Die beste Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland führt durch die Fränkische Schweiz, den Thüringer Wald und den Harz. Was hat sie zu bieten?
Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland
Preisaufgabe:
Wir wollen einem Motorradkumpel, der unser Land nicht so gut kennt, die beste Süd-Nord-Motorradstrecke durch unser Deutschland zeigen.
Dafür sind folgende Vorgaben zu erfüllen:
- Die Tour soll ein eindrucksvolles Bild von Deutschland vermitteln: Mittelgebirge, Flußlandschaften, kulturelle Höhepunkte.
- Sie soll auf jeweils nur einer ausgewählt guten Strecke durch deutsche Mittelgebirge führen.
- Die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke soll sich auf jeweils ein bis zwei Highlights pro Etappe konzentrieren – auch als Anregung für eigene weitere Erkundungen.
- Für die Tour haben wir eine knappe Woche Zeit.
Mein bester Motorradkumpel, das ist mein jüngster Sohn, dem ich einst in Amerika das Motorradfahren beigebracht habe. Unsere Maschinen sind meine Yamaha FJR 1300 und seine Ducati Multistrada 1200 S.
Bei unserer vorangegangenen Tour durch den Bayerischen Wald haben wir schon hohe Maßstäbe angelegt. Wie sieht nun die beste Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland aus?
Streckenplan
Nach sorgfältiger Prüfung aller möglichen Varianten kam bei der Planung folgende Tour heraus:
Passau – Regensburg – Amberg – Fränkische Schweiz – Bamberg – Coburg – Thüringer Wald – Gotha – Bad Salzungen – Kyffhäuser – Harz – Halberstadt – Salzwedel. 734 km
Die zugehörige .gpx-Datei zum Nachfahren findest du hier.
Eine Strecke mit Tradition
Unsere Strecke folgt dem brutalsten Langstreckenritt der Geschichte: Im harten Winter 1714 ritt der schwedische König Karl XII. inkognito in Begleitung eines Offiziers von der Grenze des Osmanischen Reiches im Bogen durch Deutschland nach Stralsund an die Ostsee – 2.150 km in nur 15 Tagen, eine Tagesleistung von 143 km. Am Ziel waren seine Füße so geschwollen, daß ihn ein Barbier aus den Stiefeln herausschneiden mußte. Alter Schwede, Respekt! Aber so toll wollen wir es nicht treiben.

Gedenktafel für Karl XII. an einem Haus in der Váci utca in Budapest (aufgenommen bei einer anderen Tour)
Von Passau zur Fränkischen Schweiz
Passau – Walhalla – Regensburg – Amberg – Sulzbach-Rosenberg. 203 km
Durch das Donautal
Die Dreiflüssestadt Passau schickt uns mit Sonnenschein auf die Reise durch Deutschland. Sie gibt uns ein angenehmes Abschiedsbild mit auf den Weg: Gemächlich fahren wir kilometerlang an dem breit dahin ziehenden Fluß entlang, wenden bisweilen den Kopf nach links, um Schiffen und Wasservögeln nachzuschauen. Allmählich verschwindet der weiß strahlende Dom aus dem Rückspiegel.
Leider müssen wir nach etlichen Kilometern von diesem Bild Abschied nehmen, denn der Sprung von Passau nach Franken stellt den Motorradfahrer vor die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder fährt man über die Dörfer. Hübsch zum Anschauen. Aber das kostet Zeit und bietet nur für diejenigen etwas, die etwas für schöne Wirtshäuser und alte Klöster übrig haben. Oder man schwingt sich auf die A 3, eine der ekligsten Autobahnen, die das deutsche Fernstraßennetz zu bieten hat.
Hartgesotten, wie wir sind, entscheiden wir uns für den Ekel und laufen prompt auf Staus und knüppeldicken LKW-Verkehr auf. 30° Hitze machen das nicht grade angenehmer. Kurz vor Regensburg haben wir dann die Nase voll und weichen auf die Landstraße aus.
Überraschung: Bacchus empfängt uns

Weinselige Stimmung an der Donau. Lovis Corinth, Silen mit Bacchantinnen │ ©Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Als wir auf der St 2125 landen, trauen unseren Augen kaum: Weinberge entlang der Weinroute, der mit 20 km die kürzesten Weinstraße Deutschlands. Zugegeben: Auch als Franke hatte ich noch nie vom Anbaugebiet des „Baierweins“ gehört. Wie auch? Ist er doch wegen seines hohen Säuregehalts berüchtigt. Nicht einmal die im 19. Jahrhundert eingeschleppte Reblaus konnte ihm Schaden antun. Aber ein schöner Anblick sind die Weinberge an den sonnigen Donauhängen schon.
