den technisch interessierten, aber noch nicht versierten Laien mit den Grundlagen, Tücken und Spielräumen der Fahrwerkstechnik eingehend vertraut zu machen.

Der Leser erfährt von Fahrwerkskonzepten über die Mechanik des Federbeins bis hin zu Abstimmungsmöglichkeiten und Optimierung von Geometrie und Schwerpunkt lückenlos alles, was seinen Wissensdurst stillt und seiner Maschine „Beine macht“. Am Ende hat er nicht nur einen neuen Blick für seine Maschine sondern entwickelt auch ein völlig neues Fahrgefühl. Kein Wunder, daß nach dieser erfüllenden Lektüre so mancher mit Leidenschaft zu Zollstock und Hakenschlüssel greift, um sein Eisenroß noch feinfühliger, geschmeidiger und spurtreuer zu machen.

Koch, Werner ; Wilbers, Benny: Neue Fahrwerkstechnik im Detail. : Wilbers Products, 2001. –ISBN 978-3-929-53417-7. S. 1-95

(Nicht nur) Für Frauen 

Buchempfehlungen für Motorradfahrer: melissa pierson the perfect vehicle

Eine gut aussehende junge Frau mit bürgerlich-urbanem New Yorker Hintergrund erschließt sich über Werkstätten und Männer die Motorradwelt, der sie ein Leben lang verhaftet bleibt. In ihrer stark autobiographisch geprägten Erzählung schildert Melissa Holbrook Pierson ihren langen, mit Erfahrungen und Erlebnissen prall gefüllten Weg auf zwei Rädern: Sie lernt erfolgreich schrauben, mischt sich unter Männerrudel, um an Motorradfestivals teilzunehmen, bringt Tausende von Meilen an der amerikanischen Ostküste hinter sich – auch unter widrigen Bedingungen. Ihrer Ikone Moto Guzzi bleibt sie trotz mancher mechanischer Probleme treu, bis hin zu einer Wallfahrt in die Werkshallen von Mandello di Lario.

Ihre Erzählungen laufen parallel zu bereichernden Betrachtungen über Motorrad fahrende Frauen, Motorrad-Reiseliteratur und die schillernde Umwelt, die sie viele Meilen und Jahre lang durchlebt. Der Schriftsteller, den sie am Ende heiratet, schenkt ihr nicht nur sein Herz, sondern auch die persönliche Freiheit, die sie für ihre Motorrad-Leidenschaft braucht. Auch aus diesem Grunde ist dies ein Buch zum Träumen.

Pierson, Melissa Holbrook: The Perfect Vehicle: What It Is About Motorcycles. New York: W. W. Norton & Company, 2011. –ISBN 978-0-393-07836-7. S. 1-240

Für das Fernweh

robert fulton one man caravan

London 1931 – Bei einem Dinner rutscht dem jungen Amerikaner Robert Edison Fulton auf die Frage seiner Tischdame nach der geplanten Heimreise flapsig heraus: „Ich fahre mit dem Motorrad rund um die Welt.“ Sein Gegenüber, ein britischer Motorradfabrikant, nimmt diese Blitzidee enthusiastisch auf und spendiert ihm eine speziell hergerichtete Maschine dafür. Die Tour durch Mittel- und Südosteuropa und Anatolien ist für den weltläufigen Hochschulabsolventen aus gutem Hause noch halbwegs Routine. Im zu Ende gehenden Kolonialzeitalter sammelt er mit wachem Verstand und scharfen Blick vom Sattel aus Eindrücke in Persien und Afghanistan, die auch heute noch bestürzend aktuell wirken. Sein unbekümmertes, umgängliches Wesen und sein technisches Geschick (als Student hatte er sich ein Auto selbst gebaut) helfen ihm immer wieder aus der Patsche. Wohl versehen mit großzügigen Finanzspritzen seines Vaters, die er am Rande seines Weges auf Banken in Indien, Südostasien, China und Japan einsammelt, rollt er schließlich nach 17 Monaten im heimatlichen New York ein. – Kein Benzingeplauder im üblichen Sinne, sondern ein geographisch-kultureller Ansporn zur Motorrad-Fernreise für alle, die weder sich selbst noch die Probleme zu wichtig nehmen, die sich ihnen unterwegs entgegenstellen. Das Ganze geschrieben mit schlichter Eleganz und einer unterkühlten, fast schon britisch wirkenden Nonchalance.