Walhalla: Ein Parthenon der „Kämpfer für die teutsche Zunge“
Sollte ein Ehrenpreis für die freundlichste Parkplatzwärterin Deutschlands ausgelobt werden – die Dame auf dem Parkplatz der Walhalla bei Donaustauf wäre die erste Anwärterin dafür. Sie empfängt uns mit urbayerischem Liebreiz und kümmert sich um unsere Helme und Jacken, die sie sicher in ihrem Hüttchen verwahrt.
Auf dem Kamm des Donauhanges empfängt uns ein gigantisches Parthenon, das König Ludwig I. (der mit der Tänzerin Lola Montez) den „Kämpfern für die teutsche Zunge“ gewidmet hat. Im Schatten der dorischen Säulen lassen wir uns zu einem Picknick nieder, mit faszinierendem Blick über den Lauf der schillernden Donau.
Dann schauen wir uns im Inneren der Walhalla um. Imposante Klenze-Architektur, da gibt es nichts zu sagen. Aber die Auswahl der Bildnisbüsten gibt uns dennoch Rätsel auf. Wenn der Bayerische Ministerrat wieder, wie alle paar Jahre, über Nachbesetzungen entscheidet, sollte er vielleicht einige namhafte Vertreter der liberalitas bavarica berücksichtigen: Karl Valentin vielleicht, oder Franz Xaver Krenkl
Historisches Regensburg
Mit unseren beladenen Maschinen zwängen wir uns durch die winkelige Altstadt von Regensburg. Ein schattiger Parkplatz wartet auf uns vor dem Dom, einer der bedeutendsten Kathedralen in Deutschland neben dem in Köln. Aus der gleißenden Sonne hereinkommend empfängt uns das Kirchenschiff mit tiefem Dunkel. Umso heller leuchten die mittelalterlichen Glasmalereien, die zu den umfangreichsten im deutschsprachigen Raum gehören.
Nachdem wir in wohltuender Kühle unsere Besichtigung beendet haben, stapfen wir schwer in unseren Stiefeln auf die Steinerne Brücke. Mich faszinieren solche Bauwerke immer, genau wie die Alte Mainbrücke in Würzburg, die Karlsbrücke in Prag oder die Brücke über die Drina in Vyschegrad. Über die Brüstung gelehnt genießen wir das majestätische Flußpanorama von Regensburg, ehe wir wieder auf den Anlasserknopf drücken, um erfrischenden Fahrtwind abzubekommen.
Auf Abwegen durch die Oberpfalz
Der bayerische Freistaat scheint es darauf abgesehen zu haben, harmlose Motorradreisende durch weiträumige und ebenso kryptische Umleitungen mit den landschaftlichen Reizen seines Territoriums bekannt zu machen. Deshalb wird zunächst einmal nichts aus einer zügigen Annäherung an unseren ersehnten Gasthof mit eigener Metzgerei und Biergarten in Sulzbach-Rosenberg. Stattdessen irrlichtern wir kilometerweit durch eine Gegend, deren gutturaler Dialekt nicht ganz zu Unrecht an den Rand der Zivilisation gerückt ist. Da – wie noch öfters auf dieser Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland – unser Gasthof Ruhetag hat, lassen wir uns unter dem Schirm eines Restaurants in der hübschen Altstadt nieder.
Von der Fränkischen Schweiz zum Thüringer Wald
Sulzbach-Rosenberg – Fränkische Schweiz – Ebermannstadt – Bamberg Dom und Altstadt – Obermaintal – Coburg Festung. 171 km
Fränkische Schweiz
Kurven, Bier und Wirtsgärten
Die Fränkische Schweiz ist ein Schlupfwinkel des deutschen Gemüts.
— Joseph Victor von Scheffel
Durch sonnengelb wogende Weizenfelder ziehen wir zügig unsere Bahn westwärts. Auf Oberfranken zu, der Region mit der weltweit größten Dichte an Brauereien. Nichts gegen andere deutsche Bierlandschaften – aber war für den Wein in Frankreich das Bordelais, das ist hierzulande für Bier die Gegend zwischen Frankenwald und Steigerwald. Wo man sagt, die Bierkrüge hätten dort noch Sollbruchstellen.
Auf den nächsten 32 Kilometern unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland erwartet uns von der Kreuzung B 2 / B 470 bis Ebermannstadt ein Kurvenparadies. Nicht allein wegen der gewundenen Straßenführung durch das Wiesenttal. Hinter jeder Biegung erfreut uns ein neuer Ausblick auf Burgruinen, malerische Dörfer und festgeklammerte Häuser auf bizarren Felswänden. Und das Beste daran: Auf dieser herrlichen Strecke fahren wir mutterseelenallein, was hier wohl Seltenheitswert haben dürfte.
Zweimal gönnen wir uns einen Halt: Zunächst besuchen wir die Teufelshöhle bei Pottenstein, die sich auf einer Länge von 1,5 km ca. 50 m unter der Erde hinzieht.
Und dann ziehen wir noch die attraktive Steilstrecke nach Gößweinstein hinauf, um die Balthasar-Neumann-Basilika zu besuchen. Bergfahrt und Kirchenbesuch lohnen sich unbedingt. Nicht weniger die Mittagsrast im benachbarten Biergarten, der mit seiner landestypisch gemächlichen Stimmung eine Atmosphäre wie vor 100 Jahren vermittelt.
Über die am Westhang der Fränkischen Schweiz verlaufende St 2260 passieren wir Buttenheim, den Heimatort von Levi Strauss. Dem mit den Jeans, der später in San Francisco beim Gold Rush sein Glück gemacht hat.
Bamberg
Dom und Altstadt
Auf unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland fahren wir nordwärts durch das Regnitztal nach Bamberg hinein. Schon von weitem grüßen uns die Türm des Kaiserdoms und der Stiftskirche St. Michael. Wie in Regensburg buschieren wir auf dem Kopfsteinpflaster durch die Altstadt und parken unsere Maschinen standesgemäß vor dem Bischofspalais.
Nach dieser Etappe empfängt uns die wohltuende Kühle des Doms. Wir besuchen das Grab von Clemens II., das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Und natürlich den Bamberger Reiter aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, das erste lebensgroße Reiterstandbild seit der Antike. Zusammengestückelt aus acht Sandsteinen, eine Technik, die erst die französische Gotik wiederentdeckte.
Coburg
Herzogshaus und Bratwürste
Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
die breite stromdurchglänzte Au.
Ich wollt’, mir wüchsen Flügel.
— Victor von Scheffel, Lied der Franken
Von Bamberg aus folgen wir dem weiten Obermaintal nordwärts. Fahrerisch ist die Strecke wenig spektakulär, aber die Landschaft ist lieblich mit ihren Renaissance- und Barockbauten. An den Berghängen liegen sich die massive Klosteranlage von Schloß Banz und die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen gegenüber. In Staffelstein fahren wir am Haus des Rechenmeisters Adam Riese vorbei.
Aus der Ferne grüßt die breitschultrige Veste Coburg (mit „V“, darauf legt man hier großen Wert), zu der wir wenig später steil hinauffahren. Von ihren massiven Mauern aus genießen wir den weiten Rundumblick nach Süden, wo wir herkommen, und gen Norden nach Thüringen hinein, das wir morgen durchkreuzen wollen.
Die betuliche Herzogsstadt von einst hat sich mit dem Aufstieg eines lokalen Automobilzulieferers zum Weltmarktführer zu einer prosperierenden Mittelstadt gemausert, die stolz auf ihre Vergangenheit und auf ihre Bande zum britischen Königshaus ist. Genauso wie auf ihre typischen, mit Majoran gewürzten Bratwürste.
Unser Quartier haben wir etwas außerhalb in Rödental aufgeschlagen, am Tor zum Thüringer Wald. Für unser leibliches Wohl sorgen wir in einem exzellenten Brauereigasthof mit ausgemacht guter Küche und konkurrenzlos gutem Landbier.
Thüringer Wald
Coburg – Eisfeld – Limbach – Neuhaus a. R. – Ilmenau – Gotha – Bad Langensalza. 141 km
Auf unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland weckt die Fahrt durch den Thüringer Wald in uns heitere Empfindungen: Kurvige Sträßchen winden sich durch lauschige Täler. Zarte Morgensonne färbt die Laubwälder hellgrün. Abwechslungsreiche Flußlandschaften ziehen uns in ihren Bann. Schiefergedeckte Häuser kuscheln sich in malerischen Dörfern aneinander. Straßenverkehr? Fehlanzeige.