Fulton, Robert Edison: One Man Caravan. Osceola: Motorbooks, 2016. -ISBN 978-0-760-35330-1. S. 1-352

Für den Kopf

Buchempfehlungen für Motorradfahrer: hansjoerg znoj die psychologie des motorrads

Merkwürdigerweise sind es neben den Ingenieuren vor allem die Psychologen, die sich am intensivsten mit dem Thema Mensch und Motorrad auseinandersetzen. In diese Reihe fügt sich auch der Berner Professor für klinische Psychologie Hansjörg Znoj, wenn er die Frage untersucht: Wie beeinflusst und gestaltet das Motorrad als ‚Gegenstand‘ die Wahrnehmung, das Handeln, die Motivation des Einzelnen? Um diese Frage zu beantworten, kreist er sie von verschiedenen Seiten ein: Motorrad – Fahrer – Hersteller – Kontrolle/Entgrenzung – Umfeld – Fahrfreude. Dabei kommt er zu dem Schluß, daß ein Motorrad vom Fahrer eine vertiefte Auseinandersetzung nicht nur mit der Technik erfordert, sondern auch mit seinem eigenen Verhalten, den Motiven, der Reaktionsfähigkeit, der Aufmerksamkeitssteuerung und der Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber.

Man braucht dieses Buch nicht in einem Zug zu lesen, um Gewinn davon zu haben. Ein Kapitel nach dem anderen bringt durchaus erhellende Einblicke – vor allem auch in das eigene Verhältnis zum Motorrad und der Art, es in die eigene Welt zu integrieren.

Znoj, Hansjörg: Die Psychologie des Motorrads : zur Wechselwirkung von Mensch und Maschine. Bern: Huber, 2011. -ISBN 978-3-456-84895-2. S. 1-192

Für die Katz

robert m pirsig zen and the art of motorcycle maintenance

Robert M. Pirsigs Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten ist ein typisches Beispiel dafür, daß man sich nicht von erfolgreichen Werken blenden lassen sollte, die man angeblich unbedingt gelesen haben müsse. Nach der Lektüre wird verständlich, warum 121 Verlage dieses Buch abgelehnt hatten, bevor es durch die kalifornische Hippie-Kultur in die Bestsellerlisten gespült wurde. Der Zeitenwandel seit den 70er Jahren ist sicher ein Grund dafür. Wichtiger noch erscheint mir die inkonsistente Mischung aus Roman, Autobiographie und philosophischer Abhandlung.

Dieses mit 200.000 Worten sehr satte Werk habe ich mindestens fünfmal wieder beiseite gelegt, dann aber nur zu Ende gelesen, weil ich (im Rahmen einer viel größeren Tour) die Strecke gefahren bin, die die Rahmenhandlung des Buches abgibt: eine 17tägige gemeinsame Motorradtour von Vater und Sohn auf einer 1966er Honda Super Hawk von Minnesota nach San Francisco. Abgesehen davon, daß mir der philosophische Kontext recht verquast erscheint, ist die Verknüpfung der realen und der metaphysischen Ebene wenig schlüssig. Dies verhindert, daß es sich nicht auf jeder dieser Ebenen eindimensional und verlustfrei lesen läßt wie etwa Umberto Ecos Mittelalterroman Der Name der Rose.

Fazit: Man lasse sich nicht von den Schlüsselwörtern Motorcycle und Maintenance blenden. Das ist nur – wenn auch manchmal sehr nettes – Beiwerk.

rothaarige motorradfahrerin mit bmw r 1200 gs bei der rast am flathead river in montana

Auf den Spuren von Robert M. Pirsig: Rast am Flathead River in Montana

Pirsig, Robert M.: Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten: Roman. Berlin: S. Fischer Verlag, 2013. –ISBN 978-3-104-02848-4. S. 1-448

 

Aktualisiert am 28/01/2022 von Christian

Ich freue mich über Deinen Kommentar:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.