Von Eisfeld nach Ilmenau
Wir folgen der B 281 / L 1112 / L 2052 nach Neuhaus am Rennsteig, schwingen innerlich befreit Kurve um Kurve. Es macht einfach Spaß. Dabei haben wir den Rat einer älteren Dame beim Frühstück im Hinterkopf, die uns eindringlich den Besuch des Bunkermuseums in Frauenwald empfohlen hatte. Nun, mal hinfahren kann ja nicht schaden.
Kaum haben wir dort unsere Maschinen auf den Hauptständer gezogen, beginnt auch schon die Führung durch das tiefe Gelaß: den ehemaligen Führungsbunker der Bezirkseinsatzleitung des Ministeriums für Staatssicherheit. Wir gewinnen dort einen realitätsnahen Eindruck vom Mechanismus einer untergegangenen Welt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Was uns in Erinnerung bleiben wird, ist der kolossale Aufwand, der dafür im Interesse der Staatsraison betrieben wurde.
Kurvend, wie wir angekommen sind, schwingen wir auch weiter Richtung Ilmenau. Hinter einer Flußbiegung erhebt sich linker Hand der Kickelhahn in der Mittagssonne. Am 6. September 1780 hielt sich hier Goethe in einer kleinen Schutzhütte auf und schrieb an die Wand: „Über allen Gipfeln ist Ruh …“ An Charlotte von Stein schrieb er danach:
Auf dem Gickelhahn, dem höchsten Berg des Reviers, den man in einer klingernden Sprache Alecktrüogallonax nennen könnte, hab ich mich gebettet, um dem Wuste des Städtgens [Ilmenau], den Klagen, den Verlangen, der unverbesserlichen Verworrenheit der Menschen auszuweichen.
Wer könnte das besser verstehen als zwei motorradfahrende Mavericks, die auf langer Strecke den Alltag hinter sich gelassen haben.
Rätselhaftes Gotha
Bei Ohrdruf verläßt unsere Strecke viel zu früh den Thüringer Wald, aber unsere Streckenplanung läßt es leider nicht anders zu. Eigentlich wollen wir dort noch den Tobiashammer besuchen, ein Industriemuseum. Es ist aber aus „innerbetrieblichen Grunden“ derzeit geschlossen.
Dann wird es in Gotha Zeit für eine ersehnte Kaffeepause. Die Stadt war mir bislang nur von Schulwandkarten (Justus Perthes) und dem Genealogischen Lexikon des Adels („Der Gotha“) geläufig.
Mit der Stadt selbst weiß ich allerdings weniger etwas anzufangen. Die Stimmung kommt uns irgendwie eigenartig vor. Selbst in dem an sich recht netten Gartencafé, in dem unser Getränkewunsch mit dem dezenten Charme der HO schließlich doch erfüllt wird.
Schloß Friedenstein, Residenz der früheren Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha, ist von ansprechender architektonischer Klarheit. Gemessen an der Größe und Bedeutung des Duodezfürstentums erscheint uns die 140 x 110 Meter weite Anlage allerdings reichlich überdimensioniert. Kaum ein anderer Fürst im Rang des Bauherrn verfügte in jener Zeit über eine vergleichbare Residenz. Nachweislich hatte der Regent „moralische Gewissensskrupel“, als er den Bau in Auftrag gab. Die Größe von Friedenstein stellt jedenfalls selbst Buckingham Palace in den Schatten, das als früheres Zentrum eines Weltreiches mit 108 x 120 m wesentlich bescheidener ausfällt.
Bad Langensalza
wird unser nächstes Quartier auf unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland. Am Rand des Kurparks sind wir gut untergebracht. In einem Lokal in der hübsch hergerichteten Altstadt verpflegt man uns bis an die Grenze unseres Fassungsvermögens, das aber sehr gut.
Die Überbleibsel unseres Diners begleiten uns als „HO-Schnitte“ durch den kommenden Tag.
Durch den Harz
Bad Langensalza – Kyffhäuser – Harzgerode – Quedlinburg – Halberstadt. 146 km
Die Einstimmung auf unsere Harz-Etappe verläuft sanft auf der B 249 / B 4 / L 1034 über Sondershausen und Bad Frankenhausen zum Kyffhäuser. Mit der B 85 folgt zwischen Bad Frankenhausen und Kelbra eine 15 km lange Serpentinenstrecke, auf der man es richtig krachen lassen kann. Schließlich haben unsere neuen Reifen noch ein klein bißchen Platz auf den Schultern.
Der schlafende Kaiser
Auf der Bergeshöhe biegen wir ab zum Kyffhäuser-Denkmal, um den Rundblick über das weite Land zu genießen.
Es präsentiert sich uns als eine Art wilhelminischer Hochbunker aus rustiziertem Buntsandstein. Damit ist es nicht unähnlich dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, das wir auf unserer vorangegangenen Tour gesehen haben.
Bei matten 32° stapfen wir in unseren Motorradklamotten bergan und finden erfrischende Kühle im Inneren des Denkmals. Ganz in der Nähe von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa). Der Sage nach verweilt hier solange schlafend in einer Höhle bis zu dem Tag, an dem Raben herbeigeflogen kommen, um ihm mitzuteilen, daß Deutschland in seiner Not seine Hilfe braucht. In der gleißenden Sonne halten wir Ausschau nach den schwarz gefiederten Freunden.
Auf der L 234 / 235 schlängeln wir uns den Harz hoch bis Harzgerode. Die Strecke bietet zwar nicht die fahrerischen Schmankerln, mit denen uns vorher der Bayerische Wald verwöhnt hat. Aber sie ist landschaftlich wunderschön und sehr gut zu fahren. Zumal wir – auch in diesem Mittelgebirge wieder – fast vollkommen allein unterwegs sind. Dieses Fahrgefühl setzt sich fort auf der B 185 / L 243 bis Quedlinburg.
Da der Harz den Motorradfahrer mit zahlreichen attraktiven Motorradstrecken lockt, lohnt es sich wirklich, in einer der hübschen historischen Städte rundum das Basislager aufzuschlagen und diese Strecken in Tagestouren abzufahren.
Quedlinburg
Unübersehbar ragen schon von weitem die Türme der Stiftskirche St. Servati über die historische Altstadt von Quedlinburg hervor. Sie empfängt uns mit Kopfsteinpflaster, über das wir bis zu unserem Parkplatz am Fuße des Schloßberges ruckeln.
Kaiser Heinrich I., dessen Königserhebung sich 2019 zum 1100. Male jährt, wurde hier begraben. Auf seinen Spuren begeben wir uns in die romanische Stiftskirche St. Servatii. Vom erhöhten Ostchor aus erschließt sich uns die majestätische Größe des Kirchenschiffs. Wir beschließen, bei anderer Gelegenheit einmal die kunstvollen Kapitelle im Einzelnen zu betrachten. Dafür nehmen wir uns aber heute die Zeit zur Besichtigung des Domschatzes.
Nicht fehlen darf natürlich ein Rundgang durch die historische Altstadt. Sie ist fast puppenstubenmäßig renoviert, was sie nach jahrzehntelanger Verwahrlosung redlich verdient hat. Bevor wir für die letzten 15 km wieder den Motor anwerfen, gönnen wir uns noch einen Eiscafé auf dem Marktplatz und schauen dem sommerlichen Treiben zu.
Halberstadt
Letzte Station unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland ist ein nettes Fachwerkhotel am Rande der Altstadt von Halberstadt. Mit Biergarten und nachts abgeschlossenem Hof für unsere Motorräder.
Nach einer gepflegten Abendmahlzeit machen wir einen Rundgang innerhalb des historischen Mauerrings. Dabei versuchen wir eine Vorstellung davon zu gewinnen, welche Verwüstungen der verheerende Bombenangriff in den letzten Kriegstagen angerichtet haben muß.
Auf der letzten Etappe unserer Süd-Nord-Motorradstrecke durch unser Deutschland erfaßt uns eine spürbare Melancholie, daß unsere gemeinsamen 2.000 Kilometer durch Deutschland nunmehr enden. Deshalb legen wir gemeinsam mit innerlichem Schweigen die letzten paar Dutzend Kilometer bis zu jener Straßenkreuzung zurück, von der aus jeder von uns wieder an seinen Heimatort fährt.
Aber wir haben uns fest vorgenommen, uns von dem Gesehenen und Erlebten zu weiteren gemeinsamen Touren anregen zu lassen. Schließlich bleibt mir auf der langen Geradeausfahrt durch die einsame Altmark genug Muße, all das Schöne noch einmal zu rekapitulieren, das wir in dieser Woche zusammen erfahren und erlebt haben. Ja, es war die beste Süd-Nord-Motorradstrecke durch Deutschland. Und vor allem eine, die jeden von uns zu vielen weiteren Unternehmungen angeregt hat.
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Aktualisiert am 07/08/2023 von Christian